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Was mein Leben reicher macht

Der Anruf einer syrischen Familie, die ich als Pfarrerin unserer Gemeinde begleite. Der Vater dieser Familie lebt noch in Damaskus und wartet seit längerer Zeit auf einen Termin bei der deutschen Botschaft in Beirut, um nach Deutschland reisen zu können. Viele Hebel haben wir schon in Bewegung gesetzt. Heute Morgen endlich die ersehnte Nachricht aus Beirut. Nun bleibt ihm eine lebensgefährliche Bootsfahrt übers Mittelmeer erspart. Gott sei Dank! Und was mein Leben noch reicher macht, ist die Hoffnung, dass eines Tages Freunde der Familie aus Damaskus anrufen und sagen: »Kommt nach Hause! Der Krieg ist vorbei.«

Margareta Trende, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Am Sonntagmorgen liege ich krank im Bett. Meine Tochter Clara, bald fünf, kommt zu mir und fragt: »Papi, machst du heute Lasagne für uns?« Ich erkläre ihr lang und breit, dass ich wirklich krank bin, auch mal meine Ruhe brauche und so weiter und so fort. Darauf Clara: »Gefüllte Paprika?«

Alexander Eulenburg, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein kleiner (koffertauglicher) Drachen, der mir auf Reisen den perfekten Urlaubsbeginn beschert: ankommen, sofort zum Strand rennen, meinen Drachen steigen lassen und die Zeit vergessen.

Waltraud Günther, Glatten, Baden-Württemberg 

 

Was mein Leben reicher macht

Nach vielen Verzögerungen ist der von mir zusammengestellte Hilfstransport endlich in einem von Flut und Erdrutsch geschundenen bosnischen Dorf angekommen. Meine bosnische Vertrauensperson hat das Dorf ausgewählt und die etwa hundert Pakete verteilt. Jetzt ruft sie mich an: »Wir haben heute sehr viele Menschen glücklich gemacht!«

Gaby Stöckeler, Meschede

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich zu Beginn der freitäglichen Deutschstunde von der letzten ZEIT-Seite vorlese, sei es aus Mein Wortschatz, Ein Gedicht oder – am allerliebsten – aus Was mein Leben reicher macht. Es wird gelacht, geredet, nachgedacht, und immer haben wir das Gefühl, wir gehen »bereichert« auseinander. Meine Schüler sind inhaftierte Männer aller Altersstufen und unterschiedlicher Vorbildung, die am allgemeinbildenden Unterricht teilnehmen (müssen).

Beate Schmid-Große, Gelsenkirchen

 

Was mein Leben reicher macht

Berlin, Feierabendverkehr, die Kette springt von meinem Rad. Ich stehe am Straßenrand und schaffe es einfach nicht, sie wieder auf den Zahnkranz zu schieben. »Kann ich helfen?« Eine junge Frau, plötzlich neben mir. Sie packt beherzt in die Kette, und schwups ist sie wieder da, wo sie sein soll. Hände verschmiert, ein schwarzer Streifen auf der Stirn, wir lachen uns an. Danke!

Christine Gockel, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Das zufriedene Gesicht meines 84-jährigen, sonst stets überkorrekten Vaters, der unsere gemeinsam geschnittene Hecke betrachtet – und über unseren Zickzackschnitt lachen kann.

Annette Jakob, Borken