Meine Mutter hat, soviel ich weiß, während unserer Kindheit keine Elternratgeber gelesen. Sie schenkte die Zeit, die sie hatte, uns Kindern lieber direkt: meinem Bruder und mir. Auch das Modewort »Entschleunigung« kannte sie nicht. Aber wenn wir morgens geweckt wurden, dann mussten wir nicht gleich aufspringen. Nein, wir durften ausbutzeln. Kein harsches »Aufstehen! Mach hinne!« vermieste uns den beginnenden Tag. »Ausbutzeln«, das bedeutete, langsam in den Tag hineinzublinzeln, sanft wach werden zu dürfen. Sich zu strecken und dann die ersten Gedanken auf den neuen Tag zu richten. Nach zehn Minuten wurden wir freundlich noch mal geweckt, und dann war alles ganz einfach.
Ein langer Tag am Schreibtisch liegt hinter mir. Körper und Geist sind übermüdet. Ach, soll ich jetzt wirklich noch zur Kantorei gehen? Nach 120 Minuten Mozart sind mir neue Lebensgeister zugewachsen!
Jeden Morgen fahre ich auf dem Weg zur Arbeit an einem großen Graffito vorbei: »HABEN ODER SEIN?«, in großen Lettern auf knallrotem Untergrund. Jeden Morgen die Erinnerung daran, die Prioritäten im Leben immer wieder zu hinter fragen. Herzlichen Dank dem Sprayer!
Es muss etwa achtzig Jahre her sein, da bekam meine Mutter von einer Tante eine kleine Kleepflanze geschenkt. Sie brachte diese mit in ihre Ehe. Als meine Mutter starb, war ich fünf Jahre alt. Meine Stiefmutter hegte das Pflänzchen, und als ich begann, in die Welt hinauszuziehen, nahm ich es mit. Nun erfreut mich mein Klee, stattlich herangewachsen, jedes Jahr den ganzen Sommer mit seiner Blütenpracht und erinnert mich an meine beiden Mütter.
Ein junger Berliner kommt mir lächelnd entgegen: »Hallo, Mutti, wie geht’s?« – »Gut«, erwidere ich lachend. Darauf er: »Na prima!« Und wir eilen weiter.
Mein Sohn erzählt mir am Telefon, dass er sein vor wenigen Tagen geborenes Patenkind besuchen wird. »Ich weiß ja, dass für alle Eltern ihr Baby das schönste der Welt ist. Was sag ich bloß, wenn das kein hübsches Baby ist?« Wenige Tage später ruft er erneut an: »Mama, ich bin so froh, dass ich nicht lügen musste!«
Auf einer Hüttenwanderung durch Norwegens grandiose Gebirgswelt Jotunheimen lerne ich Tomas Espedal kennen, den Autor von Gehen oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen. Eine faszinieren de Begegnung beim Gehen!
Meine Kritzelei entstand während einer Schulkonferenz. Ich kann besser zuhören, wenn ich mitmale. Und deshalb hatte ich plötzlich dieses Bild aus acht Tieren auf dem Papier.
Eigentlich nur für ein Fotoprojekt auf die Hallig gekommen, jetzt seit dem 30. August ganz offiziell eine von neun Einwohnern sein! Nach Hause nicht mehr im Linienbus, sondern per Linienschiff fahren und am Abend mit den weltnettesten Nachbarn auf ein Bier im Garten sitzen, dem Gezeter der Austerfischer lauschen und keine Wünsche mehr haben.