Auch ich weiß ein schönes Dialektwort für das letzte Glas im Stehen. Es stammt aus Neustadt bei Coburg und heißt Trampelmass, gesprochen »Trompelmouss« (mit diphthongiertem ou). Es ist das Bier, das man bei Kneipenschluss noch schnell im »Trampeln« vor der Theke trinkt.
Im (Ober-)Fränkischen spricht man vom Gehseidel (ein Seidel ist eine Halbe) oder Gehseidla, wenn man für den Nachhauseweg noch ein Flaschenbier erwirbt. Auch beliebt: das Reiseseidel für die Heimreise. Am nächsten Morgen hingegen hilft ein Reparaturseidel gegen den ersten Kater. Im Grunde nix anderes als anderswo das Konterbier, klingt nur schöner (und schmeckt besser, am besten zum Schäuferla).
In der ZEIT Nr. 36/15 wurde der Wortschatz »Schlürschluck« als Ausdruck für den Abschiedstrunk am Ende einer geselligen Runde veröffentlicht. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch ein weiteres Wort beisteuern: Bei uns nimmt man noch einen Absacker, bevor man sich von Freunden verabschiedet und heimgeht.
Wenn man mit Freunden einen schönen Abend verbracht hat, aber sich doch irgendwann auf den Weg machen muss, lässt sich zum Abschied noch ein Schlürschluck trinken. Schlüren bedeutet in meiner westfälischen Heimat so viel wie bummeln, langsam gehen. Also, ehe ich nach Hause bummele, gibt es noch den Abschiedstrunk, one for the road.
Meine Großeltern hatten am linken Niederrhein ein Anwesen mit großem Garten, überlebenswichtig für die ganze Familie in der schlechten Zeit. Es wurde viel Gemüse angebaut. Und ich erinnere mich, dass zur Reifezeit ein großer Möschejeck aufgestellt wurde, der nicht nur durch sein gruseliges Aussehen, sondern auch durch vom Wind verursachte schauerliche Geräusche die kostbaren Erträge vor dem Zugriff der Vögel schützen sollte.
Vor Kurzem ist unsere Familienkatze gestorben. Ihre Anwesenheit fehlt uns allen sehr. Wehmütig erinnerte ich mich etwa nach dem Einkauf daran, wie gerne sie frische Champignons naschte und dabei sogar die Plastikverpackung aufknabberte, wenn frau diese unbeaufsichtigt auf der Arbeitsplatte stehen ließ. Ich teilte diese Erinnerung mit meinem Mann, um wenig später, als ich mich ans Kochen machte, eine aufgerissene Packung mit angeknabberten Champignons vorzufinden. Da musste ich trotz aller Trauer lachen.
Ich träume manchmal von weißen, südlichen Stränden und türkisblauem Meer. Aber dann kommt etwas dazwischen, etwas, das den Wunsch verblassen lässt. Die Sehnsucht nach einem nicht ganz so weißen Strand, an dem es manchmal regnet, und nach einem Meer, das wild und eigentlich ziemlich dreckig ist. Die Sehnsucht nach dem Geruch von Heide und Hotdogs. Nach einem Wind, der einem die Haare um die Ohren weht. Meine Dänemarksehnsucht. Sie wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt: Das Baby auf dem ersten Bild bin ich, zusammen mit meiner Mama. Im Sommer 1994 waren wir auf einem dänischen Bauernhof, und auch danach verbrachten wir viele Urlaube in Dänemark, immer in unterschiedlichen Ferienhäusern. Vergangenes Jahr war es dann, zufällig, wieder ein Bauernhof, genau wie 20 Jahre zuvor. Ein Sehnsuchtsort ist sicher eines der schönsten Dinge, die man als Kind bekommen kann und nie wieder verliert.