Meine Tochter überredet mich zu nächtlicher Stunde zum Spaziergang. Es regnet, graupelt, hagelschauert. Sie steckt – wie früher – ihre Hand in meine Manteltasche. Der Wind wirbelt Äste durch die Luft. »Ich bin glücklich«, sagt sie. »Wie kommt’s?«, frage ich. »Ich bin ziemlich oft glücklich«, antwortet sie. Wow – wie sehr habe ich mir das für mein Kind gewünscht; damals, vor 20 Jahren, als ihr Leben begann.
Der Besuch einer Autowerkstatt, und sei es auch nur zum Reifenwechsel, zählt nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Doch diesmal wird mein Auto von einer jungen Kfz-Mechanikerin vorgefahren. Lächelnd teilt sie mir mit, dass alles in Ordnung sei. Und als ich ihr ein Trinkgeld in die Hand drücke, dreht sie sich um, macht einen kleinen Hopser und jubiliert: »Ich liebe meinen Beruf«, und so hat sie auch mir ein bisschen von meiner Abneigung gegen die »Männerdomäne« Autowerkstatt genommen.
Ein kalter Montagabend, der Tango-Argentino-Kurs beginnt. Zwölf vom Leben gebeutelte Paare wissen: In den nächsten beiden Stunden verschwindet der Alltag. Getragen von der Tangomusik, werden wir alles um uns herum vergessen.
Ein Brot mit der Brombeermarmelade meines Mannes. Jedes Jahr im Spätsommer wappnet er sich mit seiner alten Skijacke gegen Dornen und Brennnesseln, um auf die Brombeerjagd zu gehen – und letztes Jahr war die Beute besonders süß!
Wir kommen nach neun Stunden Fahrt (davon vier Stunden Stau) vom Weihnachtsbesuch zurück, da erhellen sich unsere Gesichter: 40 Zentimeter Neuschnee in der Heimat, aber – dank unserer lieben Nachbarin – rund um unser Haus alles perfekt geräumt!
Auf dem Weg in den Skiurlaub müssen wir in Innsbruck in den Zug umsteigen. Die Zeit ist knapp, wir rennen los. Auf der Treppe sehen wir den Zug noch stehen. Oben angekommen, schließt er die Türen und fährt an. Wir lassen das Gepäck fallen und die »Flügel« hängen. Plötzlich hält der Zug wieder, die Türen öffnen sich, und wir steigen ein. Unserer Bitte, dem Zugführer unsere Freude zu übermitteln, kommt der Schaffner nach und kehrt mit der Botschaft zurück, dass dieser sich ebenso gefreut hätte. Es folgte ein durch und durch gelungener Urlaub!
Sibylle Little-Gadow, St. Peter-Ording, Schleswig-Holstein
Zwischen zwei Hausbesuchen halte ich an, um mir einen Kaffee mitzunehmen. Als ich bezahlen will, sagt eine Frauenstimme neben mir: »Das übernehme ich!« Neben mir steht eine Frau, die ich vor Jahren als Beleghebamme betreut habe. Lachend umarmt sie mich und sagt: »Du bist immer noch unsere Heldin!«
Ein Jahr lang habe ich alle schönen Ereignisse auf Zettel geschrieben und diese in einer Dose gesammelt. Ich wollte die Dose am Jahresende öffnen, um mir all das in Erinnerung zu rufen, aber ich habe sie zu- gelassen. Es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, Vorräte für schlechte Zeiten zu haben.
Meine 95-jährige, fast blinde, demente, seltsam einfallsreiche und dabei meist zufriedene Mutter. Ein Beispiel: »Heute habe ich keine Zeit zum Sterben.« Warum? »Das Wetter ist so schön!«