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Was mein Leben reicher macht

Wegen meines Jobs musste ich umziehen. Aber ich bin allein in der Gegend, in der ich jetzt seit einem halben Jahr wohne. Zum ersten Mal in meinem Leben spüre ich die Kälte der Einsamkeit. Während Bekannte aus früheren Zeiten heiraten und Familien gründen, verlieren sich meine sozialen Bindungen im Nirvana der Bedeutungslosigkeit. Vor drei Tagen schrieb mir dann eine alte Bekannte auf Facebook: »Ich würde Dich so gerne mal wieder sehen!« In Gedanken umarme ich sie.

Jochen Götzl, Kehl, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Dialog meiner sechsjährigen Tochter Paula mit ihrer gleichaltrigen Freundin Trixie beim Malen in der Hochbett-Höhle: Paula: »Kannst du dir eigentlich vorstellen, den ganzen Tag zu machen, was dein Chef sagt?« Trixie, nach kurzer Bedenkzeit sehr entschieden: »Nein!« Paula: »Na ja, noch haben wir ja Zeit, bis wir in die Schule kommen.«

Christoph Mestmacher-Steiner, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Mein gelber Sonnenschirm, der neben der Balkontür auf seinen Einsatz wartet. Ich schaue in das triste Grau und freue mich schon riesig auf wunderbare Sommerabende bei Wein und Musik.

Robert Greve, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Ich sitze mit meiner Tochter Judith im Kaffeehaus, und wir plaudern bei Caffè Latte und Wiener Mehlspeise. Seit sie studiert und ich andere Arbeitsbedingungen habe, können wir uns das endlich leisten. Viele Jahre habe ich den Spagat zwischen Kindern und 40-Stunden-Job versucht. Jetzt ist »Genuss in Ruhe« angesagt.

Karin Zimmermann, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Fünf Tage mit Arzu, Bernhard, Joachim, Kerstin, Klaus, Marita, Norbert, Tanja und Tobias auf Selbsterfahrungskurs im Kloster Schöntal. Teilhabendürfen aneinander, sich aufeinander einlassen und einander tief berühren. Zuhören und mitfühlen, wie das Leben manchmal läuft. Und zum Abschluss alles singend und betend unserem Höheren hinhalten – er trägt nicht für alle denselben Namen.

Christa Will, Lahn, Emsland

 

Was mein Leben reicher macht

Abends hungrig nach Hause kommen, Kartoffeln mit Quark machen, am Tisch sitzen und genüsslich essen. Alles andere wird unwichtig. es gibt nur diese herrlichen warmen Kartoffeln und mich. Einfach kann so gut sein!

Wiebke Jäkel, Mannheim

 

Was mein Leben reicher macht

Heidi, meine Frau, geht morgens früher aus dem Haus und liest daher die Tageszeitung vor mir. Und wenn ich dann später die Seiten aufschlage, finde ich jeden Tag einen netten Gruß, zwischen den Zeitungsberichten versteckt. Ich liebe diese Botschaften – und meine Frau!

Wolfgang Hauke-Taukert, Neustadt/Aisch, Bayern

 

Was mein Leben reicher macht

Feierabend. In der vollen S-bahn lese ich auf meinem E-Book-Reader. Eine alte Dame und ihre junge Enkelin beobachten mich. als die Oma leise fragt, was ich denn da mache, antwortet das Mädchen: »Das, was ihr früher mit euren Büchern gemacht habt, Oma. Das zeig ich dir heute Abend zu Hause auch mal.« Die Oma strahlt und ruft: »Oh, gerne!«

Ömer Ayranci, berlin