Lesezeichen
 

Kritzelei der Woche


Kürzlich haben wir am Nationaltheater Mannheim einen Ferienkurs gegeben, die »TheaterSEHwerkstatt«. Vier Tage lang besprachen wir mit Jugendlichen verschiedene
Theaterformen und -ansätze, bereiteten Vorstellungsbesuche vor und gingen jeden Abend in eine andere Inszenierung. Oft wussten wir nicht so genau, wie die Jugendlichen diesen Kurs und die Themen fanden. Ihre Reaktionen und Aktionen schienen uns manchmal ambivalent. Am letzten Abend räumten wir das Büro wieder, das uns als Kursraum gedient hatte. Dabei entdeckte ich diese Kritzelei der 14-jährigen Paula. Es war offenbar doch eine ganz gute Woche für sie!

Anne Richter, Mannheim

 

Zeitsprung

1980
2011

Nach etwa fünf Anläufen hat es damals, während eines Strandurlaubs in Kroatien, endlich geklappt: Meine drei Buben Thomas, Markus und Philipp standen auf meinen Schultern, nach dem Motto: »Einer trägt den anderen.« Es hat bis heute gehalten. Das aktuelle Foto ist kürzlich bei einem gemeinsamen Ausflug entstanden. Jetzt haben wir nicht mehr den Ehrgeiz, dass einer den anderen trägt. Aber jeder hilft dem anderen und stützt ihn noch immer. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir uns alle – auch mit unseren Frauen – gut verstehen. Ein Glück, an dem wir weiterarbeiten.

Otto W. Beuchert, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Bei einem Spaziergang plötzlich vor einem Roggenfeld mit eingesprengten Kornblumen zu stehen. Kleine blaue Kronen im sonnengelben Getreide! Gerne hätte ich
dem Bauern gedankt, der diese Schönheit zugelassen hat.

Rita Herber, Bad Camberg

 

Wiedergefunden: Die Klinikrechnung


Beim Aufräumen erlebt man doch immer wieder Überraschungen: Zwischen Schulheften und Zeugnissen schmorte die Klinikrechnung für meine Geburt im Jahr 1933. Wie hoch damals wohl das Gehalt meines Vaters war? Leider habe ich auch die Rechnungen von den Geburten meiner eigenen Kinder in den Jahren 1961, 1963 und
1965 nicht mehr zum Vergleich. Aber ich nehme an, auch sie würden uns heute, bedingt durch die Inflation, beneidenswert niedrig erscheinen.

Ilse Blumenbach, Lüneburg

 

Was mein Leben reicher macht

Die unglaubliche Energie und Eindeutigkeit unserer Dirigentin Pia, das Blitzen in ihren Augen bei einem versägten Einsatz, die Spielfreude unserer Big Band »Frame in
Green« und der Optimismus, auch Unvorhergesehenes zu einem guten Ende zu bringen.

Martin Meier, Zemmer

 

Mein Wort-Schatz

Nun ist es fast aus dem Sprachgebrauch verschwunden, das kleine Wort zimperlich. Wer es anwendete, bezog es immer auf andere, von sich selbst sagte man es nicht. »Sich nicht trauen« war gemeint, auch »inaktiv«, im schlimmsten Fall sogar »Welch ein Feigling!«. Zuweilen bezeichnete es Wehleidigkeit oder Prüderie. Aber wer wollte schon selber zimperlich sein? Heute sind wir nicht mehr so, heute ist der aktive Tatmensch gefragt. Schade! Manchmal möchte ich doch zimperlich sein. Es klingt so schön nach Kindheit.

Inge Recker, Bremen

 

Was mein Leben reicher macht

Abends die Praxistür hinter mir ins Schloss fallen hören, den Kopf noch voll von Geschichten über Krankheit und Leid. Tief einzuatmen und zu spüren, welche Gnade
es ist, gesund zu sein.

Bettina Stamm, Saarbrücken

 

Sassafras: Mein Wort-Schatz

Sassafras! Für mich klingt dieses Wort verheißungsvoll, magisch, voller Überraschungen. Eventuell ein geheimer Begriff? Als ich vor sehr vielen Jahren über dieses Wort stolperte und neugierig im Lexikon nachschlug, wurde ich allerdings enttäuscht: Es ist der Name eines Lorbeergewächses in Nordamerika. Immerhin ist es ein nicht heimischer Baum. Dennoch hat mich dieses Wort nicht mehr losgelassen. Es hat in der Sammlung besonderer Lieblingswörter (neben »Ichneumon« und »Scheltopusik«) in meinem Herzen einen Ehrenplatz. Wann immer es mir einfällt, muss ich es – wenigstens in Gedanken – mehrmals hintereinander sagen. Klingt es nicht wie die unmissverständliche, barsche Antwort auf eine allzu dreiste Frage? »Sassafras!«

Anja Schirk, Lübeck

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich am Morgen früh raus muss und vom Schlafzimmer die Treppe runterhuschen will, formt mein Freund mit seiner Hand einen Nasenbär, dessen Schatten
vom Bett auf den Boden springt, um mich zu verabschieden. So fängt ein Tag einfach toll an. Und ich frage mich, ob der Besitzer dieses einfühlsamen Tieres in Erwägung
ziehen würde, mich zu heiraten?

Sabine Kraushaar, Leipzig