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Was mein Leben reicher macht

Mitte Februar klingelt es nachmittags an unserer Haustür. Beim Öffnen tönt es bis hoch ins Arbeitszimmer: „ÜBERRASCHUNG!“
Rund 25 Leute stehen vor der Tür: Eltern, Geschwister, Nichten, Neffen, Freundinnen und Freunde – bepackt mit allem (sogar ein Grill), was man für ein gestandenes Fest braucht. Auch dabei: Ein Kranz aus Petersilie für die Braut und ein Sträußchen zum Anstecken für den Bräutigam. So begeht man bei uns die Petersilienhochzeit – 12 1/2 Jahre nach unserer Eheschließung durften wir ohne einen Handschlag zu tun ein wunderschönes Fest feiern. DANKE an alle, die heimlich vorbereitet und so lieb an uns gedacht haben!

Ursula & Thomas Renneke, Dortmund

 

Schöne Grüße

® Privat

Lieber Friedrich Kühling,
von Dir kann man lernen, dass am Anfang das Wort war und nicht die Zahl, dass Fragen meist spannender sind als Antworten, dass Besonnenheit im Wirtschaftsleben so manches Problem löst, dass Zeugnisse nur ein Puzzleteil im Leben eines Mitarbeiters sind, dass Unternehmenskultur die Summe von Selbstver­ständlichkeiten ist, dass Firma und Familie prima zusammen­ passen und wie ungeheuer weit Freundlichkeit trägt. Alles Gute zum 60. Geburtstag!

Familie Pöppelmann, Lohne

 

Was mein Leben reicher macht

Ich stehe am Rand eines Fußball­felds und friere mir die Füße ab. Als ich meinen Mann kennengelernt habe, war ich froh, dass er sich nichts aus Fußball machte. Heute spielen meine Tochter, 12, und mein Sohn, 9, mit Leidenschaft. Und da beim Verein jede halbwegs sportliche Person gebraucht wird, ist mein Mann jetzt als Trainer eingespannt. Ich hasse Fußball. Und trotzdem stehe ich gern hier und schaue meinen Kindern zu.

Eva Rall, Bad Schussenried

 

Was mein Leben reicher macht

Mich auch 20 Jahre nach der Wie­dervereinigung immer wieder darüber zu freuen, dass mich an der bayerisch­-thüringischen Grenze keine DDR-­Staatsorgane mehr schikanieren.

Bernd Sakreida, Mariaposching, Niederbayern

 

Ein Gedicht! Klassische Lyrik

Die ernste Elegie
nach Rainer Maria Rilke, »Die erste Duineser Elegie«

WER, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der

Regierenden Runde? Und gesetzt selbst, es schlügen

Flammen plötzlich aus einem der Meiler: Man

sagte uns

»alles ist sicher«. Doch die Meute der Lobbys ist nichts

als des Schrecklichen Anfang, die wir bis gestern

ertrugen,

und wir wundern uns jetzt, dass wir gelassen blieben,

da sie uns benutzte. Atomkraft ist schrecklich.

Und so stehe ich auf und reihe mich ein

in die endlosen Scharen Erwachter.

Maria Sperling, Soest

 

Was mein Leben reicher macht

Morgens beim freundlichen türkischstämmigen Gemüsehändler frische Ware kaufen. Nachmittags von einer sehr talentierten Friseu­rin, deren Eltern in den sechziger Jahren aus Sizilien kamen, einen flotten Haarschnitt verpasst be­kommen. Am Abend mit meiner Freundin deren griechische Mutter­sprache lernen, um im nächsten Urlaub wenigstens die Speisekarte lesen zu können.


Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Was mein Leben reicher macht

Nach der Pensionierung bin ich von der Kleinstadt in einen Ort im Odenwald gezogen. Beim Spazie­rengehen hier grüßen mich Unbe­kannte freundlich, auch junge Leute und Kinder. Hoffentlich ver­zeihen sie mir, dass ich anfangs vor Verdattertsein manchmal nicht zu­rückgegrüßt habe!

Anke Weber, Gorxheimertal

 

Eine kleine Weltreise

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Im vergangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas in die Südsee gefahren, über Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Myanmar, Indien, die arabische Halbinsel und durch den Sueskanal geht es jetzt weiter bis nach Venedig.
Ich muss noch von dem Tag erzählen, an dem wir – irgendwo zwischen Tonga und Fidschi – die Datumsgrenze überquert haben. Wenn man das, wie wir, von Osten nach Westen tut, verliert man tatsächlich einen ganzen Tag. Auf den Dienstag zum Beispiel folgt einfach der Donnerstag. Und auf einem Kreuzfahrtschiff wie der MS Columbus nimmt man sich selbst auf die Schippe – mit einem ganz besonderen Pro­gramm für den nicht existenten Tag. Die Sehnsuchtsziele werden von der Südsee in die Ostsee verlagert, die Kreuzfahrt wird zur Butterfahrt. Die Passagiere bedienen das Personal, zu Mittag gibt es ein FdH­ Büffet, abends den Fast­Food­ Staffellauf. Die Sportanimation bietet Bänderrisse und Mus­kelabbau, als Highlight am Nachmittag gilt der Strip­Poker mit dem Ersten Offizier. Die Happy Hour wird auf den gan­zen Tag ausgedehnt, der Tagescocktail nennt sich »Lost Day«. Am Abend erwarten uns in der Lounge Lieder, die die Welt nicht braucht, anschließend eine Technoparty mit dem Ho­teldirektor am Plattenteller. Dresscode: Sportdress und San­dalen. Im Laufe des Tages gibt es darüber hinaus Wettbewer­be im kreativen Reservieren einer Sonnenliege und dem Bele­gen der ersten Sitzreihe im Bus beim Landausflug. Alle Schiffshandtücher sollen an den Stränden der Südsee zurück­ gelassen werden, für die Führung durch die Tanks und den Kamin wird leichte, weiße Kleidung empfohlen. Meine per­sönlichen Vorschläge wären noch eine Seenotübung im Pool, Topfschlagen mit dem Küchenchef, ein Jodelkurs mit dem Bordpianisten, Klopapierfalten mit der Hausdame und ein Aderlass beim Schiffsarzt. Der tägliche Gruß des Kapitäns könnte lauten: »Genießen Sie den Tag, und bleiben Sie am Leben.« Schöne Grüße nach Hamburg, Bremen und Berlin!

Sabine Kröner, zzt. 9° 47’ Süd, 137° 08’ Ost

 

Was mein Leben reicher macht

Gemeinsam mit Freunden aus dem Orchester unsere eigene Aufnahme von Mahlers zweiter Sinfonie an­zuhören. Volle Lautstärke, jeder singt seine Stimme mit, tanzt mit, schwelgt vollkommen in der Musik Nachts um drei.

Dietrich August, Freiburg