Das immerfort öde, armselige, fantasielose Phrasengedresch, mit dem Regierungen unterschiedslos ihre Hilflosigkeit zu kaschieren versuchen. Es tut mir wohl, weil es mein bescheidenes Sein im Vergleich zu unheimlicher Größe hebt.
Äthiopien, ach, Äthiopien! Das Land, in dem ich als Sohn eines Kaffeehändlers geboren wurde und die ersten sieben Jahre meines Lebens verbrachte, hat mich immer fasziniert, interessiert und gefesselt. (Das Bild von damals zeigt mich zwischen meinem Bruder und meiner Mutter.) Nach über 40 Jahren war es schließlich so weit: ich reiste wieder nach Addis Abeba und fand sogar unser altes Haus wieder. Vieles hat sich seitdem verändert: Das Haus ist jetzt die Zentrale einer Logistikfirma. Der Garten wurde der Straßenverbreiterung geopfert, und die Türen und Fensterläden sind nicht mehr grün, sondern blau. Geblieben ist aber die vertraute Struktur der Steine. Und die Treppe mit dem breiten Absatz.
Deutschunterricht, Dienstagvormittag. Impression, Analyse, Interpretation – Gedichte können sehr trocken sein. In solchen Momenten greift man doch gerne zum Kugelschreiber und lässt seiner Fantasie freien Lauf. So ging es mir zumindest, und das kam dabei heraus.
Montags tue ich immer ungehöriges. Ich »stecke meine Nase in fremder Leute Angelegenheiten«. Das war damals bei uns zu Hause absolut verpönt. Und nun, fast 60 Jahre später, tauche ich im Deutschen Tagebucharchiv ehrenamtlich und im Dienst der Wissenschaften tief ein in das Leben anderer Menschen. Mit Begeisterung, Anteilnahme und – ich gestehe es freimütig – mit großem interesse. Vor den Augen meiner Kolleginnen und Kollegen – und natürlich auch vor meinen – bleibt nichts verborgen. Wenn das meine Mutter wüsste!
An einem »geheimen« Briefkasten inmitten eines Holunderstrauches meiner Angebeteten die letzte Seite der ZEIT zukommen zu lassen. Unter Was mein Leben reicher macht handschriftlich hinzugefügt: »Du!« und mich diebisch zu freuen, wenn dafür dann ein Blumenstrauß als Antwort auf mich wartet.
Dieses Foto habe ich kurz vor meiner Abreise auf dem Busbahnhof von Prag geschossen. Da ich keine Eile hatte, wollte ich den Eindruck von wortwörtlich »zeitloser« Kunst gern festhalten. Die fehlenden Zeiger auf den Ziffernblättern müssen eigentlich gar nicht mehr nachgerüstet werden, denn an jedem Bussteig wird die Zeit sowieso digital angezeigt. So bliebe die Uhr in der Mitte des Platzes ein Hingucker, der wartende Reisende zum Schmunzeln und nachdenken bringt.
Am Montagmorgen in Richtung Wald unterwegs zu sein, dabei auf einer verwitterten Holzbank ein gewundenes Haarkränzchen aus Wiesenschaumkraut zu sehen. Liegen gelassen, offenbar am Wochenende entstanden, etwas angewelkt, sehr idyllisch – und wie aus einer anderen Zeit. Es macht mich glücklich, diesem romantischen Bild nicht in einem Country-Life-Style-Magazin zu begegnen, sondern doch noch im richtigen Leben. Es ist Frühling…
Das Telefon läutet. unsere Tochter Charlotte, 19, berichtet glücklich-aufgeregt, dass sie mit der Bahn-App auf ihrem Handy ihre Fahrkarte nach Bullay jetzt selbstständig bestellen kann – mit Sprachausgabe. Charlotte ist schwerbehindert und besucht eine Blindenschule in Stuttgart.
Neulich war ich Gast bei einer großen Hochzeit auf dem Land. Nach der Trauung sollte es in geordneter Abfolge zum Festessen gehen. Die Blumenkinder vor dem Brautpaar waren aufgestellt, und die Hochzeitsgesellschaft formierte sich, als ein Donnergrollen das ganze Vorhaben zunichtemachte. im Schweinsgalopp wurden die Blumenkinder selbst von der Oma mit Rollator überholt. Als wir im Lokal angekommen waren, gingen die ersten Regentropfen nieder. Bis dahin kannte ich das Wort nur aus der Politik, wenn ein Gesetz im Schweinsgalopp durchgeht. Siehe Atomausstieg. Drohende Wolken sorgen manchmal für schnelle Entscheidungen.