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Ausbutzeln: Mein Wort-Schatz

Meine Mutter hat, soviel ich weiß, während unserer Kindheit keine Elternratgeber gelesen. Sie schenkte die Zeit, die sie hatte, uns Kindern lieber direkt: meinem Bruder und mir. Auch das Modewort »Entschleunigung« kannte sie nicht. Aber wenn wir morgens geweckt wurden, dann mussten wir nicht gleich aufspringen. Nein, wir durften ausbutzeln. Kein harsches »Aufstehen! Mach hinne!« vermieste uns den beginnenden Tag. »Ausbutzeln«, das bedeutete, langsam in den Tag hineinzublinzeln, sanft wach werden zu dürfen. Sich zu strecken und dann die ersten Gedanken auf den neuen Tag zu richten. Nach zehn Minuten wurden wir freundlich noch mal geweckt, und dann war alles ganz einfach.

Leonore Pastewka, Glinde bei Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein langer Tag am Schreibtisch liegt hinter mir. Körper und Geist sind übermüdet. Ach, soll ich jetzt wirklich noch zur Kanto­rei gehen? Nach 120 Minuten Mozart sind mir neue Lebensgeister zugewachsen!

Annelen Ottermann, Mainz

 

Was mein Leben reicher macht

Jeden Morgen fahre ich auf dem Weg zur Arbeit an einem großen Graffito vorbei: »HABEN ODER SEIN?«, in großen Let­tern auf knallrotem Untergrund. Jeden Morgen die Erinnerung daran, die Priori­täten im Leben immer wieder zu hinter­ fragen. Herzlichen Dank dem Sprayer!

Karola Plumridge, Königstein

 

Aus meinem Garten

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Es muss etwa achtzig Jahre her sein, da bekam meine Mutter von einer Tante eine kleine Kleepflanze geschenkt. Sie brachte diese mit in ihre Ehe. Als meine Mutter starb, war ich fünf Jahre alt. Meine Stiefmutter hegte das Pflänzchen, und als ich begann, in die Welt hinauszuziehen, nahm ich es mit. Nun erfreut mich mein Klee, stattlich herangewachsen, jedes Jahr den ganzen Sommer mit seiner Blü­tenpracht und erinnert mich an meine beiden Mütter.

Agnes Mom, Nürnberg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein junger Berliner kommt mir lächelnd entgegen: »Hallo, Mutti, wie geht’s?« – »Gut«, erwidere ich lachend. Darauf er: »Na prima!« Und wir eilen weiter.

Renate Büchner, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Sohn erzählt mir am Telefon, dass er sein vor wenigen Tagen geborenes Paten­kind besuchen wird. »Ich weiß ja, dass für alle Eltern ihr Baby das schönste der Welt ist. Was sag ich bloß, wenn das kein hüb­sches Baby ist?« Wenige Tage später ruft er erneut an: »Mama, ich bin so froh, dass ich nicht lügen musste!«

Roswitha Petersen, Würselen

 

Was mein Leben reicher macht

Auf einer Hüttenwanderung durch Nor­wegens grandiose Gebirgswelt Jotunheimen lerne ich Tomas Espedal kennen, den Autor von Gehen oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen. Eine faszinieren­ de Begegnung beim Gehen!

Franz-Josef Nett, Gerolstein, Eifel

 

Die Kritzelei der Woche

von
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Meine Kritzelei entstand während einer Schulkon­ferenz. Ich kann besser zuhören, wenn ich mit­male. Und deshalb hatte ich plötzlich dieses Bild aus acht Tieren auf dem Papier.

Britt Goedeking, Neunkirchen

 

Was mein Leben reicher macht

Eigentlich nur für ein Fotoprojekt auf die Hallig gekommen, jetzt seit dem 30. Au­gust ganz offiziell eine von neun Einwoh­nern sein! Nach Hause nicht mehr im Li­nienbus, sondern per Linienschiff fahren und am Abend mit den weltnettesten Nachbarn auf ein Bier im Garten sitzen, dem Gezeter der Austerfischer lauschen und keine Wünsche mehr haben.

Annabelle Fürstenau, Hallig Gröde