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65 Jahre DIE ZEIT

Letztes Jahr hatte die Leserin Elisabeth Wolf in der ZEIT eine Grafik von Jan-Martin Wiarda über Deutschlands Bildungslandschaft entdeckt: über die unterschiedlichen Schulsysteme der einzelnen Bundesländer und geplante Reformen. Ihr war aufgefallen, dass dort das Symbol für die  „Sonderbildungseinrichtungen“  fehlte. Aus diesem Grund hatte sie sich den Besuch des Chancen-Redakteurs in der Montessori Schule Biberkor am Starnberger See gewünscht – eine Schule, in der hochbegabte, nicht behinderte und behinderte Schüler zusammenarbeiten.

Jan-Martin Wiarda beim Begrüßungsklatschspiel in der Montessori Schule Biberkor

In der Montessori Schule Biberkor wird Inklusion bis ins Kollegium realisiert: Tobias Wolf, ein junger Mann mit Down Syndrom, arbeitet dort als English Teacher Asssistant. Er stellt Schülern englische Kinderlieder vor und erarbeitet mit ihnen die Texte. Der 31-Jährige zeigte Jan-Martin Wiarda, dass das Konzept „Inklusion“  Realität sein kann: Schüler mit unterschiedlichem Förderbedarf lernen hier tagtäglich zusammen. Denn obwohl Deutschland sich per UN-Konvention zur Inklusion verpflichtet hat, ist die Umsetzung oft schwierig: zu große Klassen, zu wenig Lehrer, Angst vor dem Anderssein, kein Geld bzw. Streit darüber, aus welchem Topf gezahlt werden soll.

Mit kleinen Wortkärtchen erarbeitet Tobias Wolf (Mitte) spielend den Wortschatz mit den Schülern

Der Besuch von Jan-Martin Wiarda begeisterte Tobias Wolf:„Danke, Herr Wiarda, dass Sie gekommen sind und dass Sie zugeschaut haben bei dem Song ‚Five Little Monkeys’ und Danke fürs Mitspielen beim Memory.“

 

Kritzelei der Woche

Dieses »Werk« war das Ergebnis einer einwöchigen Dauer-Unterrichts-Kritzelei. Ich finde es wichtig, dass man auch während des Zuhörens seinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Viele Elemente auf dem Bild wurden durch Filme beeinflusst, die ich gesehen habe, etwa das Pentagramm und die Rose durch Die Neun Pforten. Außerdem wollte ich das Händemalen üben, deshalb die vielen herrenlosen Körperteile. Leider hat die Mehrzahl der Lehrer nicht viel Verständnis dafür, dass diese Kritzeleien meine Konzentration stärken. Mir hilft es aber enorm.

Friederike Buchner, Neustrelitz

 

Was mein Leben reicher macht

Sonntag, acht Uhr. Ich fahre vom Bäcker heim und sehe einen Kinderwagen am Straßenrand stehen. Als ich mich gerade wundern will, kommt ein alter Herr aus der Blumenwiese, stapft mit einem großen Wiesenblumenstrauß in der Hand auf den Kinderwagen zu, legt den Strauß unten in den Wagen und schiebt seinen Enkel weiter spazieren. Bringt er die Blumen seiner Frau? Für den Sonntagsfrühstückstisch? Der Gedanke macht mich einfach nur glücklich.

Sabine Apell, Wackersdorf, Oberpfalz

 

Was mein Leben reicher macht

Die beste Freundin, die um meine Angst vor der bevorstehenden Sowi-Klausur weiß, die bis zuletzt bei mir bleibt und die mich schließlich drei Stunden später strahlend in den Arm nimmt und sagt: »Jetzt hast du es hinter dir.« Danke für all das, Sarah!

Lynn Busch, Bonn

 

65 Jahre DIE ZEIT

Zur Deutschen Gesellschaft für Photographie e.V. nach Köln ging die Reise für Michael Biedowicz. Der Bildredakteur des ZEITmagazins stellte zunächst das Magazin und seine Arbeit vor, bevor Ditmar Schädel, Vorsitzender des Vorstands, die DGPh und die Struktur der Sektionen, Preise und aktuellen Planungen erläuterte.

Michael Biedowicz und Ditmar Schädel im Gespräch

Anhand eines aktuellen ZEITmagazin-Beitrags über Hans-Dietrich Genscher erklärte Michael Biedowicz die Entstehung und Abwicklung eines Fotoauftrags sowie die verschiedenen Wege der Bildproduktion. Die acht Teilnehmer diskutierten weiter über die Zusammenarbeit von schreibenden Redakteuren und Fotografen, über Glaubwürdigkeit bzw. Verifizierung der Bilder, Rechte der Bildautoren nach der Ablieferung, über die Zukunft von Printerzeugnissen, Übertragbarkeit eines Magazins auf neue Tablet PCs und mögliche Chancen junger Absolventen.

 

Wiedergefunden: Die Entschuldigung

Kürzlich fiel er mir nach zwei Jahrzehnten wieder in die Hände: der einzige Entschuldigungsbrief, den ich aus der Zeit meiner Tätigkeit als Lehrer aufbewahrt habe. Er hatte die schlichte Aufgabe, dem Lehrer die Nichtanfertigung einer schulischen Aufgabe zu begründen – und wurde zu einem historischen Dokument. Er stammt nämlich vom 12. November 1989. Die Mutter meiner Schülerin schrieb:

Werter Herr Meyer-Rienecker,

Antje wollte am Wochenende die Zeichnung beenden. Durch das Öffnen der Grenze hatten wir uns kurzfristig zu einem Verwandtenbesuch nach Ratzeburg und Mölln entschieden. Wir fuhren gleich nach Schulschluß am Sonnabend los. Heute kamen wir durch einen Verkehrsstau erst spät nach Hause. Wir bitten Sie höflichst um Entschuldigung, wenn Antje nun nicht die Aufgabe erledigt hat. Sie wird dieses so schnell wie möglich erledigen.

