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Was mein Leben reicher macht

Auf einem Spaziergang versucht ein Zweijähriger eine Katze zu locken. Mit den Worten »Komm, Katze, komm!« will er sie auf sich aufmerksam machen. Leider ohne Erfolg, die Katze verschwindet in einem Garten. Meinen Vermittlungsversuch »Ich glaub, sie hat was anderes vor!« erwidert er mit weisem Nicken und der Bemerkung: «Mäuschen essen!«

Kornelia Verlinden, Köln

 

Blumig

Beim Joggen entdeckte ich dieses beeindruckende »Straßenbild«. Was aussieht wie eine Blumentapete, ist in Wirklichkeit der mit Frost überzogene Straßenbelag!

Ulrich Schneider, Breidenbach, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

An einem strahlend-kalten Herbsttag beim Fahrradausflug mit ganz, ganz durchgefrorenen Füßen einen Hofladen entdecken, in dem eine norddeutsche Oma handgestrickte Ringelsocken aus selbst gesponnener Wolle verkauft.

Carola Silbermann, Bremen

 

Was mein Leben reicher macht

Die Freude, die Johanna und ich am Madrider Flughafen empfinden. Ich besuche sie alle vier Wochen – so versuchen wir, die Zeit ihres Auslandssemesters durchzustehen. Ich finde, bisher machen wir uns sehr gut …

Michael Behrens, berlin

 

Das ist mein Ding

Ost-West-Pakete: Mein Bruder und ich wurden Anfang der fünfziger Jahre im ostdeutschen Wittenberg geboren. Bald danach ließen sich meine Eltern scheiden. Mein Vater zog in den Westen nach Köln, und wir blieben in der Lutherstadt. Dabei trafen meine Eltern eine sehr schlaue Regelung für die Alimente: Seit ich denken kann, kamen regelmäßig »Westpakete« von meinem Vater. Jedes Kind bekam zwei Pakete pro Monat. Meiner Mutter war es immer eine große Hilfe und für uns Kinder oft eine Freude. Als wir erwachsen waren und selbst Familien gründeten, setzte mein Vater diese Gewohnheit fort. Er lebt immer noch in Köln, und bekommt – heute 86-jährig – so manches »Ostpaket« von uns.

Barbara Anthes, Lutherstadt Wittenberg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einer Tageswanderung im Schweizer Simmental kehren wir in einem Gasthaus ein. Mein Mann bestellt ein »Großes Helles«, ich ein »Kleines«. Auf dem Kassenbon finden wir dann ein »Bier« und ein »Herrgöttle«. Da zahlt man doch gern ein wenig mehr als daheim …

Ulrike Lah, Bayreuth

 

Was mein Leben reicher macht

Nach der – gelungenen – Entfernung eines Gehirntumors ging es mir vor der anschließenden Chemotherapie nicht besonders gut. Ich war ängstlich, verzagt und weinerlich. bis zu einem Gespräch mit meinem damals 18-jährigen Neffen: »Ich sag’s dir, weil es dir sonst keiner sagen wird – Selbstmitleid hilft hier nicht weiter! Die Chemo ist dein Freund, nicht dein Feind.« Patrick, du hast mir so geholfen!

Renate Utzschmid, Brüssel

 

Zeitsprung: Damen auf der Durchreise

Es gibt nur wenige Fotos, die unsere ganze Familie zeigen – was damit zu tun hat, dass wir Zeit unseres Lebens viel unterwegs gewesen sind. Das linke Bild entstand 1952, wenige Jahre nach der Flucht aus Oberschlesien. meine beiden älteren Schwestern Ingrid und Brigitte (von links) sind noch dort geboren, ich kam »unterwegs« zur Welt, Heidrun, das Nesthäkchen, dagegen schon in dem Bauernhaus im Niederrheinischen Wachtendonk, das man uns zuteilte, als mein Vater aus der russischen Gefangenschaft entlassen wurde. Weil die Verhältnisse dort so beengt waren, pflegte er Spaßeshalber zu sagen, dass wir alle mit spätestens 20 Jahren aus dem Haus sein müssten. Interessanterweise kam es wirklich so. Sowohl meine älteste Schwester (Hotelkauffrau) als auch meine jüngste (Fotolaborantin) führte das Leben bis nach Afrika. Brigitte heiratete einen Marineoffizier und ging nach Schleswig-Holstein. Ich selbst (wie Brigitte gelernte Schneiderin) zog mehrfach zwischen Norddeutschland und Franken hin und her. Dennoch versuchen wir alle zwei Jahre ein Geschwistertreffen zu organisieren, beim jüngsten – 2012 in München – entstand dann das rechte bild.

Astrid Deckelmann, Glattbach, Franken

 

Die Kritzelei der Woche

»Hast du meine Notizen gesehen?« – »Welche?«, frage ich scheinheilig. »Na, die mit den Fischaugen! Ich hatte sie neben den Computer gelegt, aber da sind sie nicht mehr«, ruft meine Frau hörbar genervt aus ihrem Zimmer. »Worum handelt es sich denn?«, will ich wissen. »Sag ich nicht, schließlich geht es auf Weihnachten zu«, lautet die Antwort. »Stand da ein Preis drauf?«, hake ich nach. »Ja, und genau darum geht es, ich habe etwas ausgehandelt, und jetzt bin ich mir des Betrages nicht mehr sicher. Und wie der Kerl hieß, weiß ich auch nicht mehr, Kleist oder Keil oder … Herrgott, wo ist denn das Ding?« Kunstdiebstahl ist ja eigentlich verwerflich, denke ich. Andererseits kommt die Kunst in diesem Fall wenigstens unter die Leute. PS: Den Fisch unten rechts finde ich zum Küssen, meine Frau übrigens auch, gerade jetzt, wo es auf Weihnachten zugeht … Und verhandeln kann sie! 1.390 euro für einen echten Klee sind doch ein Schnäppchen, oder?

Rudi Kynast, Reckingen, Schweiz