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Zeitsprung

Diese Bilder zeigen die Ernst ­Moritz­ Arndt­ Sicht auf die Kreideküste der Insel Rügen. Erstaunlicher­weise schafft es der einzelne Baum an der Kante seit Jahren immer wieder auf unsere Familienfotos – und jedes Jahr steht er etwas schiefer da. Schon als Kinder fragten wir uns jedes Mal gespannt: »Ob wohl der Baum noch da steht?« Und auch nach 21 Jahren steigt die Spannung mit jedem Grad, um das er sich weiter neigt.

Julia Polster, Bonn

 

Wiedergefunden: Ein Gruß aus Irland

Ich freue mich über jede Ansichtskarte, die ich bekomme. Aber eine ist mir besonders wichtig, und ich habe sie bis heute aufbewahrt. Diese Karte ersetzte einen ganzen Brief, und be­kommen habe ich sie kurz nach der Wende von zwei jungen Leu­ten aus der ehemaligen DDR, Dörte und Matthias, denen ich ei­nen Zuschuss für eine Reise nach Irland gegeben hatte. Jetzt erzählten sie mir aus­führlich von ihren Eindrüken im Norden und Süden der Insel und schickten »Ein freundliches Cheerio!«. Ein kleines Kunstwerk!

Brigitte Goldschmidt, Hermannsburg, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Das Internetportal www.behinder­mich­nicht.de: Im Diskussionsfo­rum begegnen sich Menschen mit und ohne Behinderung unbefangen und auf Augenhöhe. Das öffnet mir immer wieder den Blick dafür, dass jeder Mensch Stärken hat und Fähigkeiten, aber auch Einschränkungen, die wir respektieren müssen.

Diane Mönch, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Mit 85 Jahren immer noch mitten­ drin zu sein, zwischen Roman, Andreas, Robert, Werner, Christi­an, Beate, Olli, Frank und all den anderen, von denen ich nur die Vornamen kenne. Was uns verbin­det? Eine Dauerkarte. St. Pauli, Millerntor­Stadion, Gegengerade, Stehplatz Nordseite. Siebzehn Heimspiele pro Saison. Siebzehn­ mal das Hochgefühl unverbissener Gemeinsamkeit. Sieg oder Nieder­ lage, erste oder zweite Liga: egal! Man jubelt, meckert, stöhnt, singt, lacht und weint zusammen, und wenn es für die »Jungs« am Ende nicht gereicht hat, dann bleibt auf jeden Fall – die Freude auf das nächste Heimspiel.

Uwe Storjohann, Quickborn

 

65 Jahre DIE ZEIT

Kulinarisch ging es vergangene Woche in Borchen zu. ZEIT-Leserin Bärbel Gettys hatte sich den Genussexperten Wolfgang Lechner gewünscht, um gemeinsam mit ihm ein mehrgängiges Feinschmecker-Menü zu zaubern. Zunächst wurden die Zutaten gemeinsam im örtlichen Bioladen eingekauft. „Dann wurde unsere simple Küchenzeile in ein Kochstudio verwandelt, in dem Wolfgang Lechner seine raffinierten Zubereitungsmethoden simultan an den vier Gängen des Menüs demonstrierte. Kochkunst im wahrsten Sinne des Wortes“, berichtet Ehemann Theo Kardel, der für die musikalische Begleitung auf dem Klavier sorgte.

Auf der Speisekarte standen Crostini mit Kabeljau, Risotto mit Totentrompeten und Lammkeule mit Polenta. Als Dessert folgte eine „Trilogie von der Himbeere“. Während die Keule im Ofen war, blieb Zeit für einen Spaziergang durch die örtlichen Produktionsstätten im sonnigen Schloss Hamborn: Kuh- und Hühnerstall, Käserei und Bäckerei. Pünktlich um 19 Uhr klingelten die geladenen Gäste, drei Freundinnen der Leserin, und ließen sich das Essen schmecken: „Das Essen war herrlich, so gemütlich, ungezwungen und einfach harmonisch. Ich koche selbst sehr gerne, auch für viele Gäste, und es war ein Genuss zu spüren, mit welcher Leichtigkeit und Liebe zu den Zutaten diese Mahlzeit zubereitet und auf den Tisch gebracht wurde. Es hat ein Stück Lebensfreude vermittelt“, berichtet Mariethres Heilos. Auch bei Birgit auf der Heiden war eine Woche später „die köstliche Mahl-ZEIT“ noch fest im Gedächtnis verankert. Was bleibt, sei „der Gedanke an einen unterhaltsamen und überaus geschmackvollen Abend im Haus Gettys“.

Und nach dem Dessert wurde um die Wette gescrabbelt: „Schon bald war man vertieft in die Vielfalt der sprachlichen Möglichkeiten aus dem wohligen Gefühl der Sättigung heraus. Um Mitternacht herum machte sich erste Müdigkeit breit und bis halb eins war die Küche wieder leer – nur das Aufräumen zog sich noch eine Weile hin“, beschreiben die Gastgeber das Ende des Abends.

Auch Wolfgang Lechner war begeistert: „Kochen und Scrabbeln, meine beiden Lieblingsbeschäftigungen an einem Abend, und das auch noch im Rahmen einer Dienstreise – da konnte nichts schiefgehen. Wen darf ich zum 70. Geburtstag der ZEIT besuchen?“

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich in der Früh aus dem Haus gehe und der Star im Vogel­beerbaum in einem fast überirdi­schen und nicht enden wollenden Gesang sein neues Saisonweibchen erobert.

Georg Link, Neuendettelsau

 

Kritzelei der Woche

Diese Kritzelei hat mein siebzehnjähriger Sohn Philip angefertigt, an einem Skatabend, bei dem er das Punktekonto führte. Er setzt sich darin mit dem Unglück in Japan auseinander. Vor gut einem Jahr hat er während seines Auslandsjahres selber ein schwe­res Erdbeben miterlebt: im chilenischen Ort Linares, etwa 250 Kilometer südlich von Santiago.

Marlies Weidenfeller, Bremen

 

Was mein Leben reicher macht

Meine portugiesische Frau Catarina habe ich 1999 während ihres Studiums in Nürnberg kennengelernt. Die Jahre danach haben wir zusammen in Nürnberg verbracht. Vor zwei Jahren zog es sie beruflich nach Amsterdam. Wir haben versucht, uns an den Wochenenden zu sehen, was aus verschiedenen Gründen sehr oft nicht funktioniert hat. Im Februar bin ich zur ihr gezogen. Es ist so schön, zusammen durch die Grachten zu fietsen und das Leben wieder zu zweit genießen zu dürfen, eigentlich zu dritt – unsere spanische Hündin lebt jetzt auch in Holland.

Steffen Rahm, Amsterdam

 

Haiku

KREUZ DES SÜDENS
oder SCHWABENSTREICH

Manchmal kann ein Kreuz
an der richtigen Stelle
Geschichte schreiben.

Siegfried Fischer, Valencia