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Was mein Leben reicher macht

An einem sonnigen Frühlingstag mit meinem Freund auf einer Bank in Stralsund sitzen, aufs Wasser hinausschauen und Fish and Chips aus einer Tüte essen. Unsere Klamotten sind bekleckert, unsere Hände sind beschmiert, aber wir sind glücklich.

Sarah Gerlach, Köln

 

Was mein Leben reicher macht

Freitagnacht im Wohnzimmer mit unserer 50-jährigen Freundin zu elektronischen Beats zu tanzen, bis der Vermieter von oben klopft. Dabei würde unsere Freundin wahrscheinlich lieber die Amigos hören – und der Vermieter auch.

Irina Straßheim, Burg Stargard, Mecklenburg-Vorpommern

 

Was mein Leben reicher macht

Dass meine Frau Heike mir diese vier sonnigen Frühlingstage am Gardasee gönnt. Sie ist mit dem sieben Monate alten Luca zu Hause geblieben, und ganz allein, langsam zur Ruhe kommend, bin ich immer wieder in Versuchung, noch eine liebevolle SMS nach Hause zu schicken.
Vismay G. Huber, Bad Aibling

 

Was mein Leben reicher macht

Morgens, mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit. An einer Kreuzung muss ich stoppen und sehe am Ampelpfahl einen Aufkleber von Pink. Meine Tochter hat ihn vor Jahren angebracht und mir davon erzählt. Inzwischen sind die Farben verblasst, aber er ist noch da. Jetzt studiert Lara an einem anderen Ort, und nur wir  beide teilen dieses kleine Geheimnis.
Anke Prinzler, Schwerin

 

Was mein Leben reicher macht

In der Randspalte der Morgenzeitung lese ich, dass der vietnamesische Vize-Gesundheitsminister sich für die Legalisierung der Homo-Ehe einsetzt. Ein Lichtblick für die Menschlichkeit, nun auch in Asien.

Julian Clement, Heist, Schleswig-Holstein

 

Was mein Leben reicher macht

Bei Sonnenaufgang die Balkontür weit zu öffnen, mich noch einmal ins warme Federbett zu kuscheln und dem vielstimmigen Frühlingskonzert der Vögel zuzuhören.

Ulla Feldhaus, Solingen

 

Was mein Leben reicher macht

Ende März, grauer Himmel, Schneeregen. Mein Mann und ich bekommen eine Sehnsucht nach Frühling, die sofort gestillt werden muss. Wir fahren in den Bo­tanischen Garten in München und haben drei Stunden Sonne, Kaffee draußen, Krokuswiesen. Im Gewächshaus steht ein 200 Jahre alter Pomeranzenbaum. Er trägt gerade Früchte und gleichzeitig zum Schwindligwerden duftende weiße Blüten. Bei den tropischen Schmetterlingen schwir­ren noch ein paar umher. Einer setzt sich auf meine Hand – und bleibt. Bis ich ihn auf eine Orchideenblüte setze. Draußen ist der Himmel wieder grau, und es stürmt. Aber wir waren kurz im Paradies.

Ingrid Riedmeier, Unterschleißheim

 

Was mein Leben reicher macht

Mit einer Freundin beim ersten Sonnen­schein des Jahres im Park zu sitzen und über meinen Freund zu sprechen, der gerade 400 Kilometer entfernt ist und mich trotzdem glücklich macht.

Kira Krämer, Leipzig

 

Was mein Leben reicher macht

Eine Ladung müder Geschäftsleute abends im Anflug auf Friedrichshafen am Boden­see. Das Flugzeug setzt sehr früh auf und rollt und rollt und rollt. Plötzlich, im Ton eines Bahnschaffners, der Steward: »Nächs­ter Halt Ravensburg!« Mit einem Lächeln gehen die Leute in den Feierabend.

Peter Kania, Markdorf, Baden-­Württemberg