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Schildbürger

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Schon bei meinem ersten Aufenthalt in Florenz im April dieses Jahres sind mir etliche, von einem Unbekannten neu gestaltete Verkehrszeichen aufgefallen. Als ich nun im September wieder dort war, habe ich festgestellt, dass inzwischen noch mehr Motive hinzugekommen sind.

Marina Baier, Springe-Bennigsen

 

Teure Dame

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Ich habe keine Ahnung, was es mit dieser Rechnung auf sich hat, die ich im Nachlass meines Vaters (Geburtsjahrgang 1913) fand. Eines steht jedenfalls fest: Der dem Anlass entsprechend gepflegte Herr mit roter Halsbinde hat sich im Jahr 1935 um 0,50 Reichsmark verrechnet. Ob es seine Tanzstundendame war, die den Irrtum (mit Bleistift) korrigierte?

Renate Steinhorst, Bamberg

 

Was mein Leben reicher macht

Wir leben in einer eher rauen Gegend. Doch eines der ausgesäten Dillkörner wuchs zu einer großen Pflanze mit zahlreichen Dolden heran. Gestern entdeckte ich an der kahlen Pflanze fünf wunderschöne Raupen: gelb, mit schwarzen Streifen, in denen rote Punkte sind. Gleich nachgeschlagen: Es werden Schwalbenschwänze! Da verzichten wir gern auf den Dill, den sie uns weggefressen haben.

Tamara Hasselblatt, Grävenwiesbach, Taunus

 

Was mein Leben reicher macht

In einer Woche geht es los, die Spannung steigt. Überall Kartons. Möbel werden auf den Sperrmüll getragen. Am Samstag der große Umzug: Mit meiner Frau und unserer gemeinsamen Tochter von 18 Monaten, die alles tapfer erträgt, was da um sie herum geschieht, gehen wir das Abenteuer Auslandsstudium in Kopenhagen an. Ich bin so glücklich, dass ich das mit den beiden Damen meines Lebens erleben darf.

Tilman Yngve Wappler, Offenbach/Main

 

Herbstwahl

(sehr frei nach Rainer Maria Rilke, »Herbsttag«)

Hey Mann: Der Sommer war zu kurz und verdammt heiß!
Zum Glück finden wir nun überall Schatten,
und der Wind kühlt unsere erhitzten Gemüter.

Die Bäume hängen voll mit leckeren Früchten.
Wir nehmen uns noch ein paar Tage frei für den Süden
und freuen uns auf den süßen, schweren Wein.

Gott sei Dank: Wir haben ein großes Haus und bauen uns
keines mehr,

Zum Glück sind wir auch nicht allein.
Wir schlafen lange, lesen ein wenig und schreiben
unseren Freunden kurze E-Mails.
Durch die Einkaufspassagen schlendern wir ganz cool
hin und her, wenn die letzten zerfetzten Wahlplakate im
Wind treiben.

Rudi Thal, Leutenbach

 

Was mein Leben reicher macht

Scrabbeln. Scrabbeln mit meinem Mann, Scrabbeln online, Scrabbeln mit den beiden Enkeln. Scrabbeln mit Schülern in einer Projektwoche an einer Schule, Scrabbeln mit Senioren im Seniorenbüro Neumünster, Scrabbeln mit Freunden…

Edelgard Lessing, Neumünster

 

Wiesengrund: Mein Wort-Schatz

In meiner Kindheit hörte ich zuweilen meine Mutter bei der Arbeit singen: »Im schönsten Wiesengrunde ist meiner Heimat Haus …« Das Wort Wiesengrund gefiel mir und blieb mir im Gedächtnis. Jahrzehnte später hörte ich das Wort wieder: In der Unfallklinik Murnau kümmere ich mich ehrenamtlich um Patienten wie den querschnittsgelähmten Herrn G. Aufgrund einer Komplikation war er monatelang ans Bett gefesselt. In dieser Zeit hat er mir viel aus seinem Leben erzählt – von seiner Familie, von sonntäglichen Wanderungen in seiner schwäbischen Heimat, von einem Wiesengrund, auf den er von einem Hügel hinabblicken konnte. Aufgrund seiner Behinderung sind die meisten dieser Orte für ihn heute unerreichbar. Herr G. las viel; niemals hörte ich ihn klagen. Er erträgt seine Krankheit mit Würde und Geduld.

Wiesengrund – ich stelle mir vor: ein grünes, schattiges Tal, ein gewundener Bachlauf, die Ufer gesäumt von Erlen und Weiden. Das laut Duden »veraltende« Wort wird wohl bald ganz vergessen sein. Doch seit ich es von dem schwerbehinderten Herrn G. wieder hörte, erinnert es mich an Kindheit und eine noch junge singende Mutter, an Heimat und Sommer, an die Schönheit auch des Alltäglichen, an das Glück eines ganz normalen Lebens.

Karin von der Saal, Murnau, Oberbayern

 

Zeitsprung: Sternenspuren

Beim Fotografieren fasziniert mich die Veränderung der Natur im Zeitablauf. Das Bild links habe ich im November 2011 an einem Bergsee in Tirol aufgenommen. Der Berg im Hintergrund ist die Hohe Salve. Die Wolken werden vom Licht der Stadt Wörgl beleuchtet. Das Bild rechts zeigt die Spuren der Sterne am Himmel rund um den Polarstern. Es entstand in den 150 Minuten nach der ersten Aufnahme durch eine Serie von Belichtungen im 30-Sekunden-Takt, die, übereinandergelegt, die Bewegungen der Himmelskörper dokumentieren.

Thomas Laiminger, Brixen, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Vier wunderbare Jahre in unserer Studenten-WG, nun zieht meine Mitbewohnerin aus. Wir stehen im leeren, frisch gestrichenen Zimmer und schauen uns traurig an. Die Erinnerungen bleiben.

Julia Bender, Konstanz