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Was mein Leben reicher macht

Dass ich mich im Wasser leicht und locker fühle, schmerzfrei bin und mich selbstständig fortbewegen kann, während ich an Land Elektrorollstuhlfahrerin bin. Einmal pro Woche genieße ich das – zwei Stunden lang.

Almut Meyer, Villingen

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem kurzen, aber wunderschönen Urlaubsbesuch bei der Familie meiner Freundin sitze ich im Zug zurück aus Sylt. Ich lese und döse ein wenig vor mich hin. Alle Herausforderungen des neuen Schuljahres scheinen mit einem Mal weniger schwierig.

Tim Bosch, Nittel, Rheinland-Pfalz

 

Was mein Leben reicher macht

Ich bin früh morgens zu Fuß unterwegs, um etwas zu erledigen. Es ist alles noch ganz ruhig. Nur ein Bauarbeiter ist auf dem eingerüsteten Kirchturm zugange. Plötzlich schallt Highway to Hell vom Turm.

Angelika Schmaus, Schliersee, Bayern

 

Die Kritzelei der Woche

Während die Kinder die letzten Ferientage bei Oma und Opa verbringen, habe ich aufgeräumt – und auf der Schreibtischunterlage meiner achtjährigen Tochter Birte diese Kritzelei gefunden. Entstanden ist sie in vielen Stunden des CD-Hörens, Vorsich-hin-Träumens, Sich-vor-Schularbeiten-Drückens …

Susanne Kremer, Stuttgart

 

Ermattet: Mein Wort-Schatz

Manchmal scheint es, als ob Anstrengung nur noch negativ wahrgenommen wird. Ich will das Burnout in unserer hektischen Zeit nicht kleinreden, aber wie schön ist es, nach getaner Arbeit wohlig ermattet zu sein. Diese Momente wunschloser Zufriedenheit und meditativer Leere sind das pure Glück. Falls Sie das nächste Mal einer fragt: »Na, bist du auch so kaputt?«, wäre es doch toll, wenn Sie antworten könnten: »Nein, nur ein wenig ermattet.«

Thorsten Faust, Leingarten, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Meine erste Türkischstunde im Café Neruda: Immer wieder kommen türkische Gäste vorbei, begrüßen meinen Lehrer Fikret und mich, loben und verbessern mich: Integration hautnah.

Barbara Lutz, Augsburg

 

Was mein Leben reicher macht

Kürzlich war ich in meiner Heimatstadt Wismar und begleitete meinen Freund auf eine seiner Gewölbeführungen in der Sankt-Nikolai-Kirche. Dabei zeigt er Touristen die Backsteingotik-Kathedrale. Auf seine Eingangsfrage, ob jemand unter Zeitdruck stehe, fragte ein kleiner Junge zurück: »Was ist das?« Er erntete einige Lacher, aber eigentlich ist es beruhigend, dass dieses Wort für ihn noch keine Bedeutung hat!

Wiebke Neelsen, Erfurt

 

Was mein Leben reicher macht

Neu in Wien. Auf dem Weg zur Arbeit – und in Eile – wollte ich gerade in die U-Bahn hechten, als die automatische Bandstimme mit »Zug fährt ab« drohte. Resigniert trat ich zurück, um nicht zwischen den sich schließenden Türhälften zermalmt zu werden. Da schallte aus dem Lautsprecher die ungeduldig-freundliche Stimme der Fahrerin quer über den gesamten Bahnsteig: »Na, Schatzerl, wooos iiiis?« Mit einem Lächeln stieg ich ein.

Brigitte Gläser, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Psychoanalyse – begonnen in der Not, häufig anstrengend, immer wieder beglückend und heilsam, wenn sich innere Räume auftun und gemeinsam verstehbar wird, weshalb ich so bin, wie ich nun mal bin.

Paula Kleeblum, Freiburg

 

Bett(geh)fein: Mein Wort-Schatz

»Ich mache mich dann schon mal bett(geh)fein«, kündige ich am Abend gerne an. Wobei dieses nostalgisch klingende Wort neben dem Anziehen eines (nicht mal feinen) Schlafanzuges auch die Routine im Badezimmer (Zähne putzen, Kontaktlinsen reinigen) umfasst. Der Duden gibt keine Info, die Suchergebnisse im Internet sind überschaubar. Umso wichtiger, dieses Wort nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Jan Wagemester, Braunschweig