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Was mein Leben reicher macht

In einer Schule in Bremen-Arsten wird vom neuen Schuljahr an Plattdeutsch unterrichtet. Und die ganze Schule hat sich vorgenommen, jeden Tag einen neuen Satz »auf Platt« zu lernen. Meine Muttersprache wird überleben!

Wolf Warncke, Tarmstedt, Niedersachsen

 

Kinderfeind: Mein Wort-Schatz

Erst mit Anfang zwanzig, in meiner ersten WG-Küche, wurde mir klar, dass das Wort Kinderfeind nicht die offizielle Bezeichnung für einen Gummischaber ist. Und das kam so: Wie alle Kinder hat sich mein älterer Bruder immer auf die Teigreste in der Backschüssel gefreut. Als aber meine Mutter einmal sehr gründlich mit besagtem Gummischaber zu Werke ging, rief er aus: »Das ist ja ein richtiger Kinderfeind!« Von da an gab es in unserer Familie nur noch dieses Wort. Vom »Gummischaber« sprach keiner mehr. Mittlerweile habe ich eine eigene Familie – und natürlich einen »Kinderfeind« in der Schublade.

Monika Zeiler, Nürtingen

 

Zeitsprung: Sallieu lebt!

Auf dem Foto links ist mein Patenkind Sallieu Bundu aus Sierra Leone zu sehen, das mir Plan International im Jahr 1991 vermittelt hat. 1993 bekam ich die Nachricht, Sallieus Familie habe »das Projektgebiet verlassen«. Es war Krieg in Sierra Leone, ein unvorstellbar brutaler Krieg. 20 Jahre lang stand Sallieus Bild auf unserem Kaminsims, dreimal habe ich Organisationen erfolglos nach dem Jungen suchen lassen. Vor einiger Zeit gab ich seinen Namen bei Google ein, und – ich konnte mir aussuchen, ob ich zuerst ein YouTube-Video ansehe oder bei Wikipedia nachlese, wie sein Lebensweg verlaufen ist: Seine Familie hat bei einer Green-Card-Lotterie ein US-Visum gewonnen, Sallieu ist heute Profifußballer in den USA und hat auch schon in der Nationalmannschaft von Sierra Leone gespielt. Natürlich habe ich versucht, Kontakt zu Sallieu aufzunehmen, aber er konnte sich nicht an eine Patin erinnern. Er war damals ja noch sehr klein gewesen und hat seither viel erlebt. Ich aber bin einfach nur froh, dass Sallieu lebt! Und Tore schießt.

Carolin Böse-Krings, Bremen

 

Die Kritzelei der Woche

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In unzähligen Vorlesungen ist dieses Kunstwerk, das mich an ein Gehirn erinnert, auf der Rückseite des Collegeblocks meiner Freundin Jelena entstanden. Offenbar war sie in Gedanken mehr bei Bio- und Neuropsychologie als bei Pädagogischer Psychologie oder Diagnostik! Ihre Ausdauer und Kreativität waren erstaunlich! Auf meine Bitte hin stellte sie mir ihre Zeichnung für die Nominierung als »Kritzelei der Woche« zur Verfügung.

Elisa Peschen, Bonn

 

Was mein Leben reicher macht

Horrortrip mit dem Motorrad: Die Maschine spinnt, geht ständig aus, macht Bocksprünge. Außerdem ist mein Handyakku tot. Am Nachmittag erreiche ich erschöpft und ausgehungert ein Dorf bei Aschaffenburg. Ich klingle an einer geschlossenen Kneipe, um von dort aus den Abschleppdienst zu rufen. Der Chef aber schmeißt noch einmal den Ofen an und serviert mir Schnitzel – auf einem alten Teller, den ich zum Weiteressen sogar mit in den Abschleppwagen nehmen darf.

Andrea Weil, Schwedt, Brandenburg

 

Lauschiger Abend: Mein Wort-Schatz

Gestern Abend lese ich auf dem Balkon. Ein Freund aus Tübingen ruft an und erzählt mir, dass er gerade auf seiner Terrasse sitzt und den lauschigen Abend genießt. Schon lange habe ich diese Be- schreibung für herrliche Sommerabende nicht mehr gehört.

Helga Kühnel, Landshut

 

Was mein Leben reicher macht

Angeschlagen, in einem Zustand großer Erschöpfung, Sorge und Angst suche ich Beistand im Pfarrhaus. Bei einem Kräutertee hört mir der Pfarrer zu, als plötzlich vom 1. Stock herunter Trompetentöne zu hören sind. Die Pfarrerin übt ein Lied: Von guten Mächten wunderbar geborgen. Eine direkte Antwort. Und: Welch ein Trost!

Andreas Strömsdörfer, Weismain, Oberfranken

 

Treibgut

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Korsika, Strand, Meer, Treibholz – mehr brauche ich nicht, um mich zu entspannen. Wenn ich dann noch ein Taschenmesser dabeihabe, entstehen wie von selbst solche Figürchen.

Herta Zelter, Weinheim

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einer verregneten, kalten Woche endlich ein Sommersonnentag! Autoscheiben runter auf dem Weg zur Arbeit, Sonnenbrille auf, kühler Morgenwind auf den nackten Schultern, italienische Musik im Autoradio. Und am Straßenrand steht ein Anhalter, auf dessen Pappschild steht: »Nach SÜDEN!«

Cornelia Hickmann, Dresden