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Mehr Momo!


Wie viel Hintersinn sich in dem Motiv versteckt: Michael Endes kleine Romanheldin wusste ja, dass (Lebens-)Zeit kostbarer ist als Geld. Und wenn Angela fürs Geld die Zeit verprellt, wird sich nichts ändern außer, vielleicht, auf lange Sicht – die Welt?

Klaus Räsch, Trier

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Küchentisch. An ihm entstehen die wichtigen Gedanken, gelingen die richtigen Worte. Alles Vertraute ist griffbereit, die Zeitung vom Morgen, der Becher mit Tee, ein paar Stifte, Papier. Mein freier Tag – er beginnt hier, immer mit dem guten Gefühl, heute nicht zu müssen. Und was für ein Tag, wenn hinter den Bäumen gegenüber die Sonne aufgeht und bis auf meinen Tisch scheint!

Angelika Fritsche, Markdorf

 

Kritzelei der Woche


Bei allen Besprechungen, die länger als dreißig Minuten dauern, fange ich irgendwann an, meinen Kalender vollzukritzeln. Nur so gelingt es mir, auch bei eher ermüdenden Diskussionen hinlänglich aufmerksam zu bleiben.

Christine Oehlschläger, Lambsheim

 

Mein Ding


Den Ofen entdeckte ich in einem Antiquitätengeschäft und war sofort fasziniert. Wegen Geschäftsaufgabe war er sogar für mich als Studenten erschwinglich. Und inzwischen begleitet er mich und meine Familie seit mehr als dreißig Jahren und sorgt als zusätzlicher Wärmespender für eine wohlige Zimmertemperatur. Damals als Student war ich so begeistert, dass ich direkt den Ölofen aus meiner zwölf Quadratmeter großen Studentenbude auslagerte und das neue Schmuckstück installierte. Leider erwischte mich bald der Vermieter, da ich das Treppenhaus unter Rauchschwaden gesetzt hatte, ich musste den nicht genehmigten Ofen wieder abbauen. Heute freut sich der Schornsteinfeger, wenn er das gute Stück zu begutachten hat. Der Ofen ist etwa 120 Zentimeter hoch, 38 Zentimeter breit, 50 Zentimeter tief, wiegt rund 80 Kilogramm und besteht überwiegend aus Gussstahl, außen grün emailliert. Wir heizen mit Holz, nur bei längeren Kälteperioden mit Briketts. Dann ist er am nächsten Morgen noch warm, und man kann ihn direkt wieder anheizen. Nussschalen frisst er auch – und zum Anheizen verwende ich auch mal eine alte Ausgabe der ZEIT (sorry).

Christian Göldner, Herzogenrath

 

Was mein Leben reicher macht

Dass auch in den Zeiten von iPad und Internet ein Verschlag aus alten Kisten im Mangobaum – das »Baumhaus« – unseren drei Jungs in ihrem Leben so viel bedeutet. Auch wenn wir sie mal gerüffelt haben und sie sich dorthin zurückziehen, denke ich: »Wie gut, dass es Baumhäuser gibt.«

Carsten Hernig, Neu Delhi, Indien

 

Radau, Rabatz und Remmidemmi: Mein Wort-Schatz

Neulich musste ich herzlich lachen, als die zwei temperamentvollen Hunde unserer Nachbarn Radau machten und mir spontan in den Kopf kam: Die machen ja mal wieder ordentlich Rabatz und Remmidemmi – das sind meine drei »R«-Wörter, die ich sehr mag, aber nur noch selten höre.

Rena Heinemann, Rastede

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Handy klingelt mitten in der Nacht. Meine chinesische Freundin schickt mir eine SMS, mit sieben Stunden Zeitunterschied: »Wo xiang ni – ich vermisse Dich.«

Günther Schmidt, Ulm

 

Wiedergefunden: Der Stimmzettel


Ich glaubte ihn schon verloren, vergebens hatte ich mehrfach danach gesucht. Aber als ich jetzt die Briefe meines Vaters aus den Jahren 1960/61 ordnete, in denen er darüber berichtete, wie schwer es meinen Eltern gefallen war, als sie in die LPG, die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, »freiwillig« eintreten mussten – da fiel er mir unverhofft entgegen: der Stimmzettel zur ersten Einheitswahl am 15. Oktober 1950. Als 15-Jähriger war ich in meinem Heimatdorf Brüchau im Kreis Gardelegen abends zur Stimmenauszählung in die Gastwirtschaft gegangen und hatte entrüstet dabei zugesehen, wie durchgestrichene Wahlzettel als Jastimmen gezählt wurden. Als die »Zähler« sich über die beschriebenen Scheine beugten, hatte ich mich an den Tisch gesetzt und heimlich diesen Stimmzettel eingesteckt. In mein Tagebuch hatte ich geschrieben: »Tag der Trauer u. der Demütigung; Zählung: Beschupp bei mind. 20 Stimmen: 160+67–«. Aber in der Kreisstadt wurde dann wohl noch mal verbessert, denn das Ergebnis der Wahl in Sachsen-Anhalt ergab nur 0,2 Prozent Gegenstimmen und 0,2 Prozent ungültige Stimmen.

Manfred Gause, Bismark (Altmark), Sachsen-Anhalt