Ich absolviere gerade einen elfmonatigen europäischen Freiwilligendienst in England, in einer Organisation, die sich für die Stärkung der Jugend, für Frieden und Nachhaltigkeit einsetzt. Hier im Asha Centre kommen an einem »normalen« Tag mindestens acht Nationalitäten zusammen, meistens mehr. So viele Kulturen treffen hier aufeinander, so viele verschiedene Persönlichkeiten, und stets lernt man etwas Neues über das Leben in anderen Ländern. Vor Kurzem hatten wir ein iranisches Abendessen. Dabei ist dieses kleine Kunstwerk entstanden: Wojtek aus Polen hat aus dem Satz des türkischen Kaffees einen afrikanisch anmutenden Jongleur erschaffen, während wir persischer Dichtkunst lauschten.
Wenn ich sehr selten wieder mal nach Deutschland komme, stelle ich eine große Schale Gravensteiner Äpfel in mein Hotelzimmer. Dann rieche, fühle und schmecke ich meine Jugend in Westfalen
Wenn ich den Postkasten öffne und mir die Handschrift meiner Freundin auf einem Briefumschlag entgegenblinzelt. Manchmal müssen sich unsere Briefe am gleichen Tag sogar unterwegs begegnet sein. Buchstäblich: Gedankenaustausch!
Täglich gibt es Momente, die mich an meine Mutter und an meine Kindheit denken lassen. Gerade jetzt in der Adventszeit: das Plätzchenbacken mit meiner Tochter, der Adventskranz auf dem Tisch – meine Mutter hat früher Kränze für den Markt in Frankfurt gewickelt –, der Christstollen. Normalerweise hat sie jedes Jahr per Post je einen Stollen an ihre sechs Kinder geschickt. Dieses Jahr habe ich erstmals einen nach ihrem Rezept für sie gebacken, und wir haben ihn in der Rehaklinik gemeinsam gefuttert.
Mein Mann hat sich Hals über Kopf und ganz endgültig von mir getrennt. Er hat eine neue Partnerin, und ich bin nun allein mit unseren vier Kindern zwischen 0 und 7 Jahren und einem riesigen Berg Sorgen. Aber ich erfahre so viel Unterstützung und Hilfe von Freunden, Bekannten und Verwandten, bekomme so viele nette Gesten, spontane Besuche und liebe Worte, dass ich fast reicher bin als vorher.
»Das wird ja eine Schlauch- und Höhlenwurst!«, spottete unser Vater, wenn wir Kinder die Leberwurst mit dem Messer aus der Wursthaut herausbohrten, statt ordentliche Scheiben abzuschneiden. Noch heute fällt mir dieser Ausdruck jedes Mal ein, wenn wir eine Streichwurst anbohren.
Neu in der Stadt sein und Verena kennenlernen, Timm kennenlernen, Holger kennenlernen, einen anderen Hannes kennenlernen, Tom und Jolande kennenlernen, Frau Kerting kennenlernen.