»Des isch e richtigs Bubabberles-Gschäft«, sagt mein Freund, als es ihm partout nicht gelingen will, irgendetwas kleinteilig Mechanisches zusammenzufügen. Im Hochdeutschen ist der Ausdruck, ungeachtet seiner lautmalerischen Qualität, nicht unbedingt verständlich. Wohl aber unter Berlinern mit schwäbischem Migrationshintergrund, zu denen auch ich mich zähle.
Kürzlich fuhr ich von Freiburg aus wieder einmal auf den Schauinsland, um zu sehen, wie es in diesem ausgesprochen spärlichen Winter mit den Möglichkeiten aussähe, Ski zu laufen. Bei Hofsgrund, an den Südhängen, fielen mir dann die von der Sonne stark ausgeaperten Skipisten auf, und ich war ganz erstaunt über dieses mir so spontan eingefallene Wort. Ich hatte es schon lange nicht mehr benutzt.
Wenn wir früher abends noch bei Freunden oder den weit entfernt lebenden Großeltern waren, haben wir die Kinder kurz vor der Rückfahrt immer bettfertig gemacht und in den Schlafanzügen ins Auto gesetzt. So konnten wir sie, zu Hause angekommen, schlafend ins Bett tragen. Heute mache ich mich selber bettfertig, lege mich mit meinem Laptop ins Bett und schau mir einen Film in der Mediathek an. Und bin ich zu müde, lege ich den Laptop zur Seite und bin froh, nicht mehr aufstehen zu müssen!
Auf meine 92-jährige Brieffreundin Anneliese und ihre frühzeitigen Weihnachtsgrüße war stets Verlass gewesen. 2014 wartete ich vergebens. Ich machte mir Gedanken. Nach Weihnachten dann Post in bekannt sorgsamer Handschrift: »Entschuldige die Verspätung. Ich war krank und lag zu Bett. Bald werde ich wieder lange Briefe schreiben.« Dass sie »zu Bett« lag und nicht »im Bett«, vermittelte mir die Würde, mit der Anneliese ihre Krankheit durchgestanden hat. Ich freue mich auf die Briefe 2015, mit denen sie mich an ihrem Seniorenheim-Alltag teilhaben lässt.
Wir befanden uns auf der Rückfahrt aus dem Urlaub, auf der Fähre Helsinki–Travemünde. Nach dem Abendessen auf dem Schiff ging ich an die Bar und bestellte mir noch einen Schlummertrunk. Die deutsch sprechende Bedienung sah mich entgeistert an: »Heißt das so?« Ich wurde leicht unsicher: »schlummern«? Eben noch hatte ich mir nichts bei dem Wort gedacht, nun ließ es komische Fantasiebilder im Kopf entstehen: Schlangen gründelten am Tümpelgrund und »schlummerten« sich durch den Matsch, böse Menschen »schlummerten« mir mein Geld weg… »Ja, das sagt man so!«, hörte ich einen korpulenten Mann am Tresen sagen, wie sie wohl an allen Tresen der Welt sitzen und auch immer zu allem etwas zu sagen haben. Ich trank beruhigt mein Bierchen aus und schlummerte danach auch gleich in der Kabine ein!
Wir hörten ein Kinderlied im Auto, in dem das Wort Arznei vorkam. Wie schade, dass kaum jemand mehr dieses Wort benutzt. Noch geheimnisvoller und heilender klingt die alte Form Arzenei. Da kann »Medikament« nicht mit- halten, denn Arzenei klingt fast wie Zaubertrank.
Auf dem Weg zur Arbeit komme ich beim örtlichen Bezirksgericht vorbei. Dort hängt ein Einlaufkasten, in den man die eingehende (»einlaufende«) Post einwerfen kann. Ich als im Medizinbereich Tätige denke aber natürlich sofort an etwas ganz anderes…
Gerne erinnere ich mich an Piese- oder Hahnepampel, so bezeichnete meine Mutter einen Dämlack, also einen dummen Menschen. Auch wir Kinder wurden so genannt, wenn wir begriffsstutzig waren.
In meiner Heimatstadt Burg (bei Magdeburg) sagte man zum Lächeln »grienen« statt grinsen. Eine gute Freundin von mir, Person des öffentlichen Lebens, übertreibt es meiner Meinung nach ein wenig damit, uns bei jeder Gelegenheit aus dem Blättchen entgegenzulächeln. Dazu kam mir urplötzlich ein Ausdruck aus früher Kindheit in den Sinn: Grienefiez!
Uff jut Burgsch höre ich noch: »Na, du Jrienefiez, was jriensten?«
Ruth Reimann-Möller, Glückstadt, Schleswig-Holstein
Der Ausdruck »Prahlhans« im Wortschatz (Nr. 40/14) hat mich an ein Gedicht von Erich Kästner erinnert, von dem ich nur noch ein paar Verse im Kopf habe, obwohl wir sie als Schüler sicherlich allesamt auswendig lernen mussten. Mich hat aber vor allem das Wort Renommist fasziniert, das in dem Gedicht (»Die Sache mit den Klößen«) auch gleich erklärt wird.
»Der Peter war ein Renommist.
Ihr wißt vielleicht nicht, was das ist.
Ein Renommist, das ist ein Mann,
der viel verspricht und wenig kann.«
David Wilhelm Hillingshäuser, Tostedt, Niedersachsen