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Was mein Leben reicher macht

Unsere Familie hat ein kleines Geheimnis: das »Bernsteinzimmer« in unserem Haus. Seit Kindertagen haben unsere beiden – heute erwachsenen – Söhne zu Vaters Büro »Bernd sein Zimmer« gesagt. Inzwischen nennen wir es – mit einem Lächeln – das »Bernsteinzimmer«.

Adelheid Willenbrock, Tarmstedt, Niedersachsen

 

Blämbe: Mein Wort-Schatz

Mit Vergnügen las ich kürzlich in dieser Rubrik die Begriffe, die man im Ruhrgebiet und in Hessen fürs Küchenmesser benutzt – Hümmelchen beziehungsweise Kneipchen. Als gebürtiger Sachse ge­brauche ich immer noch den Ausdruck Blämbe für ein kleines, zumeist älteres Küchenmesser, vor allem, wenn es nicht mehr sehr scharf ist. Ebenso verwende ich diesen Begriff für ein dünnes oder abge­standenes Getränk. Die zweite Bedeutung wird auch hier am Mittelrhein verstanden, mit einem Messer verbindet dies aber kei­ner. Im Duden findet man beide Bedeu­tungen – allerdings unter der Schreibweise Plempe (also mit »hartem« B). Sächsisch­-korrekt ist dies nicht!

Thomas Voigtländer, Manubach, Rheinland­-Pfalz

Weitere Begriffe für das Küchenmesser finden Sie hier.

 

Der Frühling packt die Koffer aus

(nach Peter Hacks »Der Herbst steht auf der Leiter«)

Der Frühling ist grad heimgekehrt
und packt die Koffer aus.
Er ist uns lieb, er ist uns wert:
Jagt doch den Winter raus!

Er füllt die kahlen Lande hier
nimmt aus den Koffern Stück für Stück:
die Blätter, Blüten, Käfertier’
und setzt sie in die Welt zurück.

Die Tanne mault den Frühling an:
»Den andern färbste zart das Laub,
doch meine Nadeln komm’ nicht dran,
bei mir, da bleibste taub!«

Des Frühlings Koffer sind bald leer,
die Welt wird wieder munter.
Das Leben ist nicht mehr so schwer,
jetzt ist es wieder bunter!

Ute Malkowsky-Moritz, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Die Hauptperson kam zu spät von der Arbeit, und der Stadtpark, in dem der Antrag gemacht werden sollte, war leider schon geschlossen. Am Tag danach klappte es dann – und sie hat Ja gesagt!

Tobias Köhne, Hannover

 

Fisimatenten: Mein Wort-Schatz

Als ich ein Kind war, benutzte meine Mutter öfter die Redewendung: »Jetzt mach nicht so viele Fisimatenten. Das bedeutete, dass ich möglichst schnell ihrer Aufforderung nachkommen sollte, etwas zu erledigen. Als ich berufstätig war, klärte mich ein Arbeitskollege darüber auf, was man sich über die Entstehung des Ausdrucks erzählt: Angeblich kommt die Formulierung aus dem Französischen, und zwar von der Aufforderung: Visitez ma tente (»Besuchen Sie mein Zelt«). Nach Deutschland kam sie im Kriege, als man für Verhandlungen keine anderen Räumlichkeiten als Zelte hatte. Sie wurde aber wohl auch gegenüber Damen gebraucht, mit dem Zweck, sich im Zelt gemeinsam die Zeit zu vertreiben.

Ob meine Mutter das wusste?

Hedda Rienäcker, Göttingen

 

Was mein Leben reicher macht

Im vergangenen Sommer habe ich mich fürchterlich verliebt, nur um vier Wochen später ebenso fürchterlichen Liebeskummer zu haben. Inzwischen haben wir wieder Kontakt, er hat sich entschuldigt, und ich genieße es, dass aus einem Übermenschen ein ganz normaler Mensch geworden ist!

Angelika Schmidt, Molfsee, Schleswig-Holstein

 

Zeitsprung: Geschäftsübernahme

In unserer Familie gibt es einen Kaufmannsladen, den mein Großvater etwa 1930 für meinen Vater ge­baut hat. Der Kaufmannsladen hat einen Weltkrieg überstanden und reiste 1957 offiziell mit mir aus der DDR aus. (Als Kind von »Republikflüchtigen« – meine Eltern waren vorerst ohne mich in den Westen gegangen – wurde ich ausgewiesen, durfte aber mei­ne Besitztümer offiziell mitnehmen.) Das Bild von 1956 zeigt mich mit meinen Großeltern (rechts mein Großvater, der »Erbauer« des Kaufladens). Kürzlich konnte meine zweijährige Enkelin Anna den Laden übernehmen. Aus diesem Anlass haben wir dann alle vier Generationen im und neben dem Laden foto­grafiert, die mit ihm schon gespielt haben und noch weiter spielen werden: meine Tochter Sonja, Anna, meinen Vater und mich (von links nach rechts).
Sonja hat immer sehr stolz erzählt: »Den Kaufladen hat mein Urgroßvater für meinen Opa gebaut.« In unserer konsumorientierten Zeit finde ich es schön, wenn die Dinge wegen ihrer Geschichte geschätzt werden und auch Kinder eine Idee vom Eingebun­densein in Zusammenhänge bekommen.

Elke Greven, Aachen

 

Was mein Leben reicher macht

An einem Mittwoch, spätabends im ICE 885 von Hamburg nach München, kurz vor dem vorzeitigen Erreichen des Ziel­bahnhofs die Durchsage: »Sehr geehrte Reisende, wir erreichen den Endbahnhof heute mit einer Verfrühung von 15 Minu­ten. Wir bitten, dies zu entschuldigen.« Irgendwo fährt sie also doch noch, die Behörden­-Bahn. In den Zeiten der Bahn­streiks gibt es Schlimmeres!

Stefan Vörtler, Bayreuth