Wenn der missmutig wirkende Beamte bei der Ankunft am Flughafen meiner Heimatstadt meinen Personalausweis mindestens fünf Minuten lang kritisch überprüft, dabei wiederholt auf die Uhr schaut – und mir dann lächelnd einen schönen morgigen Geburtstag wünscht.
Ich war ein Junge und lebte in Berlin, als ich auf dem Heimweg von der Schule aus Übermut zwischen zwei Waggons einer stehenden Straßenbahn fiel. Ein Fremder zog mich geistesgegenwärtig heraus. Sekunden später fuhr die Bahn an. Damals war ich mir der großen Gefahr nicht bewusst, und ich habe dem Fremden wohl nur ein kurzes »Danke!« zugemurmelt. Die Sache liegt nun bestimmt 15 Jahre zurück, beschäftigt mich aber bis heute. Wie gern würde ich diesem Mann sagen: »Danke, Sie haben mir das Leben gerettet!«
Die Zahl jugendlicher Sternsinger nimmt ab. Neun gestandene Mannsbilder (45 bis 75 Jahre) ziehen am Dreikönigstag verkleidet von einer sozialen Einrichtung zur anderen und singen schwäbische, alpenländische und spanische Weihnachtslieder – mehrstimmig. Große Augen bei den Zuhörern, bewegende Erfahrungen für die Sänger – und über 1.000 Euro fürs zentrale Sternsinger-Konto!
Die Mail eines Professors aus Äthiopien zu meinem jüngsten Krimi (Auszeit): »ich kann es kaum selbsdt glauben. es ist zehn uhr morgens, ichliege im bett undleseihren›Krimi‹. und wundere mich ueber mich selbdst. ichhabe seit jahren nurnoch fachliteratur gelsen, … Aber Sie schreibne ja mehr als Krimnis … naja, ichwende mich weider einmalIHrem Buch zu und kannnur sagen: chapeau! … sehr gut …«
Unser Sohn Hartmut und seine Frau kamen aus Ecuador zurück, wo sie in Quito eine Kunstausstellung installierten. Eines der Exponate bestand aus etwa 300 bunten Bürsten, die sie einem indianischen Bürstenmacher abgekauft hatten. Bei der Zollabfertigung in Quito erschraken sie ziemlich, als es hieß: »Diesen Koffer öffnen!« Doch beim Anblick der Bürsten lachte der Zöllner nur und sagte: »Ich war bei der ausstellung. Sie können weitergehen!«
Der Bootssteg ist rutschig und von kleinen Eiskristallen überzogen, als wir den Ruderachter vorsichtig aufs Wasser legen. Um diese Zeit (5.30 uhr) liegt der Fluss noch in völliger Dunkelheit. Nur vereinzelt dringt Licht aus den College-Bootshäusern, in denen sich auch andere Ruderer aufs Training vorbereiten. Kleine Wellen schlagen gegen den Bug, als wir uns vom Steg abstoßen und auf den Fluss gleiten. Ich schließe die Augen und gebe mich dem Rhythmus der Ruderblätter hin.
Wenn unser Sohn Linus (neun Jahre) mit großer Verspätung und noch größerer Begeisterung von der Schule heimkommt und schon an der Haustür ruft: »Mama, ich hab dir was mitgebracht!« Im Sommer eine Handvoll Himbeeren, im Herbst Blätter und Kastanien – und im Winter auch gerne mal eine Riesen-Eisscholle vom nahen Bach…
Er kommt reichlich spät von einem Streifzug mit »seinen Jungs« zurück, küsst mich und steckt mir dabei eine dieser Werbekarten zu, die manchmal in Kneipen ausliegen. Ich dreh sie um, »Heisses Fahrgestell« steht drauf. und das nach fast 16 Jahren!
Im September lernte ich auf dem Frankfurter Flughafen Inga aus Litauen kennen. Ich hatte ihr den Weg zur S-Bahn gezeigt, nur um dort festzustellen, dass wir eigentlich die gleiche Linie nehmen können. Während der kurzen Fahrt empfanden wir beide das gleiche: Glück. Seitdem schreiben wir uns. Im März werden wir uns in Litauen treffen, im Juni in Schottland.
Auto kaputt, Fahrrad gestohlen, und dann hab ich mir auch noch die rechte Hand gebrochen – vier Monate vor Abgabe der Dissertation! Ich lege mich in der Küche auf den Boden und will nie wieder aufstehen. Da sagt mein zehn Monate alter Sohn zum ersten Mal »Papa«, und ich bin nur noch glücklich.