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Die Kritzelei der Woche

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Dies sind die Eurythmieschuhe meiner 18-jährigen Tochter, die gerade Abitur an der Waldorfschule und sich dann auf den Weg ins Leben macht.
Ich weiß nicht, ob sie die Schuhe selbst bemalt hat und wenn ja, wann. Auf jeden Fall sind sie für mich Zeugnis einer besonderen, aufregenden und nicht immer leichten Zeit, ein Symbol fürs Losgehen und Loslassen.

Edna Friederike Scheibe, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach vielen grauen und kalten Monaten in Berlin endlich wieder abends auf der Terrasse des Sommerhäuschens in der Uckermark sitzen! Über uns der sternenübersäte Himmel, vor uns der dunkle Kiefernwald und um uns herum nur das Froschquaken und die Rohrdommelrufe vom nahen See!

Marianne Philipps-Prenzel, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Auf unserem Balkon brüten Grauschnäpper. Ich sitze mit meinem Laptop an einem Ende, der Vogel sitzt am anderen Ende auf seinem Nest. In völliger Eintracht tun wir beide unseren Job.

Inge Nell, Eutin

 

Sturmerprobt

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Ich schicke Ihnen einen meiner ganz persönlichen Baumfreunde – beziehungsweise sein Porträt. Das Modell dafür steht (und das zum Glück auch noch nach den heftigen Stürmen dieses Frühjahrs) im Park von Muckross House, Killarney, Irland. Als Zeichnerin reizt mich besonders die Nahsicht auf Naturdetails, die dem, der sich die Zeit nimmt zu verweilen, ihre ganz eigenen Geschichten erzählen.

Julia Walther, Ostfildern

 

Mai vorbei

(nach Erich Kästner, »Der Mai«)

Im Cabrio des eilenden Verschwenders,
das Smartphone in der linken Hand,
fährt jetzt der Mai, die Wonne des Kalenders,
mit seinen Farben protzend durch das Land.

An seinem Weg die Frau’n erröten,
– die Mädchen machten früher einen Knicks.
Aus seinem Radio hört man schrille Flöten –
ist das die neue Melodie des Glücks?

Auf Autobahnen jagt dahin sein Wagen,
er fährt an meinem Orte rasch vorbei.
Die alten Menschen hört man klagen:
»Ist das noch unser lieber Mai?«

Er ruft uns zu: »Seid guten Mutes!
Ich komm’ zurück doch jedes Jahr.«
Er hat’s versprochen und er tut es.
Der Mai wird immer wieder wahr.

Günther von Boetticher, Oldenburg, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Den Pfeil in die Sehne meines Langbogens einnocken. Körperspannung aufbauen. Die Sehne bis zum linken Mundwinkel ziehen und zielen. Den Pfeil loslassen. Die Körperspannung lösen. Die fliegenden Pfeile machen meinen Kopf frei, und ich fühle mich nachher wohler.

Dieter Adam, Obertraubling, Bayern

 

Fuggern: Mein Wort-Schatz

Ein Bekannter zeigte mir kürzlich die neueste Errungenschaft seiner Autosammlung. Auf meine Frage, was das Schätzchen denn gekostet habe, meinte er, der Preis sei hoch gewesen, aber er habe noch ein wenig gefuggert, dann wäre die Sache für ihn rund gewesen. Diesen Ausdruck habe ich seit meiner Jugend nicht mehr gehört, da war er bei uns in der Gegend sehr gebräuchlich. Die Ableitung ist einfach, Namensgeber ist das Augsburger Kaufmannsgeschlecht der Fugger. Man könnte nun meinen, dass »gefuggert« soviel wie »gehandelt« bedeutet, im Sinne von generell um den Preis handeln. Es war allerdings, wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich lässt, so, dass erst heftiges Feilschen als Fuggern bezeichnet wurde. Die moderne Form des Fuggerns findet heute auf einer bekannten Internetauktionsplattform statt: Preisvorschlag, Gegenvorschlag, Gegengegenvorschlag…

Werner Vogelgesang, Blieskastel, Saarland