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Was mein Leben reicher macht

Auch jetzt noch, 35 Jahre später, empfinde ich es als das größte Lob meines Lebens. Es war Weihnachten, unser Sohn war vier Jahre alt, und das neue Spielzeug war natürlich das Größte. Dann aber, als wir beim Essen saßen, kamen die Worte von ihm, die mir bis heute gegenwärtig sind: »Feiern andere Familien eigentlich auch so schön Weihnachten wie wir«?

Rüdiger Ries, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Ich bringe ein bunt beklebtes Päckchen zu unserer Poststelle. Dort lädt gerade ein Paketbote große und kleine Pakete in sein gelbes Postauto, schließt die Tür, fertig zum Losfahren. Als ich am Schalter an der Reihe bin, sehe ich ihn an der Seite stehen, wartend. Nun ist mein Päckchen frankiert. Da nimmt er es, lacht mich an und sagt: »Es soll doch noch rechtzeitig ankommen, oder?« Ich bin gerührt von dieser Aufmerksamkeit eines fremden Menschen. Mitten im Getriebe der Vorweihnachtszeit!

Gisela Voß, Paderborn

 

Was mein Leben reicher macht

Das Weihnachtslied Oh holy night (»Po Hemolele«) in der englisch-hawaiianischen Version von Willie K. Das zaubert mir Gänsehaut auf den Körper und Tränen in die Augen.

Inken Köhler, Tübingen

 

Das ist mein Ding

1962 bekam ich als kleiner Junge ein Gleisoval und diese Lokomotive mit zwei Waggons. In den Jahren danach durfte ich meine Modelleisenbahn immer zu Weihnachten im Wohnzimmer aufbauen und für ein paar Wochen stehen lassen. 50 Jahre später spiele ich mit meinem Enkel wieder mit dieser Modellbahn. Die kleine Lokomotive riecht nach Feinmechaniköl, Metall, Elektrik und Kohlenabrieb, doch für mich riecht sie immer noch nach Spielen, Weihnachten, Schnee, Schlittenfahren und Kindheit.

Rolf Neddermann, Remshalden-Grunbach, Baden-Württemberg

 

Hanebüchen: Mein Wort-Schatz

Wenn ich als Kind meiner Fantasie freien Lauf ließ und meinen Eltern Geschichten auftischte, die ich meistens noch während des Erzählens erfand, nannten sie das hanebüchenen Unsinn. Dieses Wort reizte mich damals immer zum Lachen, es klang so witzig, verstümmelt und verdreht, als stamme es aus einer anderen Sprache. Und es klingt immer noch aus der Kindheit herüber, wie ein erfundener Begriff, den man nicht ernst nehmen kann und der deshalb genau zu seinem Sinn passt.

Wilfried A. Faust, Bajamar, Teneriffa

 

Was mein Leben reicher macht

Der junge Obdachlose war zu bescheiden. Er hatte nichts von den Sachen erwischt, die ich verteilt hatte. Und doch kam er auf mich zu, als mein letzter Schlafsack den Besitzer gewechselt hatte: »Hallo, entschuldigen Sie bitte. Ich wollte mich nur bedanken, dass Sie an uns denken. Ich wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest.« Was kann man da antworten? Danke gleichfalls?

Ingeborg Kluth, Bad Honnef

 

Zeitsprung: Bescherung – geschlechtsspezifisch

Diese beiden Fotos fielen mir jetzt beim Aufräumen wieder in die Hände. Als wir Weihnachten 1993 unsere Tochter beim Spielen mit dem neuen Puppengeschirr fotografierten, erinnerte ich mich, dass es von mir ein ähnliches Foto gab. So hatte sich in 30 Jahren an der geschlechtsspezifischen Erziehung, zumindest was die Weihnachtsgeschenke anbetraf, offensichtlich nicht viel geändert. Inzwischen ist die Tochter aus dem Haus, und ich freue mich darauf, wenn ich von ihrem Kind, das sie hoffentlich mal bekommen wird, gleich Tochter oder Sohn, auch wieder so ein Bild werde machen können.

Christiane Hasselmeier, Stuttgart

 

Der Wunschzettel

Im Herbst letzten Jahres ist mein 90-jähriger Vater verstorben. In seinen Papieren und Aktenordnern fand ich diesen Wunschzettel. Ich muss ihn wohl 1962 im Alter von sieben Jahren geschrieben haben. Dass mein Vater ihn aufgehoben hat, berührte mich sehr. Ski fahre ich heute nicht mehr. Bücher habe ich mir immer gewünscht und von meinen Eltern bekommen – auch wenn das Geld mal knapp war. meine Leidenschaft habe ich später zum Beruf gemacht: Ich wurde Buchhändlerin und Diplom-Bibliothekarin.

Gabriele Reckhard, Schwelm

 

Weihnachtliches Inferno

(nach dem Weihnachtslied von Wilhelm Hey)

alle jahre wieder
qualmt der weihnachtsbaum
menschen knien nieder
löschen baum mit schaum

alle jahre wieder
brennt es bei dir auch
joseph schleppt die eimer
maria hält den schlauch

alle jahre wieder
lernt man nichts dazu
weihnachtsbäume knistern
und die welt schaut zu

Jürgen Maruhn, Marburg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Samstag im Advent. Meine Frau und ich waren den ganzen Tag unterwegs. Einkaufen und Adventsbesuche. Nun ist es kalt und dunkel in Hamburg. Der Kamin strahlt wohlig Wärme ab, die Kerzen brennen, draußen schneit es. Wir sitzen gemütlich unter dem Leselicht. Lesen gemeinsam Zeitung und trinken ein Festbier aus einem Bundesland weit im Süden. Stille. Wir schlafen ein, wir wachen auf und lesen weiter. Frieden!

Eberhard Papke, Hamburg