Wegen meiner Parkinsonerkrankung gibt es in meinem Leben gute und weniger gute Tage. Es liegt mir aber nicht, darüber zu klagen. Meine Frau und ich sagen oft: „So, 5 Minuten, das reicht.“ Bei meiner wöchentlichen Krankengymnastik werde ich von einer wunderbaren Therapeutin betreut, die es immer wieder versteht, mich wie eine „Menschenflüsterin“ zu lesen und aufzumuntern. Beim letzten Mal sah sie es mir wohl an, dass es mir nicht so gut ging. Auf ihr gezieltes Befragen gab ich es dann zu: „Ich musste gestern immer an den Satz eines anderen Parkinsonkranken aus meiner früheren Gruppe denken, der sagte: ‚Wir enden alle mal im Rollstuhl‘.“ Da setzte meine Therapeutin noch einen drauf: „Ja, und wir werden alle sterben!“ Kann sich jemand das befreiende Lachen vorstellen, in das wir beide einstimmten?
Seit dem Frühjahr habe ich nach vielen Jahren endlich wieder ein Klavier. An diesem verbringe ich, wann immer ich mag, einige Minuten allerschönsten Kurzurlaub.
Auf dem Elbe-Radweg von Magdeburg bis Cuxhaven. Bange Frage: Erreichen wir – beide um die siebzig – das Ziel, oder müssen wir wieder, wie im letzten Jahr, des heftigen Gegenwindes wegen auf halber Strecke aufgeben? Schon der Auftakt ist vielversprechend: ein geradezu fürstliches Unterkommen in Burg bei Magdeburg. In Wittenberge gibt ein Hotel sogar Rabatt für Radler! Das Radfahren ist eine ganz besondere Art des Reisens – naturnah, in ständigem Kontakt mit Einheimischen und anderen Radlern: Woher des Wegs? Wohin des Wegs? Schließlich ist das Ziel nach einer Woche erreicht. Freude und Genugtuung: Wir gehören noch nicht zum alten Eisen!
Das Mittagskäffchen in trauter Kollegenrunde an der italienischen Bude auf dem Uni-Campus – schon um dem drohenden „Suppenkoma“ nach dem Mensaessen entgegenzuwirken.
Jetzt ist es genau ein Jahr her, seit wir mit unserer kleinen äthiopischen Tochter, einem Baby damals noch, zu Hause angekommen sind. Was in den Jahren vor der Adoption eine verzweifelte Ahnung war, ist heute springlebendige, fröhliche Gewissheit: Das Leben mit Kind ist zum Verrücktwerden schön!
Als Opa kinderwagenschiebend in der Stadt. Eine ältere Dame: „Haben Sie es gut, meine Enkel sind in Amerika!“ Daran denke ich immer wieder, wenn ich von Wachstum und Beschleunigung lese oder von der Zersplitterung von Familien und Freundschaften. Globale Chancen, globale Verstörungen.
Morgens aufstehen, barfuß durch die taunasse Wiese zu den Himbeersträuchern gehen und Beeren pflücken fürs Müsli. Ein paar schon in den Mund stecken, denken: „Im Paradies muss es Himbeerhecken geben“, und spüren, dass es hier, wo ich lebe, schon ein kleines Paradies auf Erden ist.
Goethe als Batman, Goethe trifft Barbie, Komma, Semikolon und Punkt tanzen einen Eiertanz. Und man darf mittanzen, kann sich virtuell vorlesen lassen von ganz lebendigen Menschen, kann in der Speisekammer verführerischen Kindheitserinnerungen lauschen und den eingemauerten Goethe auf seinem Platz besuchen. Die Ausstellung Wie stellt man Literatur aus? im Frankfurter Goethehaus ist erfinderisch, fantasievoll, ironisch und macht neugierig.