Weil es mein Leben ärmer macht (ärmer an Schlaf), nehme ich mir vor, am Abend nicht mehr in den alten Fotos und Unterlagen zu stöbern. Und tue es doch.
Später als geplant, aber um glückliche Erinnerungen und Gedanken bereichert, schlafe ich ein.
Aufgewachsen auf einem Aussiedlerhof, bestand unsere Verbindung in die Stadt lange Zeit nur aus einem einfachen Feldweg. Irgendwann erbarmte sich die Stadtverwaltung, und der Weg wurde endlich befestigt.
Meine Eltern verwendeten hierfür den Begriff Maggadamm. Nach dem schottischen Erfinder John L. McAdam wird ein Straßenbelag, der aus Gesteinsschichten verschiedener Körnung besteht, nämlich Makadam genannt. Im Schwäbischen haben wir das entsprechend eingebürgert.
Für unseren Alltag war der Maggadamm eine erhebliche Verbesserung; bei schlechtem Wetter mussten wir nicht mehr durch Matsch und Pfützen in die Stadt. Vor allem mein täglicher Weg in die Schule oder zu Freunden wurde um einiges angenehmer. Dies hat bei mir einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass ich beim Anblick von Straßenbauarbeiten eher an »Maggadamm« als an Teer, Asphalt oder Bitumen denke.
Der Fernbusfahrer – er pfeift ein Liedchen, sagt seinen Spruch auf zur Gurtpflicht und zur Toilettennutzung. Dann wendet er sich grinsend an seinen Kollegen auf dem Nebensitz: »Gut so?«, fragt er so laut, dass es der halbe Bus mithört. Es war wohl sein erster Tag. Ich krieg gute Laune bei so viel ungehemmter Fernbusfahrerindividualität.
Beim Oldtimer-Teile-Markt mit meinem kleinen Sohn in den gebrauchten Spielzeugautos wühlen und dabei Modelle aus meinen Kindertagen wiederzuentdecken!
Meine Frau (81 Jahre) leidet an Demenz. Sie kann nicht mehr gehen, nicht mehr stehen, vor allem aber kann sie nicht mehr reden. Ich betreue meine Frau rund um die Uhr. Ich gebe ihr Essen und wickle sie viermal am Tag. Ich bin der Verzweiflung nahe – da schenkt sie mir ein Lächeln.
Er kam 2010 als Findelkind zu mir. Mit der Unterstützung der Internetseite eichhoernchenschutz.de habe ich ihn in meiner Wohnung aufgezogen. Am Anfang wollte Presto nur schlafen und trinken. Später machte er seinem Namen aber alle Ehre: Er war flink und ständig in Bewegung, tobte, nagte, versteckte und suchte überall. Als er dann »erwachsen« war, musste ich ihn schweren Herzens auswildern. Er kam aber noch eine lange Zeit täglich zu Besuch. Irgendwann blieb er fort, ich hoffe, weil er eine »Presta« gefunden hat. (Schluchz!)
Meine Eltern hatten eine Freundin, die seit Kurzem verwitwet ist, zum Sonntagsbrunch eingeladen. Unerwartet war ich dazugestoßen. Am nächsten Tag sagte mir (53 Jahre) meine Mutter am Telefon: »Gut, dass du dabei warst. Dadurch herrschte eine andere Stimmung, als wenn wir Erwachsenen unter uns gewesen wären.« Wie wunderbar, dass man nie aufhört, ein KIND zu sein!
Auf dem Pferderücken mit meiner Freundin am Flutsaum entlangzureiten. Die Sonne wärmt schon im Gesicht. Ich fühle mich wie auf dem Pferdebild von Max Liebermann.
Eine E-Mail aus New York von einem ehemaligen Schüler. Vor acht Jahren hatte er an einem von mir organisierten Schüleraustausch mit den USA teilgenommen, danach dort studiert. Jetzt ist er zu Besuch bei seiner damaligen Gastfamilie und schreibt: »Danke, dass Sie mir die Tür zur Welt geöffnet haben.«