Wir operieren Kinder mit schweren Herzfehlern. Der Junge, von dem ich erzählen will, hatte eine durch eine Infektion zerstörte Herzklappe. Es ging ihm sehr schlecht. Auf dem OP-Tisch, kurz bevor die Narkose wirkte, flüsterte er: „Ich komme wieder!“ Die Operation gelang, aber wochenlang schwebte der Junge zwischen Leben und Tod. Die Infektion hatte alle Organe geschädigt, und wir glaubten lange nicht, dass er überleben würde. Schließlich aber besserte sich sein Zustand, und wir konnten ihn in die Rehabilitation überweisen. Jetzt, nach Monaten, erreichte uns ein Brief der Eltern: Ihr Sohn sei wieder zu Hause. Ein Bild war beigelegt, es zeigte einen blassen, dünnen, aber lachenden kleinen Jungen. Darunter stand in Kritzelschrift: „Ich bin wieder da!“ Dieses Bild hat meine Woche wärmer gemacht.
Ich warte im Finanzamt. Meine Wartenummer ist die 450. Da fällt mein Blick auf eine Tafel: „Liebe Steuerbürgerin, lieber Steuerbürger…“ Ich bin eine Steuerbürgerin! 84 Jahre lang habe ich das nicht gewusst. Welch eine Wortschöpfung – grandios! Nach der Beratung durch die humorvolle Beamtin verlasse ich das Amt, innerlich hochgemut und angewärmt, nun als Steuerbürgerin.
Gisela Diestel, Braunschweig
Fast vier Wochen verzauberte der Circus Roncalli viele Menschen in unserer Stadt und der Region. Eine fantastische Reise in kunstvolle Akrobatik und träumerisch-komische Clownerie, man durfte für ein paar Stunden alles um sich herum vergessen. Unsere Familie hatte das große Glück, die beiden Clowns David Larible und Gensi persönlich kennenzulernen. Wenn man dann noch ganz selbstverständlich ein persönliches Lächeln von beiden bekommt, dann ist man für lange Zeit unglaublich reich beschenkt worden. Bitte, kommt bald wieder!
Dörthe, Louise, Jörg, Maximilian und Johannes Zimmermann, Oldenburg
Im Januar wurde ich nach über 40 Dienstjahren als Lehrer pensioniert. Kürzlich kam ein bunt gestalteter Brief von Katharina aus der 5. Klasse: „Hallo, Herr Hartmann, seit Sie nicht mehr an meiner Schule sind, ist alles total chaotisch. Man versucht sogar, die neuen Toiletten abzubrennen … Und in den Weltkunde- und Religionsstunden ist es irgendwie anders ohne Sie. Frau … bringt einfach keine Freude mit rein. PS: Schreiben Sie mir doch mal zurück. Moin moin.“
Bielefeld. Wider Erwarten gibt es diesen Ort wirklich – mit etwas sehr Typischem: dem Bielefeldwetter! Grau in Grau vergeht oft Tag um Tag. Die kleine Flucht daraus ist Sonntag früh eine Fahrt nach Gütersloh, ein Spaziergang im Stadtpark, eine Tasse Milchkaffee im Palmenhaus und der Rest des Tages im Saunagarten der „Welle Gütersloh“. Entspanntes Sein in einem Gräsergarten mit Badeteich und Saunahüttchen, auf einer Liege, in Bademantel und Decken eingemummt, den vorbeiziehenden Wolken zuschauen und sich fragen: Bin ich auf Sylt?
Unbedingt bereichernd ist die Musik von Quadro Nuevo, die changiert zwischen Jazz und Weltmusik, Orient und Okzident, Valse Musette und Tango Nuevo. Der Combo neuester Coup nun, Songs Of Spices, berührt wirklich alle Sinne: Gewürze der letzten 2500 Jahre werden zum Klingen gebracht. Da glaubt man auf einmal Lavendel, Safran, Paradieskörner oder gar das längst verschwundene Silphion zu riechen und zu schmecken, und man hört und macht noch große Augen beim Lauschen dieser wunderschönen Musik, beim Betrachten der ebenso liebevoll gestalteten CD!
