Im Kunstunterricht begegnete mir einst das Wort Lapislazuli: alten Ägypterinnen gewannen aus diesem Halbedelstein Farbe und verwendeten sie unter anderem als Augenschminke. Noch mehr als das aber faszinierte mich der Klang des Wortes und wie es auf der Zunge schmeckte: La-pis-la-zu-li. Eine herrliche Wortmelodie, welche mir nicht mehr aus dem Kopf ging. So nahm ich das Wort durch mein weiteres Leben mit und konnte auch nicht widerstehen, es in einem Internetforum als mein Pseudonym zu verwenden.
Es gibt aber auch Begriffe, die ein Gefühl so plastisch beschreiben, dass man es beim Lesen intuitiv spürt. Zum Beispiel: Herzeleid. Dieses Wort hat eine wahrhaft poetische Anmutung, was den emotionalen Zustand, so man ihn erlebt, zwar auch nicht besser macht, ihn aber in wunderbarer sprachlicher Eleganz beschreibt. Ein lautmalerisch interessantes Wort ist holterdiepolter. Es besticht durch seinen Reim und durch die Zwischensilbe »die«. So wird förmlich greifbar, wie etwas überstürzt und geräuschvoll passiert und einen etwas unaufhaltsam ereilt, was man sich lieber mit mehr Ruhe und Zeit gewünscht hätte.
Tohuwabohu dagegen klingt zunächst befremdlich. Es scheint keinen Sinn zu haben, strahlt aber etwas Magisches aus. Kommt es vielleicht aus einer Indianersprache? Nein, es stammt aus dem Hebräischen und steht für »völlige Unordnung, Durcheinander«. Ich denke an meine Kindheit und mein Kinderzimmer. Aber ist nicht oft aus dem Chaos etwas Neues, Geniales entstanden, wenn wir aus Decken, Matratzen und Lampen Raumschiffe gebaut und aus Tischdecken und Handtüchern kunstvolle Räuberhöhlen installiert haben?
Ein ganz und gar schönes Wort schließlich ist Schmuckschatulle. Ihm haftet eine herrliche Patina an, die an Omas Maiglöckchenparfum und ihren Toilettentisch im Schlafzimmer erinnert. Man kann sich in einer Schmuckschatulle keinen Modeschmuck vorstellen, sondern nur edle, echte Preziosen, die in der Schmuckschatulle sorgsam drapiert und nur zu besonderen Anlässen getragen werden. Die Schmuckschatulle selbst besteht selbstredend aus hochwertigen Materialien wie Edelhölzern und Messing, im Inneren ist sie mit Samt verkleidet. Im Gegensatz zum profanen Schmuckkasten der neueren Zeit besticht die Schmuckschatulle durch zeitlose Wertigkeit und altmodische, ja vielleicht etwas verstaubte Eleganz. Und das macht sie um so liebenswerter.
Brigitte Rahn, Aschaffenburg