Wenn unsere Enkel, damals 7 und 9 Jahre alt, bei uns zu Besuch waren, schliefen sie einen Stock tiefer und durften dann zunächst noch lesen. Wenn wir Großeltern uns mit den Eltern im Wohnzimmer unterhielten, waren durch die angelehnte Türe oft merkwürdige Geräusche zu hören: Die Holztreppe knarzte etwas, wenn sie jemand betrat. Das waren die Enkel auf dem Weg zu uns. Um nicht mehr ertappt zu werden, gingen die Kinder empirisch vor: Sie prüften Stufe für Stufe, ob und wo es knarzte. Davon fertigten sie eine Zeichnung an. Stufen, die komplett laut waren, markierten sie mit einem X als nicht betretbar, bei andern kennzeichneten sie die Seite, die sie nicht betreten durften, mit einem O. Inzwischen haben uns die jetzt 13 und 15 Jahre alten Enkel das Stückchen Holz als Talisman »für schlechte Tage« geschenkt.
Neulich entdeckte mein Neffe in meinem ehemaligen Kinderzimmer einen kleinen Origamikranich. »Der sieht fast aus wie ein Drache!«, meinte er. Da schufen wir mithilfe seiner Fantasie und von ein paar Bastelmaterialien aus dem Kranich unseren eigenen »Ohnezahn« (aus dem Kinofilm Drachenzähmen leicht gemacht). Ich bin sehr glücklich, dass mein Lu mich immer wieder daran erinnert, die Welt mit Kinderaugen zu betrachten. Und dass das Einfachste meist auch das Schönste ist.
Springerle zu backen gehörte zu den schönsten Dingen, die ich mit meiner Oma erlebt habe. Jedes Jahr holte sie voller Andacht die alten Model hervor, zeigte mir begeistert die Schnitzereien und zelebrierte sorgsam das kunstvolle Formen der Plätzchen, die in keinem bunten Teller fehlen durften. Am liebsten war ihr die »Spinnerin« mit der Spindel und dem dünnen Faden. Nach Omas Tod gingen die kostbaren Formen auf mich über. Sie sind unverwüstlich, und hin und wieder erfreue ich die Familie mit dem erinnerungsträchtigen Gebäck. Je älter ich werde, desto sentimentaler werde ich beim Backen und umso dankbarer für die wunderbaren Stunden an Omas Küchentisch.
Ihr auf der Leserseite der ZEIT (49/2013) veröffentlichtes Rezept für Salzzitronen machte mich sehr neugierig. Inzwischen habe ich es mehrfach selbst erprobt. Ich liebe Zitronen, befinde mich ja im Land, »wo die Zitronen blüh’n«, und schöpfe daher aus dem Vollen (anbei ein Foto meiner diesjährigen Ernte im Garten von Freunden). Nun schreibe ich Ihnen, weil ich folgendes Risotto-Rezept für Ihre Salzzitronen erfunden habe, mit dem ich auch bei italienischen Gästen schon großen Erfolg hatte. Vielleicht macht es Ihnen ja auch Freude:
Eine Zwiebel fein gewürfelt in Olivenöl andünsten, eine halbe oder auch ganze Salzzitrone fein gehackt dazugeben. Eine Tasse Reis dazu, alles noch weiterdünsten und dann nach und nach Brühe zugießen (darf ein Würfel sein), bis es ein schönes, sämiges Risotto wird. Am Schluss noch geriebenen Parmesankäse einrühren und eventuell frisch gehackte Petersilie darüberstreuen.
Buon appetito!
Sehr herzliche Grüße aus dem Süden
Die im Wald gesammelten Maronen-Röhrlinge werden auf der ZEIT kurz zwischengelagert, bevor sie in den Dörrapparat kommen, um sie schonend haltbar zu machen. Es freut mich, dass die Zeitung nach ausführlicher Lektüre somit eine weitere wichtige Funktion erfüllt. Neben der angenehmen Haptik während des Lesens ist diese praktische Unterlage für Schwammerl ein weiteres Argument, das Printabonnement dem digitalen vorzuziehen.
Christoph Dungel, Harmannsdorf/Manhartsberg, Österreich
An dieser Stelle muss ich eine Lanze für ein völlig unterschätztes Gericht brechen: das gute »Holsteiner Schnitzel«. Gestern hatte ich das unbändige Bedürfnis, mir den Knuspergenuss nach Wiener Art aus der Pfanne zu machen. Einmal auf der Panierstraße unterwegs, denke ich auch an den nächsten Tag, paniere nicht nur die Schnitzel doppelt, sondern auch eine angemessene Anzahl davon. In das Ei der Panade etwas abgeriebene Zitronenschale und Schmand – besser ist es! Am nächsten Tag kommt der Holsteiner ins Spiel: Das noch unterkühlte Schnitzel in einer Pfanne mit reichlich Butter zum Leben er- wecken, Zitronenscheiben, Thymian vom Balkon dazu. Eine Knoblauchzehe, die sich angedrückt im Hintergrund hält. Die Butter nussig werden lassen und das Schnitzel im Schaum schwenken. In der Nachbarschaft zwei Spiegeleier langsam ziehen lassen, das Brötchen vom Vortag toasten und fertig! Das Schnitzel auf die Brötchenhälften legen, mit der Zitronen-Thymian-Butter übergießen und mit dem Ei zudecken.
Korsika, Strand, Meer, Treibholz – mehr brauche ich nicht, um mich zu entspannen. Wenn ich dann noch ein Taschenmesser dabeihabe, entstehen wie von selbst solche Figürchen.
Ich bin Leiterin eines gemeinnützigen Projektes (»Mode macht Mut«) in Bamberg. Dieses Projekt wendet sich an Frauen, die es aufgrund von Sprach- und anderen Problemen schwer haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Bei uns lernen sie, Kleidung aus Gebrauchttextilien und Restposten zu gestalten und auch zu verkaufen. Außerdem bin ich ZEIT-Abonnentin, und da kam mir dann die Idee, auch meine Zeitung nicht mehr zu entsorgen, sondern in Taschen für unsere Textilien zu verwandeln. So sind mittlerweile ziemlich viele ZEIT-Taschen in Umlauf gekommen…
Viele Jahre lang hatten wir unsere Teekanne täglich benutzt, da hatte sie einen Unfall: Ein Teil des Griffs brach ab. Wir versuchten, mit diesem Mangel zurechtzukommen, aber es passen anderthalb Liter Tee in die Kanne, sie kann also sehr schwer sein. War das das Todesurteil für unsere geliebte Kanne? Da nahm sich mein 89-jähriger, fast blinder Vater, ein gelernter Schreiner, ihrer an. Er arbeitete mit Steinkleber, Schrauben und noch diversen anderen Materialien (die genaue Zusammensetzung ist das Geheimnis des Meisters) und verband den Griff aus einem Stück Abfallholz mit der Kanne. Jetzt lässt sie sich sogar noch leichter anheben als früher. Schon oft wurden wir auf das ausgefallene Design angesprochen. Ich bin sehr stolz auf das Werk meines alten Vaters und hoffe, dass uns die beiden noch lange erhalten bleiben.