Neulich mailte mir meine Mutter (76 Jahre), die ursprünglich aus Südtirol kommt: »Mein Liebes, Du brauchst heute Abend gar nicht versuchen bei mir anzurufen, ich bin auf der Schellrodl.« Was für ein treffendes Wort, um sich vorzustellen, wie jemand sich einen vergnügten Abend macht! Vergleichbar mit einer ausgelassenen Schlittenfahrt den Berg hinunter, begleitet vom Klang ganz vieler Glocken und Glöckchen.
Auf dem ersten Foto sehen Sie meine Frau Renate bei ihrer Einschulung im Jahre 1956. Sie steht vor ihrem Elternhaus – das auf dem Foto nicht zu sehen ist – auf der Straße namens Pastorsbusch in St. Tönis bei Krefeld. Im September 2012 habe ich meine Frau an ihrem letzten Schultag fotografiert – nach mehr als vierzig Jahren Lehrertätigkeit. Und zwar auch auf dem Pastorsbusch. St. Tönis heißt inzwischen Tönisvorst. Und statt der Schultüte hält meine Frau ihre Schultasche in den Händen.
Nach einem langen Gartenaufräumtag sitze ich mit leichten Rückenschmerzen im Lesesessel, daneben mein lieber Mann, auch etwas »rückenmarod«. Jeder von uns hat ein Glas herrlichen Lagrein Riserva in der einen Hand und einen Teil der Zeitung in der anderen. Der alte Hund Didi schnarcht, eine Fliege summt.
Das gleichmäßige Ticken meiner hölzernen russischen Schachuhr, hergestellt in den fünfziger Jahren, benutzt im Leningrader Schachclub von den führenden Großmeistern, erworben 1992 in Petersburg anlässlich eines Amateurturniers. Welch ein Gegensatz zu den seelenlosen digitalen Geräten aus Hartplastik, die heutzutage stumm ihren Dienst verrichten!
Einen Teil der Ferien verbringen meine beiden Enkel immer bei mir. Sie fühlen sich in meinem Haus und im Garten sehr wohl. Spontan fragt der sechsjährige Linus, der Jüngere von beiden: »Omma« – sie kommen aus dem Pott –, »wer bekommt dein Haus mal?« Ich antworte: »Na, ihr, meine Familie!« Längere Pause. »Omma, wann stirbst du?«
Es gibt im Wienerischen viele treffende Begriffe. Eines meiner Lieblingswörter ist Schmähtandler. Ein Tandler ist ein Händler; der »Schmähtandler« also jemand, der mit Scherzen handelt. Das Wort hat etwas Weiches und Liebevolles. Manchmal nenne ich meine Tochter »Schmähtandlerin«, wenn sie fälschlicherweise behauptet, sie habe bereits Zähne geputzt.
Nachdem ich drei Monate mit einem Mädchen via WhatsApp gechattet hatte, kam ich auf die Idee, das bisher Geschriebene an mein eigenes E-Mail-Postfach zu senden und auszudrucken. Dies ergab dann die erstaunliche Menge von 175 DIN-A4- Blättern. Als ich den Stapel Papier vor mir liegen sah, wollte ich das Ganze auf eine andere Ebene bringen. Ich ging in den Wald und hängte die Blätter an einer Schnur (unglaubliche 35 Meter) zwischen den Bäumen auf. Bei unseren Eltern gab es ja noch Brieffreundschaften, dachte ich, als der Wind ein leises Rauschen erzeugte.
Erste Herbsttage: Jonagold, neue Ernte. Behutsam setze ich das Messer an. Kann ich die Schale in einem einzigen langen Kringel lösen? Nein, sie bricht. Aber ein anderer Kreis schließt sich, ganz unverhofft: Für einen Wimpernschlag sitze ich wieder neben dem Großvater. Er hat den großen Kringel mühelos geschält. Und reicht mir Apfelschnitz um Apfelschnitz.