Thilo Dienst, Dortmund
Songs of Spices ist bei GLM fine Music erschienen
Ich komme in den Klassenraum und sehe an der Tafel eine Zeichnung, die mich abbilden soll, die deutsch-türkische Deutschlehrerin. „Aber warum habt ihr mich denn mit so einem großen Kopf gezeichnet?“, frage ich erstaunt. Darauf Alexander aus der Klasse 5: „Bei Ihnen müssen ja auch zwei Länder einpassen.“ Kann man multikulturelles Sein stimmiger beschreiben?
Meine Frau Nachbarin. Wenn sie neben mir ist, schließt uns eine schillernde Seifenblase ein. Wenn sie mich ansieht, hüpft mein Selbst aus der Rüstung und ruft „Hi!“. Wenn sie mit mir spricht, höre ich Wellenrauschen. Dann rede ich manchmal ziemlichen Unsinn. Wenn sie mich berührt, fühlt es sich an wie eine Prise warmer Strandsand. Wenn sie mich küsst, jagen sich Sonnenauf- und -untergänge. Wenn sie mich liebt, bin ich verloren. Meine Frau Nachbarin zeigt mir die Liebe.
Michael von Schrägdrunter, Berlin
„Da ich meiner lieben Frau Nachbarin keine Schwierigkeiten bereiten möchte“, hat dieser Leser gebeten, unter seinem „Künstlernamen“ firmieren zu dürfen. Der richtige Name ist der Redaktion bekannt.
Eine Geschichte, die das Herz erwärmt: das berührende Schicksal von Anton, genannt Tontsch. Aber ein Lehrer, der Schüler in einen Schrank sperrt? Das ist das mittelschwere Unglück in dieser liebenswerten Mutter-Kind-Geschichte von Brigitte Jünger.
Die Mutter fährt ein rasantes rotes Motorrad und hat lange rote Locken. Aber diese Locken verstecken die große Operationsnarbe der Mama, und deshalb konnte Anton lange Zeit nicht bei ihr leben. Aber jetzt geht das Zusammenleben wieder, und Anton ist glücklich. Nur die neue Schule mag er nicht: ein verständnisloser Lehrer, gedankenlose Mitschüler. Doch beim großen Kirschkernwettspucken im Klassenzimmer ist Anton der Beste. Genau bei seinem großen Triumph erwischt der Lehrer ihn und sperrt ihn in den Klassenzimmerschrank. Aber auch das ruckelt sich zurecht, denn die Mama kommt hinter diese erbarmungslose Strafmaßnahme. Und wir können aufatmen!
Eva Maria Schäfer, Northeim Der Tontsch ist im Jungbrunnen Verlag erschienen
Ich führe ein Jugendprojekt namens Sprachwerkstatt in einer kleinen Stadt in Hessen durch: Eine Gruppe von sechs bis acht jungen Frauen befasst sich mit Literatur, Lyrik und allen möglichen Büchern. Außerdem treten wir mit Geschichten und Gedichten verschiedener Autoren in Kindergärten oder vor Schulklassen auf, produzieren Internetradiosendungen und führen Aktionen durch wie „Sag mir dein schönstes Wort“ oder „Auf der Suche nach komischen Wörtern“, in denen wir Menschen auffordern, uns Wörter zu schenken. Die meisten der Mädchen hatten mit Büchern und Literatur bisher nicht viel am Hut, aber es ist mir sehr schnell gelungen, sie zu begeistern.
Gestern sah ich einen Film, in dem eine junge Frau einen jungen Mann fragte, was für eine Art von Arbeit er gerne hätte. Er antwortete, dass er gerne etwas tun würde, was sich lohnt. Ich mache etwas, das sich wirklich lohnt. Und das macht mein Leben reicher.