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Was mein Leben reicher macht

Mit meiner Kanadierin im Urwald von Guatemala unter unserem Geländewagen liegen und in ihr vor Anstrengung verzerrtes und von Schlamm verdrecktes Gesicht schauen, während wir gemeinsam das 42 Kilo schwere Rad wechseln. Ebendiese Kanadierin ein paar Wochen später dabei beobachten, wie sie im Theater Basel beim Gang zur Garderobe die Blicke der Männer auf sich zieht. Sich jeden Tag wundern, wie eine so schöne und kluge Frau 40 Jahre mit mir verbringen konnte. Jeden Tag auf die Ewigkeit hoffen. Mit genau dieser Kanadierin.

Jörg Zschocke, Lörrach

 

Wiedergefunden: der Anfang einer wunderbaren Freundschaft

Alles begann mit einem Unfall im Juli 1958. Meine Braut und ich waren mit unserer Zündapp Bella unterwegs in die Camargue, ans Mittelmeer, als wir mit einem französischen Mopedfahrer zusammen- stießen. Wegen unserer Verletzungen wurden wir ins hôpital von Tarascon gebracht. Als wir endlich wieder herumlaufen durften, suchten wir nach dem Kind, das wir in den vergangenen Tagen in einem der angrenzenden Zimmer hatten singen hören. So freundeten wir uns mit dem achtjährigen Louis an – und später auch mit seinem Vater, der zu unserer Überraschung gut deutsch sprach. Er hatte als Kriegsgefangener in Mecklenburg auf dem Land gearbeitet …
Aus dieser zufälligen Bekanntschaft hat sich eine tiefe, andauernde Freundschaft mit einer großen Familie entwickelt, und
so reisten wir im vergangenen Sommer auch zum 60. Geburtstag unseres Freundes Louis nach Lothringen. Dabei überraschte uns Louis’ Schwester Clothilde mit einer Kopie des damaligen Unfallberichts. Cloclo war mit dem Sohn des Gendarmen verheiratet gewesen, der den Unfall seinerzeit aufgenommen hatte, und in seinem Nachlass fand sich das Dokument. Gemeinsam lasen wir den Bericht und schwelgten in Erinnerungen. Es wurde ein langer Abend: 52 Jahre wollten schließlich abgearbeitet werden. Das Schmerzensgeld übrigens, das uns damals die französische Versicherung gezahlt hatte, haben wir 1959 für die Möbel unserer ersten gemeinsamen Wohnung ausgegeben.
Friedrich Winter, Odenthal

 

Was mein Leben reicher macht

Dass ich noch Freunde habe, die ich anrufen oder persönlich treffen muss, um etwas von ihnen zu erfahren. Und dass es bei ihnen nicht reicht, jede Minute mein Facebook-Profil upzudaten.

Sven Minnerup, Everswinkel, Nordrhein-Westfalen

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Anruf bei meinen Großeltern in Münster. Jedes Mal nehmen sie ihn mit einem begeisterten »Ach, mein lieber Schatz!« entgegen. Egal, in welcher Stimmung oder Lebensphase ich bin: Die beiden unterstützen mich. Großelternliebe ist etwas Großartiges!

Viola Mönnich, Dresden

 

Ein Gedicht! Klassische Lyrik

Der Castorpanther
(nach Rainer Maria Rilke, »Der Panther«)

DAS Blech ist von dem Strahlungsdruck der Stäbe
so mürb geworden, dass es nichts mehr hält.
Selbst wenns statt tausend nur ein Dutzend Stäbe gäbe,
die Strahlung dränge trotzdem in die Welt.

Die Kernkraft sei so sicher wie die Rente –
Politikergeschwätz, das sich im Kreise dreht.
Die Meldung von dem Leck sei eine Ente.
Und Landschaft blühe, wenn ein Kernkraftwerk drin
steht.

Nur manchmal hebt der Vorhang der Canaille
versehentlich sich an. Ein Journalist dringt ein,
kriegt morgen eine Medien-Medaille –
und übermorgen interessierts kein Schwein.

