Lesezeichen
 

Besuch mit Baby

In unserem Ferienhaus haben wir Gäste mit einem einjährigen Baby. Toll, mal wieder ein Baby auf dem Arm zu haben. Es riecht so gut. Und die kleinen Hände: Ein längst vergessenes wunderbares Gefühl.

Andreas Ballhaus, Meinhard-Schwebda

 

Frisch Komponiertes

Wenn mein Freund von der Probe mit seiner Band erzählt und er mir dabei auf der Gitarre ein frisch komponiertes Riff vorspielt. Es scheint, als könne ihn nichts mehr begeistern als das Gefühl, einen neuen Song auf die Beine zu stellen. Etwas zu produzieren, was es so auf der Welt noch nie gegeben hat. Als ich seine Musik das erste Mal live gehört habe, sind mir vor Stolz Tränen in die Augen gestiegen.

Luise Scholz, Jena

 

Wer singt, stottert nicht

Und wieder ein solcher langer, nicht enden wollender Tag. Am Nachmittag dann noch eine neue Patientin, eine Dame mittleren Alters, die zusammen mit Ihrem Mann kommt, dieser ruhig, jedoch liebevoll im Hintergrund. Was plagt Sie denn? Und sie, sie stottert, stottert, stottert… Herr Doktor, ich muss singen! Und so höre ich an diesem Tag das erste Mal eine gesungene Schilderung rheumatischer Beschwerden. Im Gesang fließt ihre Sprache mühelos dahin. Am Schönsten, der Ehemann der seine Frau würdevoll und kommentarlos aus des Zimmer leitet. In guten wie in schlechten Tagen…

Dr. med. Carsten Stille, Hannover

 

Leben als Fußballfan

Das erste Live-Fußballspiel meines Lebens: 1 Ball, 2 mal 8 Kinder, 2 mal 20 Minuten. Am Rand des Spielfeldes stehen, mitfiebern, unsere Mannschaft anfeuern. So aufregend fühlt sich das also an!

Julia Thomas, Weimar

 

Schwiegersohn statt Spülmaschine

Unsere Spülmaschine war zur Reparatur. Es häuften sich daher nicht unerhebliche Geschirrberge in der Küche, die ich ziemlich missmutig beseitigte. Hausarbeit ist sowieso nicht gerade meine liebste Beschäftigung. Als der Abwasch mal wieder anstand und ich gerade mit mir rang, ob ich die Arbeit sofort oder nach einer Gnadenfrist von weiteren 10 Minuten erledigen sollte, erschien der Freund meiner Tochter, der gerade im Haus war, in der Küche: Er erwärmte wortlos das Spülwasser und beseitigte, mit einem leisen Liedchen auf den Lippen, ohne großes Aufheben „das ganze Theater“. Ich konnte derweil in aller Ruhe meine Zeitung lesen und meinen Kaffee trinken. Das Leben kann so schön sein!

Birgit Matrisch-Dinkler, Bochum

 

Freitagsüberraschungen

Freitagmorgen, auf dem Weg in mein Büro. Zur Begrüßung gehe ich ins Büro meiner Kollegin, dort erwartet mich eine saftig-süße Feige aus ihrem Garten. Und als wäre das nicht schon wundervoll genug, reicht sie mir eine ebenfalls in ihrem Garten gereifte Rose. Ihr überirdisch betörender Duft verzaubert meinen Arbeitstag.

Kathrin Grummich, Heidelberg

 

Dschungel hinterm Haus

14 Tage Urlaub in Österreich. Tolles Wetter, schöne Wanderungen, gutes Essen. Dann die Rückkehr nach Hause. Erschöpft und müde noch ein kleiner Gang durch den Garten. Was hat sich verändert, was ist gewachsen? Da sehe ich die neue Pflanze, futuristisch und unbekannt. Schnell das Bestimmungsbuch geholt. Stechapfel, Nachtschattengewächs, sehr selten. Was 14 Tage Ruhe bewirken können!

Annette Rosenthal, Hagen

 

Rotkappen!

Mein Mann (75) und ich (71), seit 50 Jahren verheiratet, gehen gerne in die Pilze. Letzte Woche waren wir im Taunus. Vier Stunden streifen wir durch den Wald, den Blick fast ständig auf den Boden geheftet. Die magere Ausbeute: acht essbare Pilze. Müde machen wir uns auf den Heimweg. Da sehen wir an einem Bachlauf etwas Rotes aufblitzen. Kann das sein? Rotkappen? Die sind sehr selten. Das unwegsame Gelände schreckt uns nicht und tatsächlich wird unsere Beharrlichkeit mit sechs wunderbaren Rotkappen belohnt. Unsere Freude war groß, wir waren glücklich und hatten ein schmackhaftes Abendessen.

Rosemarie Bollenbacher, Mainz

 

Toller Ballast

Wenn man beim morgendlichen Lauf durch den Park eine Tüte, gefüllt mit zwei Büchern und verschlossen mit einem Post-it, „Zum Mitnehmen und Lesen“, auf einer Bank findet, hüpft das Herz. Es gibt tatsächlich noch Menschen auf dieser Welt, die anderen eine Freude machen möchten, ohne etwas dafür zu verlangen! Ich nehme die Tüte mit. Nach einem Kilometer des Joggens mit Ballast lasse ich die Tasche auf einer weiteren Parkbank hinter mir zurück: Ich möchte, dass sich jemand anderes über die Bücher freut. Und zu viele noch ungelesene Werke warten zu Hause. Trotzdem: einen großen Dank an die unbekannte Person!

Svenja Sundermeier, Minden

 

Wink des Himmels für Stuttgarter Demonstranten

Demonstration gegen „Stuttgart 21“. Ungewöhnlich viele Menschen sind gekommen. Vor dem Zug durch die Stadt stehen wir mit vielen anderen auf dem Bahnhofsplatz im Regen. Plötzlich reißt der Himmel auf, die Abendsonne erleuchtet den Bahnhofsturm und die Häuser an den Hängen. Am schwarzgrauen Himmel erscheint ein wunderbarer Regenbogen und noch ein zweiter über dem Bahnhof. Zunächst ist es ganz still, dann bricht Jubel aus. Wenn das kein Zeichen des Himmels ist!

Ursula Kirchner, Stuttgart