Oft hört man: »Wir sehen uns sowieso morgen.« Aber uns können wir höchstens im Spiegel sehen. Deshalb ist mein Lieblingswort einander. »Wir sehen einander ohnedies morgen.« Das Wort klingt wunderschön, und es gibt einen auf den anderen bezogenen Gehalt – wechselseitig. Probe: Wir lieben sich? Wir lieben uns? Wir lieben einander! Ist doch schöner!
Die Wendelsteinbahn ist gerade von der Talstation abgefahren. Die nächste fährt in einer Stunde. Was tun? Peter (53 Jahre, Vater von vier erwachsenen Kindern) und ich (53 Jahre, Mutter einer erwachsenen Tochter) gehen zum Spielplatz und setzen uns auf die Wippe. Das volle Programm: Wir wippen, schaukeln und rutschen. Das ist Glück.
Im Frühling vergangenen Jahres habe ich meine Großeltern in Österreich besucht und das Bild aus dem Jahr 1946 entdeckt: mein Opa beim Springen mit einem Haflinger. Opa arbeitete schon als Kind auf dem elterlichen Hof mit Pferden, im Krieg leistete er Heimatdienst bei der Arbeit mit Pferdefuhrwerken – was ihm den Fronteinsatz ersparte. Ich habe die Liebe zum Reiten wohl von ihm geerbt: Das rechte Bild zeigt mich beim Herbstturnier 2005 in Sonsbeck am Niederrhein. Vermutlich hätte er sich sehr über diesen Zeitsprung gefreut. Leider bekam ich das alte Foto erst wieder in die Hand, als wir im Februar in Österreich waren, um meinen Großvater zu beerdigen.
In der kleinen französischen Stadt Moulins in der Auvergne trafen wir kürzlich auf einen veritablen Wort-Schatz-Sucher. Wir gingen am Abend mit ihm in der Stadt spazieren und saßen anschließend noch gemütlich bei einem Tee beisammen. Es stellte sich heraus, dass er ein angehender Schriftsteller war und als solcher Wörter verschiedener Sprachen sammelte. Er fragte uns nach unseren deutschen Lieblingswörtern. Mir fiel sogleich fabulieren ein. Mit seiner herrlichen Übereinstimmung von Form und Inhalt ist es ein Lobgesang auf den Reichtum ausschweifender Texte. Mit seiner phonetischen Sanftmut deckt es einen zarten euphemistischen Schleier über so manchen Text, der andernfalls als »Geschwafel« abgestempelt werden müsste. Als wir von unserer Reise zurückkamen, erhielten wir diese Nachricht aus Moulins: »I must say I appreciated your curiosity and your politeness, our walks and your stories. Danke for your words (fabulieren, liebkosen, scharwenzeln): one day I’ll be able to use them and feel their musicality! Have a great life!«
Mich faszinieren Wörter, die sich von ihrem ursprünglichen Sinngehalt längst entfernt haben und trotzdem noch zu unserer täglichen Umgangssprache gehören. Handschuhfach etwa: Alles Mögliche wird heutzutage in diesem Fach aufbewahrt, aber kaum noch Handschuhe. Kotflügel ist auch ein solcher Begriff, entstanden zu einer Zeit, als man sich im Straßenverkehr der Kutschen bediente und vermeiden wollte, dass Straßenschmutz oder Pferdekot in den Innenraum des Fahrzeugs geschleudert werde. Oder die Brieftasche: Wer führt in dieser »Tasche« noch Briefe mit sich?
Bei meinem 16jährigen Sohn wurde ein Hirntumor diagnostiziert. Doch die Kernspin-Verlaufskontrolle zeigte jetzt ein unerwartet erfreuliches Ergebnis: Er muss vorerst doch nicht operiert werden. Und er plant für die Sommerferien sogar eine Sprachreise!
Es war einer der kühlen Nachmittage, und ich beschloss, unseren Schwedenofen einmal wieder zu benutzen. Mühsam schichtete ich Holzscheite auf, knüllte Papier zusammen und versuchte mit einem Streichholz das Feuer zu entzünden. Katharina, unsere neunjährige Tochter, stand von ihren Hausaufgaben auf und stand eine ganze Weile stumm hinter mir. Dann plötzlich: Papa, du hast Glück, dass du kein Neandertaler geworden bist – du wärst erfroren!
Diese Zeichnung entstand auf der BAT, der Bezirksaussprachetagung der Gymnasien in Unterfranken. Ich bin fünfzehn Jahre alt und nahm daran als Schülersprecherin meiner Schule teil. Ich musste während des Gesprächs mit dem Ministerialbeauftragten einfach den Frust darüber loswerden, dass er so viele Vorschläge kategorisch ablehnte.