Nach einem verregneten Sommer unerwartet schönes Wetter im Herbst: Die Sonne wärmt meine Haut, während ich auf meinem Fahrrad über die Brücken der Amsterdamer Grachten flitze.
Ein kleines Café in München am späten Samstagnachmittag. Alle Tische besetzt. Es wird Kaffee getrunken, Kuchen gegessen, Zeitung gelesen und gequatscht. Plötzlich ein lauter Knall, dann allseits erschrockene Stille – bis ein Junge frech grinsend die Papiertüte hochhält, die er soeben hat zerplatzen lassen. Ein ganzes Café lacht.
Kränkelnd verlasse ich morgens das Haus und fürchte, dass das kein guter Tag wird. An einer belebten Straße in Berlin-Kreuzberg passiere ich zwei sehr gebrechliche alte Herrschaften, die sich offenbar zufällig getroffen haben. Die Frau fragt forsch: »Wie geht’s, wie steht’s?« Der Mann legt daraufhin sein breitestes Grinsen auf: »Beschissen schön!« Der Tag ist dann einfach herrlich geworden!
Vom Frühstückstisch aus sehe ich den Schwalben zu, die sich über dem Tal sammeln. Ich begreife, dass sich dieser Sommer, in dem ich innerhalb eines Monats meinen Sohn geboren und meinen Vater begraben habe, seinem Ende zuneigt. Eine schwer zu beschreibende, bittersüße Melancholie kommt in mir auf.
Unser kurdisches Adoptivenkelkind Avesta erzählt nach den Ferien ihrer Kindergartenfreundin: »Ich war mit Mama und Papa in der Türkei!« – »Ich war auch in der Türkei, aber ich hab dich nicht gesehen!« – »Dann warst du in einer anderen Türkei!« Ist doch logisch, oder?
So spät im Jahr an die mecklenburgische Ostseeküste fahren, dass es schon Lebkuchen in den Geschäften zu kaufen gibt, und nicht zu spät, als dass man nicht noch die Herbstsonnenstrahlen am Strand liegend genießen könnte. Die würzige Seeluft einatmen, Schokoladenlebkuchen essen und dabei das Salz auf den Lippen schmecken: eine wunderbare Einstimmung auf Herbst und Winter.