Martin Herrmann, Heidelberg

 

Was mein Leben reicher macht

Am Ankunftsterminal zu warten, viele glückliche Menschen zu sehen, die sich freuen, sich endlich wieder in den Armen halten zu dürfen, das rührt mich zu Tränen. Dich dann aber endlich durch die Tür kommen zu sehen, das macht mich so unendlich glücklich! Ich weiß, dass ich Dich nie wieder loslassen will.

Sirka Henning, München

 

Was mein Leben reicher macht

Die feierliche Messe am Ostermorgen in der gotischen Kugelkirche von Marburg. Ein Stückchen Himmel auf Erden, erlebt und für immer eingeprägt von uns drei Generationen mit Lena, 10, als der Jüngsten. Draußen, im österlichen Sonnenschein, verwandelte, dankbare Menschen.

Gert Dahlmanns, Marburg

 

65 Jahre DIE ZEIT

In Bonn besuchte Uwe Jean Heuser, Ressortleiter Wirtschaft, die Fortbildungseinrichtung „Exposure- und Dialogprogramme e.V.“. Dort diskutierte er mit Mitarbeitern und Andreas Machnik, einem ehemaligen Fortbildungsteilnehmer, über die Arbeit des Vereins, der Entscheidungsträgern Aufenthalte bei Familien, die in Armut leben, vermittelt. „Wir wollen, dass Verantwortliche in Politik und Wirtschaft die Realität der Menschen vor Ort durch Mitleben und Mitarbeiten besser kennen lernen und ihr Verständnis für Entwicklungschancen und Potentiale unternehmerischen Handelns vertiefen“, beschreibt Programmkoordinator Jörg Hilgers die Idee dahinter.

Von links: Jörg Hilgers, Angelika Stauder, Uwe Jean Heuser

Das Fazit der Mitarbeiter: „Bei dem Austausch mit dem ZEIT-Redakteur spürten wir echtes Interesse an unserer Arbeit und unserem Anliegen. Durch seine Ideen und Fachkenntnis hat uns Uwe Jean Heuser inspiriert und neue Denkanstöße gegeben.

Von links: Andreas Machnik, Marina Mittelbach, Angelika Stauder, Uwe Jean Heuser, Jörg Hilgers

Uwe Jean Heuser freute sich: „Schön, dass die ZEIT solche Leser hat. Menschen, die ganz konkret versuchen, die Welt zu verbessern. Die Idee ist prima: Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft können eine Woche lang in einer Familie in einem Entwicklungsland leben und die Welt im wahrsten Sinne des Wortes von unten kennenlernen. Man wünscht sich, dass noch viele Minister und Manager diese Erfahrung machen.“

 

Müßiggang: Mein Wort-Schatz

Gemeinsam mit einem guten Freund habe ich mich vor einiger Zeit dazu entschlossen, dass wir beide (nach anderen Studien) ein Lehramtsstudium in Deutsch beginnen. Wir sind beide begeisterte Genießer alter Raritäten und verbringen einen nicht unerheblichen Teil unserer freien Zeit in Buchantiquariaten. Jeder von uns hat seine Lieblingsplätze in unserer wunderschönen Heimatstadt Bonn, wo er der Muße hingebungsvoll frönt. Das reicht von stillen Plätzchen an der Sieg – das ist eher so meins – bis zum belebten Café in der Altstadt. Wenn wir uns dann mal wieder treffen und uns über ein gerade verschlungenes Buch (gerne 19. oder frühes 20. Jahrhundert) unterhalten, dann machen wir oft begeistert Gebrauch von wiederentdeckten Wortschätzen. Das mag für Zuhörer vielleicht etwas befremdlich und altmodisch wirken, uns aber bereitet es Freude. Eine dieser Entdeckungen ist der Müßiggang. Das ist produktives Wenigtun als entschleunigendes Heilmittel für hektische Zeiten, und nur Unbedarfte bezeichnen den Müßiggang – völlig zu Unrecht – als Faulenzerei.

Christoph Alexander Paul Cambeis, Bonn