Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Noch etwas unmotiviert betrete ich am Montagmorgen unsere Büroräume im siebenten Stock an der Kieler Förde. Ich schaue den Gang entlang zum Fenster: Tiefrot leuchtend geht die Sonne hinter dem riesigen Werftkran auf und entfacht ein buntes Leuchtfeuer auf dem Wasser. Ich freue mich über meinen wunderschönen Arbeitsplatz.

Gabriele Wilms, Kiel

 

Nichtsdestoweniger: Mein Wort-Schatz

Welcher Witzbold ist eigentlich auf die Idee gekommen, das schöne Wort nichtsdestoweniger mit dem Wort trotzdem zu kreuzen? Herausgekommen ist das Wortungetüm nichtsdestotrotz, und das hat so viel Anklang gefunden, dass es jetzt nicht nur im Duden, sondern auch in der ZEIT verewigt wird… Da hatte ich doch geglaubt, in Mein Wort-Schatz würden dem Vergessen anheimfallende, aber erhaltenswerte Bestandteile unserer Sprache gerettet. Aber in Ausgabe Nr. 40/12 sind Sie auf das Gegenteil hereingefallen und wirken selbst an der Verhunzung unserer Sprache mit!

Hans Heller, Köln

 

Die Warnung

Wie einfach ist doch heute das Radiohören! Alle Sendestationen sind in bester Qualität zu empfangen. Sogar über Fernsehgeräte, über Satellit, über Kabel oder mit dem Computer. Nach dem Tod meines Vaters im Jahre 1958 habe ich ein paar Radiogeräte geerbt, und eines davon war dieses Gerät der österreichischen Firma Hornyphon vom Typ »Super Prinz«. Es stammt aus dem Jahr 1935 oder 1936, kann Lang-, Mittel- und Kurzwelle empfangen – und trägt auf dem rechten Drehknopf ein kurioses kleines Schild aus Karton: »Das Abhören ausländischer Sender ist ein Verbrechen gegen die nationale Sicherheit …«

Mein Gott, was waren das doch für Zeiten!

Klaus Hortner, Innsbruck

 

Was mein Leben reicher macht

»Moin«, grüßte der Gemeindebedienstete, kletterte von seinem qietschgelben Strandbulldozer und klatschte dreimal kräftig in die Hände. Und hast du’s nicht gesehen, robbte der eben noch so hilflos daliegende Heuler munter über den breiten Spiekerooger Strand in Richtung Meer. Wir Spaziergänger, die via Handy und unter Vermittlung der Polizei die Rettungsaktion mit viel Herzblut betrieben hatten, schauten nur verblüfft und sprachlos hinterher. Hatte uns der kleine Seehund etwa veräppelt? Egal. Danke allen, die unsere Sorge teilten und mit Rat und Tat unterstützten!

Christel und Jaroslav Olejar, Sexau, Baden

 

Je: Mein Wort-Schatz

Ich liebe das Wörtchen je, vor allem verbunden mit Aufzählungen. Das fällt mir immer wieder auf, besonders wenn ich am Wochenende Brötchen hole.
Der typische Dialog:
»Ich hätte gern je zwei Kraftprotz-, Rosinen- und Sechskornbrötchen.« Man hört hinterm Ladentisch die Gehirnwindungen arbeiten:
»Ein Kraftprotz?«
»Nein zwei!«
»Noch was?«
»Ja, Rosinen-Brötchen!«
»Eins?«
»Nein zwei!«
»Noch was?«
»Ja, Sechskornbrötchen!«
»Eins?«
»Neeein, zwei!!!«

Kurt-Peter Schmidt, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem inspirierenden Tag auf der Frankfurter Buchmesse müde in den Sitz des Reisebusses zu fallen und die Eindrücke des Tages an sich vorübergleiten zu lassen: die vielen Menschen, die Atmosphäre, die interessanten Lesungen, der kurze Blick in ein Buch. Es bleibt die Gewissheit, nächstes Jahr wieder dabei zu sein. Aber dann mit der ganzen Familie!

Anne-Sophie Schulze, Oberkochen

 

Was mein Leben reicher macht

Dass mein Mann nach acht Jahren Fern- und Wochenendbeziehung – in zehn Jahren Ehe – einen Arbeitsplatz gefunden hat, der »nur« 50 Kilometer entfernt ist. Jetzt sehen wir uns jeden Abend und können ganze Wochenenden miteinander in unserem kleinen Haus mit Garten genießen.

Kathrin Duhsl-Schulz, Braunschweig

 

Fragen einer Goethe lesenden Frau

(Nach Bertolt Brecht, »Fragen eines lesenden Arbeiters«)

Wer schrieb den vielgerühmten »Faust«?
In den Büchern steht der Name von Goethe.
Warum gab es zu seiner Zeit kaum schreibende
Frauen?

Und den oft von Krisen geschüttelten Dichter –
Wer baute ihn so viele Male wieder auf? Bei wem
Im gastlichen Weimar suchte er Zerstreuung?
Wohin ging an dem Abend, als der »Faust«
beendet war,

Sein Schöpfer? Das kleine Weimar
Ist voller Denkmäler. Wo steht
Ein Denkmal für Goethes Geliebte?
Der gute Goethe reiste nach Italien.
Wohin reiste seine Frau?
Jedes Goethewerk ein Triumph.
Wer kochte den Festschmaus?
Goethe war ein großer Mann.
Wer bezahlte dafür?

So viele Frauen,
So viele Fragen.

Silvija Rink, Uttenreuth, Mittelfranken