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Platz an der Sonne?

Dieses Bild bot sich vor einiger Zeit an »unserer« Haltestelle: Zu sperrig für die Straßenbahn? Der Platz am Sonnenhof? Test für neue Haltestellen-Sitze? Oder doch nur entsorgt? Fragen über Fragen!

Ulrich Hagens, Krefeld

 

Was mein Leben reicher macht

Ich hatte den Kindern im Religionsunterricht erzählt, dass ich am Wochenende zu einem Familienfest in meine Heimat Ostfriesland fahren würde. Nachmittags finde ich einen Brief in meiner Tasche: »Liebe Frau Steffens, viel Spaß in Ostfriesland, lass es Dir gut gehen und schreibe uns doch bitte eine Karte (natürlich handgeschrieben). Deine 4a.« Und allehabenunterschrieben!

Helga Steffens, Gehrden

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich mit meinem dreijährigen Enkelsohn zwei Stunden brauche, um einen Kilometer am Bach entlangzugehen. Stöcke und Grashalme schwimmen lassen, Erdklumpen und Steinchen ins Wasser werfen, Kaulquappen entdecken, Pusteblumen auspusten, Lämmer auf der Wiese beobachten, nasse Füße kriegen … – das hält schließlich auf.

Helgard Bunk, Liebenburg, Niedersachsen

 

Lustwandeln: Mein Wort-Schatz

Berlin, Sommer. Ich gehe mit meinem Freund durch den Charlottenburger Schlosspark. Mein Freund kommt aus Wales, er spricht Englisch, Walisisch und Spanisch, aber kaum Deutsch, sodass ich die verantwortungsvolle Aufgabe übernommen habe, ihm unsere Sprache beizubringen. Jeden Tag sprechen wir eine halbe Stunde einfachstes Deutsch. Wir nennen es unsere Sesamstraßen-Konversation.

Wir gehen also durch den Park. Es ist sonnig, die Blumen leuchten in allen Farben, und ich fühle mich wie Königin Sophie Charlotte, die durch ihren Garten schlendert. Da kommt mir das Wort in den Sinn, das genau die Aktivität des Gehens um des Vergnügens willen beschreibt: lustwandeln. Und da dieses Wort so schön klingt, lasse ich – wie es sich für eine ordentliche Deutschstunde gehört – meinen Freund das Wort durchkonjugieren: »Ich lustwandle, du lustwandelst, er, sie, es lustwandelt …« Natürlich erkläre ich ihm, dass man heute eher »spazieren gehen« sagt. Nicht, dass er einem Freund später erzählt: »Wir sind ein bisschen gelustwandelt.« Aber es ist schön, ab und zu die Oberfläche des Sesamstraßen-Deutsch zu verlassen, um die Tiefen der deutschen Sprache auszuloten!

Julia Sigge, Flensburg

 

Amtlich korrekt

Diese Postkarte war mir versehentlich unter die Arztrechungen geraten, die ich 1986 zur Erstattung beim Landesamt für Besoldung und Versorgung einreichte. Die Reaktion der Beamten, die diese Karte als nicht beihilfefähig stempelten und eigens zurückschickten, hat mich amüsiert.

Irmtraud Tarr, Rheinfelden

 

Was mein Leben reicher macht

An einem Feiertag, morgens um acht, nach dem Notdienst. Ich fahre zur Bäckerei, doch sie ist geschlossen. Ich will schon wieder umkehren. Da öffnet der Bäckermeister seine Backstube, winkt mich herein – und schenkt mir ofenfrische Brötchen und Brezeln.

Reiner Henn, Riedlingen

 

Was mein Leben reicher macht

In trauriger Stimmung ging ich nach dem Krankenhausbesuch bei meinem Mann in Richtung Bahnhof. Auf dem Weg tummelte sich eine Gruppe Teenager. Alle hatten bunte Plastikbecher mit Strohhalmen und pusteten Blasen in die Luft. Da musste ich doch mal gucken. Einer der Jungs bot mir seinen Becher an und sein Nachbar einen frischen Strohhalm. Ein Mädchen sagte: »Das ist Bubble-Tea, was Neues.« Das hat den Tag gerettet.

Ingeborg Boecker, Wuppertal

 

Zeitsprung

Die beiden Bilder zeigen den Binnenhafen von Husum. Die Fotografie von 1938 hat mein Vater gemacht. Damals befand sich dort die Kröger-Werft mit ihren Werksgebäuden und Schiffen. Sie wurde zunächst in den Außenhafen verlegt und später wegen der schlechten Auftragslage ganz aufgegeben. Das zweite Bild habe ich im Jahr 1992 aus der gleichen Perspektive geschossen. Das kurz vorher auf dem Gelände erbaute Rathaus ist einem Schiff in Bau oder Reparatur nachempfunden. So prägt das Thema Werft die Silhouette der Stadt also bis heute.

Rolf Wischnowski, Henstedt-Ulzburg, Schleswig-Holstein

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Berliner Onkel mir eine Mail sendet, in der er berichtet, er habe gerade gar keine Zeit, weil er eine Party zum Freitag, dem 13., vorbereite.

Mein Onkel ist 88 Jahre alt.

Barbara Nußeck, Dessau

 

Was mein Leben reicher macht

Ich habe es in ein Auswahlseminar der Studienstiftung geschafft. Bevor es losgeht, besuche ich die Kirche im Ort und bete supernervös um Kraft und Gelassenheit. Auf dem Weg aus der Kirche fällt mein Blick auf ein Plakat an der Tür. Darauf ist ein Engel abgebildet, und drüber steht: »Gut genug. sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz.« Ich muss laut lachen und danke Gott für dieses Zeichen. Das Stipendium habe ich übrigens bekommen.

Esther Stahl, Leipzig