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Was mein Leben reicher macht

13. Januar 2014. Die Kerzen am Weihnachtsbaum flackern. Unser Siebenjähriger beschenkt uns mit Gaben, die er unter den Baum gelegt hat: in Windeseile zusammengetragene Schokoladenfiguren und Selbstgetöpfertes, während wir Eltern strengstes Verbot hatten, das Wohnzimmer zu betreten. Es wird ein sehr fröhlicher Abend. Eine schöne Idee von ihm, einfach noch einmal Weihnachten zu feiern! Wir haben dann per Telefon die Oma auch noch einmal dazugeholt.

Kerstin Neuwirth, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Nach getaner Arbeit und einem guten Abendessen noch einen Spaziergang zu machen und innerhalb weniger Hundert Meter die erleuchteten Wohnungen dreier meiner Kinder zu erblicken. Die Gedanken gehen zur Jüngsten, auf ihren Bauernhof, ein paar Dörfer östlich gelegen. Ich meine sogar, die Schafe dort zu hören…

Rudolf Keßner, Weimar

 

Was mein Leben reicher macht

Unsere sechsjährige Enkelin philosophiert mit ihrer Freundin: »Ich weiß nicht, ob ich in den Himmel komm oder in die Hölle, ich glaube, in den Himmel.« Meint die Freundin ganz realistisch: »Zuerst kommst du mal in die Erde.«

Hedi Winter, Markdorf, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Einige Jahre lang litt meine liebste Freundin unter einer Angsterkrankung, die sie sogar zu einem Suizidversuch veranlasste. Inzwischen hat sie es geschafft, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sie hat ihre Geschichte in Worte gefasst und steht nun als Botschafterin auf der Bühne, um anderen Betroffenen Mut zu machen. Ich bin so stolz auf sie.

Susanne Giepen, Essen

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Arbeitstag im Altenheim geht zu Ende, da öffnet sich eine Zimmertür, eine ältere Dame steckt den Kopf durch den Türspalt. »Hallo, Frau R., wie geht es Ihnen?«, spreche ich sie an. »Nicht gut, ich möchte mal raus«, erwidert sie. »Hätten Sie Lust, mich zu begleiten? Ich muss noch etwas besorgen.« Nach kurzer Suche findet sich (im Bad über dem Bademantel) der vermisst geglaubte Wintermantel.

Wir gehen zusammen bei eiskaltem Wind, fest untergehakt. Plötzlich lässt sie los und fasst in ihre Tasche. Sie muss niesen. Ich folge ihrem Blick: Das rasch aus der Manteltasche gezogene vermeintliche Taschentuch ist eine grüne Socke. Noch auf dem Rückweg müssen wir beide über die Taschensocke lachen.

Sabine Kalkhoff, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Meiner besten Freundin (wir kennen uns seit dem ersten Kindergartentag) bei ihrer Hochzeit im heimatlich-hessischen Regen den weißen Spitzenschirm zu halten.

Anna Löw, Köln

 

Was mein Leben reicher macht

Seit zwei Wochen sind meine Tochter (sieben Monate) und ich krank. Übermüdet und am Ende unserer Kraft stehen wir Eltern morgens um fünf Uhr mit ihr nach erneuten Erbrechen unter der Dusche, um dann zu sehen, mit welcher Faszination unsere Tochter versucht, jeden einzelnen Wassertropfen zu fassen zu bekommen.

Ophelia Liebig, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Seit eineinhalb Jahren leben wir in einer Fernbeziehung und stellen bei jedem Treffen fest, wie sehr wir uns nach einer gemeinsamen Zukunft sehnen. Und dann ein Anruf: »Liebling, ich habe die Jobzusage in deiner Stadt!«

Gabriela Schiechl, Regensburg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach drei Jahrzehnten habe ich allen Mut zusammengenommen und meine große Liebe ausfindig gemacht. Das ist jetzt fünf Jahre her, und inzwischen sehen wir uns regelmäßig und genießen die schönsten Stunden unseres Lebens.

Franz Lülf, Karlsruhe

 

Was mein Leben reicher macht

Ich bin spät dran und beeile mich, den süßesten Nachbarsjungen der Welt von der Kita abzuholen. Als ich mit der kleinen eingepackten Kugel zu Hause ankomme, merke ich, dass ich meinen Schlüssel ver­gessen habe. Doch zum Glück kann ich bei mindestens vier Menschen klingeln, um Hugo und mich vor dem Erfrieren zu ret­ten. Und schon der erste lässt uns ein – er­ freut über das Kinderlachen –, obwohl er als Student kurz vor dem Abschluss steht und gleich zu seiner Prüfung muss!

Charlotte Nentwig, Köln