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Was mein Leben reicher macht

Von einer Dienstreise nach Hause zu kommen, erschöpft die Tür aufzuschließen, meine Frau in den Arm zu nehmen, plötzlich das Funkeln in ihren Augen zu sehen und nach dem Blick auf ein kleines Plastikstäbchen mit zwei roten Strichen zu wissen: Wir bekommen – nach langem Hoffen und Sehnen – unser erstes Kind!

Oliver Ebneth, Wiesbaden

 

Frei nach Goethe

Diese interessante Straßenwidmung fand ich im Örtchen Mainaschaff. Ob es wohl noch weitere Goethestraßen gibt, die nicht nach Goethe benannt sind? Oder ist das eine unterfränkische Besonderheit?

Holger Billen, Aschaffenburg

(Nach Auskunft des Bürgermeisters von Mainaschaff, Horst Engler, wollte man die Straße, die ursprünglich Holzweg und nach dem Krieg Eisenhowerstraße hieß, im Jahr 1954 wieder eindeutschen. So benannte man sie nach einem der Anwohner, der wegen seines »wallenden Haupthaares« den Spitznamen »Goethe« trug. In Wirklichkeit hieß der Mann Valentin Ott. »Dichten«, so der Bürgermeister, »konnte er nicht.« Die Red.)

 

Was mein Leben reicher macht

Mit David, meinem achtjährigen Enkel, unterhalte ich mich über Gott und die Welt. Ich erzähle ihm, dass es keine schnellere Geschwindigkeit gibt als annähernd Lichtgeschwindigkeit. Er überlegt kurz. Dann sagt er: »Opa, ich werde später ein Raumschiff bauen, das drei- oder vierfache Lichtgeschwindigkeit fliegen kann. Und du darfst mitfliegen – wenn du dann nicht schon zu alt bist.«

Helmut Pöser, Regensburg

 

Was mein Leben reicher macht

Im September morgens um 7 Uhr mit dem Zug zur Arbeit fahren und durch das Fenster die Landschaft in gedämpften Herbstfarben vorziehen sehen. In guter Stimmung sein Tageswerk beginnen können.

Friedrich Lampe, Ibbenbüren

 

Der Panker

(nach Rainer Maria Rilke, »Der Panther«)

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Schaben
so müd geworden, er hält nichts mehr aus.
Auch nicht sein Bier, wo sich nun Schaben laben
und neben tausend Schaben eine Laus.

Die Punker-Gang vorm Bahnhof Würzburg-Mitte,
die sich zum Sound vom Ghettoblaster dreht,
schwoft einen Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der, wie schon erwähnt, die Schabe steht.

Die Schabe aus der Mitte ruft: »Pass auf, Claus!
Sonst kommt noch dein Gedicht vom Thema ab.«
»Der Panker sollt es heißen!«, sagt die Spitzmaus.
»Und nicht Brehms Tierleben, du alter Dapp.«

Claus Caraut, Oberscheinfeld, Mittelfranken

 

Was mein Leben reicher macht

Das Telefon klingelt hartnäckig. Am anderen Ende sagt ein junger Mann: »Ich habe ihr Portemonnaie gefunden.« Ich bin sprachlos, hatte ich den Verlust doch gar nicht bemerkt. Eine Viertelstunde später klingele ich bei dem ehrlichen Finder und bedanke mich, schwer erleichtert. »Da nicht für!«, sagt er. Mein Blick fällt auf den Schriftzug auf der Fußmatte: »House of Love«. Was für ein Glück ich doch habe!

Peggy Günther, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Wie jedes Jahr die gemeinsame Trekkingtour übers norwegische Fjell mit Rucksack, Zelt und Verpflegung. Mit dabei sind meine beiden Söhne, sie sind 35 und 34 Jahre alt. Näher kann man sich und der Natur kaum kommen.

Wolfgang Buhk, Ellerbek, Schleswig-Holstein

 

Das Poesiealbum

Im Jahr 1990 hatte ich mir diese Seite aus dem Poesiealbum einer Schülerin kopiert, und heute erinnert mich der Eintrag an meine Zeit als Lehrerin in einem Dorf bei Baden-Baden und an dieses liebenswerte Kind. Hande hatte es nicht leicht, als Türkin und Tochter einer alleinerziehenden Mutter. In dieser ländlichen Umgebung war die Welt scheinbar »noch in Ordnung«, Integration und außerschulische Betreuung aber waren Fremdwörter. Manchmal nahm ich Hande nach der Schule mit nach Hause, um ihr die Einsamkeit zu erleichtern. Heute lebt Hande wieder in der Türkei und ist hoffentlich glücklicher als damals. Und: Ob Integration heute besser gelingt?

Almuth Dinkelaker, Baden-Baden