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Was mein Leben reicher macht

Der junge Kollege, mit dem ich seit einiger Zeit das Büro teile. Er ist nicht nur hübsch und charmant, sondern gibt mir auch von den Leckereien ab, die seine griechische Mutter für ihn zubereitet. Der Gedanke an den Beginn einer neuen Arbeitswoche lässt mich am Sonntag schon lächeln…

Luise Lauerer, München

 

Was mein Leben reicher macht

Was für ein herrliches Geräusch, dieses »krriiigg« der Autohandbremse. Meine Frau ist nun von der Arbeit zurück – und ich bin seit einigen Monaten im Ruhestand. So genießen wir dann in schönster Zweisamkeit die zweite Hälfte des Tages.

Wolfgang Baumann, Müllheim, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Freitagmorgen acht Uhr: Ich bin müde, und ein anstrengender Arbeitstag liegt vor mir. Da geht die Tür auf, Greta stürmt herein und strahlt mich an, wie nur Menschen wie sie strahlen können. Greta hat das Downsyndrom, und ich (Physiotherapeutin) habe den schönsten Beruf der Welt!

Renate Erdmann, Kempen

 

Was mein Leben reicher macht

In der Innenstadt werfe ich einem Straßen- musikanten Münzen in seinen Geigen- kasten. Anstatt sich einfach zu bedanken, wünscht er mir viel Glück. Woher wusste er nur, dass ich Glück gerade sehr gut ge- brauchen kann?

Farina Lennartz, Rostock

 

Was mein Leben reicher macht

In Kindheitstagen las ich von Witwe Bolte, die das Kraut aus dem Keller holte. Nun habe ich mit meiner eigenen Kraft sieben große Kohlköpfe gehobelt, gesalzen und eingestampft, auf dass daraus Sauerkraut werde. Harte Arbeit, aber – ein Wunsch ist erfüllt.

Matthias Riedel, Musberg, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Die Sonne kriecht über die Gipfel des Nordbadischen Odenwaldes. Sie wärmt die Trauben noch einmal, bevor wir sie ernten. Aus der Schere trieft Zuckerwasser. Meine Finger sind klamm und blau vom Spätburgunder. Alles an mir riecht tatsächlich genau so, wie ich es mir vor mehr als 50 Jahren als Jugendlicher eingeprägt habe: leicht nach Essig, etwas bitter-würzig und nach frischem Most. Immer wieder führe ich die Finger an die Nase. Jaaa! Waschen werde ich sie mir erst mal nicht!

Hartmut Wild, Marburg

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Laufschuhe! An einem frühen Herbstmorgen loslaufen. Links des Feldweges ist Nacht, der Vollmond steht noch am Himmel, rechts über den Hügeln kündigt ein dicker gelbroter Streifen den Sonnenaufgang an. Nach einer knappen Stunde geht es ein letztes Mal bergauf. Da kommt mir meine Freundin in Laufschuhen entgegen!

Stefanie Kasper, Uttenreuth, Bayern

 

Was mein Leben reicher macht

Stop and go auf der Autobahn bei Karlsruhe. Fenster runter. Ich höre Beethovens Dritte im Radio und drehe voll auf. Auf der Nebenfahrbahn fährt eine elegante, ältere Dame an mir vorbei. Sie lächelt, fällt zurück, holt wieder auf, fällt wieder zurück – und lächelt mich jedes Mal nett an.

Erhard Brüchert, Bad Zwischenahn, Niedersachsen