Der Anruf einer Mitarbeiterin der Ausländerbehörde, die mir mitteilte, dass die Arbeitserlaubnis für den von mir betreuten Asylbewerber aus Togo eingegangen und genehmigt ist. Nun kann er mit einer Arbeit für die nächsten zwei Monate starten… Und vielleicht wird daraus ja auch mehr.
Wenn mein Partner von mir als »meine zukünftige Frau« spricht, dann komme ich mir wie ein junges Mädchen vor. Wir heiraten im Oktober und sind, wie man bei uns in Bayern sagt, »späte Hochzeiter«.
Im März dieses Jahres war ich zum ersten Mal mit einem Hilfstransport im Nordirak, um jesidische Flüchtlinge mit Kleidung, Kinderspielzeug und Geld zu unterstützen. Besonders betroffen machte mich das Gesicht einer jungen Frau, die gerade aus IS-Gefangenschaft entronnen war. Sie lebte mit 45 anderen Flüchtlingen in einem Rohbau – und schien stärker noch als die anderen Flüchtlinge traumatisiert zu sein: ihr Gesichtsausdruck völlig versteinert. Drei Monate später, im Juni, waren wir wieder dort, und zu den schönsten Eindrücken dieser Reise gehörte es für mich, dass die junge Frau wieder ein ganz klein wenig lächeln und sich über die geschenkte Kleidung freuen konnte.
Nach der Rückkehr aus dem Urlaub eine Mail mit dem Betreff »Holiday Time« von einem Flüchtling aus Gambia in meinem Posteingang vorzufinden. »Hello«, schreibt er. »Missed you, hope you doing good and enjoying your holiday.« Immer wieder mal hat er mich, einen seiner Helfer, schon versetzt, aber er wird es schaffen, sich in unserer Gesellschaft einzufinden, davon bin ich überzeugt. Und ich werde ihm weiter dabei helfen.
Meine Oma stammt aus dem Hinterland des Bodensees und schafft es mit ihren Dialekt-Ausdrücken immer wieder, meinen Freund (er ist in Hannover aufgewachsen) zum Staunen zu bringen. Neulich stolperte er etwa über den Begriff Wunderfitz. Einfach zu übersetzen mit »Neugierde« und doch so viel schöner, klangvoller und vielschichtiger! Meine Oma ist mit 86 Jahren übrigens wunderfitzig wie eh und je, nimmt mit regem Interesse am Leben ihrer Kinder, Enkel und Urenkel Anteil und verfolgt und kommentiert das Dorf- wie auch das Weltgeschehen.
Das zwitschernde Geräusch der Erstklässler, die im schönsten Morgensonnenschein das Umfeld der Neumarktschule nebenan erkunden und paarweise über die Straße hüpfen.
Die syrische Familie, der meine Frau ehrenamtlich Deutsch beibringt. Und das Strahlen meiner Frau, als wir erfuhren, dass die Abschiebung dieser Familie, die wegen der Ablehnung ihres Asylantrags laut Dublin-Abkommen drohte (sie waren über Spanien eingereist), nun ausgesetzt ist.
Christoph Misera, Neustadt am Rübenberge, Niedersachsen
Meine Mitbewohnerin und ich sitzen des Öfteren im Osnabrücker Schlossgarten, diskutieren über die Rubrik Mein Wort-Schatz und kommen dabei gelegentlich auf neue Wortbildungen, bei denen wir uns fragen, warum diese eigentlich noch nicht im deutschen Sprachschatz verankert sind. Mein aktueller Favorit ist die Unterwältigung. Dieses Wort nutze ich nun, wenn lang ersehnte Kinofilme oder Musikalben mir am Ende doch nicht das Vergnügen bereiten, das ich mir ausgemalt hatte. In einem solchen Fall ist man ein wenig unterwältigt. Dies hat nicht ganz den negativen Ton der Enttäuschung, zeugt aber davon, dass man sich doch mehr versprochen hat.