Hochachtungsvoll …

Für mich persönlich ist diese Fundsache ein außergewöhnliches Beispiel erlebter Geschichte. Denn ich hatte seinerzeit, auch durch meine Teilnahme an Aktivitäten des Neuen Forums, nicht nur die von Wunschdenken getragene Hoffnung, sondern die feste Überzeugung, dass der totale Machtverlust der Herrschenden im Bereich ihres »Grenzregimes« zu unumkehrbaren Veränderungen in der DDR führen musste. Und so wurde auch aus unserer parteigesteuerten Lenin-Oberschule in der grenznahen Kleinstadt zwischen Schwerin und Hamburg eine Realschule, die nach sechsjähriger Katharsis den Namen des in Wittenburg geborenen und aufgewachsenen Schriftstellers Hans Franck (1879 bis 1964) erhielt. Den Kunsterzieher und Deutschlehrer aber, der, parteilos und nicht zu jeder staatsbürgertreuen Geste bereit, rund dreißig Jahre DDR-Schule überstanden hatte, wählten die Kollegen zu ihrem Direktor.

Georg Meyer-Rienecker, Wittenburg

 

Was mein Leben reicher macht

Morgens um sieben Uhr auf dem Weg zur Universität an der Friedenskirche vorbeizuradeln und durch fröhliches Glockengeläut auf den Tag eingestimmt zu werden.

Wolfgang Schumann, Bayreuth

 

Was mein Leben reicher macht

…sind unsere Schwestern-Treffen. Wir drei, quick und heiter, sind zusammen 217 Jahre alt und reden und lachen und lachen und reden und gehen gestärkt gegen die Widrigkeiten des Lebens auseinander. Natürlich nicht ohne das nächste Treffen vereinbart zu haben!

Grethlis Thomas-Talvik, Kiel

 

65 Jahre DIE ZEIT

Enges Cockpit, harte Kupplung und eine Sitzposition nahe am Asphalt erwarteten Stefan Schmitt an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Zum 65. Geburtstag der ZEIT besuchte der stellvertretende Ressortleiter Wissen das WHZ Racing Team auf dem Campus Scheffelberg. Bevor die Testfahrt im FP208, auch „Juri“ genannt, losgehen konnte, tauschte Stefan Schmitt Hemd gegen Helm und Rennanzug und ließ sich in die Sicherheitsregeln einweisen.

Stefan Schmitt lässt sich die Sicherheitsregeln erklären

Auf dem Campus hatten die Teammitglieder eine Rennstrecke aufgebaut. Stefan Schmitt gab zunächst vorsichtig Gas, bevor er mit jeder Runde an Geschwindigkeit zulegte: „Ein ganz unmittelbares Rennwagengefühl und ein tolles Erlebnis.“

Stefan Schmitt in „Juri“

Im Anschluss zeigten die 16 Studenten Stefan Schmitt ihren ganzen Stolz: den FP511e („eGon“), das diesjährige Elektrofahrzeug, und leiteten damit in die Diskussion zum Thema Elektromobilität über. Der stellvertretende Ressortleiter war begeistert: „Ausgehend von Fragen zu einer ganz konkreten Technologie, nämlich elektrischen Antrieben, entspann sich ein Gespräch über gesellschaftliche Akzeptanz von Innovationen, über den gesellschaftlichen Umgang mit Energie und über Erfolgsfaktoren technischer Neuerungen.“ Bald ging es zum Beispiel um Carsharing oder den Zugriff auf die unterschiedlichsten Verkehrsmittel per Smartphone. „Insgesamt haben die Studenten des WHZ Racing Team einen ganz umfassenden Blick darauf geworfen, wie Mobilität in Zukunft aussieht.“

Stefan Schmitt zu Besuch beim WHZ Racing Team in Zwickau

 

Freundin: Mein Wort-Schatz

Leidenschaftlich freuen kann ich mich über diese Wort-Schätze! Und noch schöner als Perlen wie »Sommerfrische« und die beileibe nicht lärmende Botanisiertrommel finde ich die Freundin, den weiblichen Freund. Ein Glücksfall, der von Frauen wahrscheinlich weniger geschätzt wird und von Ehefrauen wohl überhaupt nicht. Für meinem Vorschlag erwarte ich also wenig Beifall. Dennoch bleibt die Vorstellung, eine Freundin auch so nennen zu dürfen, ohne dass es ein Missverständnis gibt, ein gern gehegter Gedanke, mithin die weibliche Version des Freundes vorerst mein Favorit.

Leidenschaftlich ärgern kann ich mich dagegen über den »Windpark«, in dem viele Räder auch bei frischem Wind stillstehen. Wenn gerade kein Strom gebraucht wird, genügt ein Dreh der Blätter aus dem Wind. Aber wie funktioniert das bei Solarzellen? Der Sonnenschirm wäre zu simpel. Mit dem überflüssigen Strom aber könnte man das überflüssige Windrad oder dessen Plural antreiben. Optisch wäre das optimal – und fertig wäre der gemischte »Wind- und Gebläsepark«.

Dietrich Ehlers, Falkensee