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Chapeau!

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Kurz nach der Münchner »Wies’n« erreicht mich eine E-Mail von einem Berliner Ingenieur: Er hätte einen Trachtenhut aus meiner Werkstätte in München auf dem U-Bahnhof Marienplatz gefunden. Er bat mich, durch die im Hutleder eingestanzten Initialen und das beigefügte Bild des Fundstücks den rechtmäßigen Besitzer zu finden. Das war mir leider nicht möglich.
Nach ein paar Wochen kommt ein Herr ins Geschäft. Meine Tochter bedient ihn, ich bin mit anderen Dingen beschäftigt. Der Verkauf ist praktisch abgeschlossen, meine Tochter stanzt die Initialen ins Hutleder. Gleichzeitig beklagt sich der Herr, wie es denn sein könne, dass jemand einen Hut findet und einfach mitnimmt. Der Herr bezahlt und verlässt das Geschäft. Da fällt bei mir der Groschen! Vor dem Geschäft halte ich den Herrn auf und zeige ihm die Mail mit dem Bild. Es ist sein Hut, er erkennt ihn am Federgesteck wieder! Was aber die Geschichte nun so besonders macht: Der Hut war ein Andenken an seine kurz zuvor verstorbene Frau, es war ein Geschenk von ihr. Jetzt konnte ich doch noch vermitteln zwischen dem ehrlichen Finder in Berlin und dem rechtmäßigen Besitzer in München. Inzwischen hat der Herr seinen Hut wiederbekommen.

Doris Gollé-Leidreiter, Tegernsee, Oberbayern

 

Lohntütenball: Mein Wort-Schatz

Zur »Lohntüte« in ZEIT Nr. 28/14: In meiner alten Firma Henkel wurden die Lohntüten immer am Freitag ausgegeben. Die Lohnempfänger marschierten, wenn sie aus dem Fabriktor kamen, gleich in die umliegenden Kneipen, um zuerst ihre Anschreib-Schulden zu begleichen – oder auch die gesamte Lohntüte zu versaufen. Dann ging es in der Kneipe hoch her: Es war Lohntütenball. Oft kamen die Arbeiter ohne Geld nach Hause.

Gerhard Freitag, Düsseldorf

 

Was mein Leben reicher macht

Der Anruf einer syrischen Familie, die ich als Pfarrerin unserer Gemeinde begleite. Der Vater dieser Familie lebt noch in Damaskus und wartet seit längerer Zeit auf einen Termin bei der deutschen Botschaft in Beirut, um nach Deutschland reisen zu können. Viele Hebel haben wir schon in Bewegung gesetzt. Heute Morgen endlich die ersehnte Nachricht aus Beirut. Nun bleibt ihm eine lebensgefährliche Bootsfahrt übers Mittelmeer erspart. Gott sei Dank! Und was mein Leben noch reicher macht, ist die Hoffnung, dass eines Tages Freunde der Familie aus Damaskus anrufen und sagen: »Kommt nach Hause! Der Krieg ist vorbei.«

Margareta Trende, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Am Sonntagmorgen liege ich krank im Bett. Meine Tochter Clara, bald fünf, kommt zu mir und fragt: »Papi, machst du heute Lasagne für uns?« Ich erkläre ihr lang und breit, dass ich wirklich krank bin, auch mal meine Ruhe brauche und so weiter und so fort. Darauf Clara: »Gefüllte Paprika?«

Alexander Eulenburg, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein kleiner (koffertauglicher) Drachen, der mir auf Reisen den perfekten Urlaubsbeginn beschert: ankommen, sofort zum Strand rennen, meinen Drachen steigen lassen und die Zeit vergessen.

Waltraud Günther, Glatten, Baden-Württemberg 

 

Was mein Leben reicher macht

Nach vielen Verzögerungen ist der von mir zusammengestellte Hilfstransport endlich in einem von Flut und Erdrutsch geschundenen bosnischen Dorf angekommen. Meine bosnische Vertrauensperson hat das Dorf ausgewählt und die etwa hundert Pakete verteilt. Jetzt ruft sie mich an: »Wir haben heute sehr viele Menschen glücklich gemacht!«

Gaby Stöckeler, Meschede

 

Zeitsprung: Zweimal Nepal

Nach Beendigung meines Studiums konnte ich Anfang 1988 mit meiner (jetzigen) Frau einen lang gehegten Traum verwirklichen: Ein Jahr lang reisten wir durch Thailand, Birma, die Philippinen, Hongkong, Südchina, Indonesien und Malaysia. Zuletzt verbrachten wir drei Monate in Nepal, genossen die Freundlichkeit der Nepalis und das Wandern in der fantastischen Himalaya-Landschaft. Im Frühjahr 2013 reiste unsere Tochter Teresa mit einer Freundin ebenfalls nach Nepal. Als wir ihre Bilder anschauten, stellten wir fest, dass sie offenbar am selben Ort namens Chomrong auf dem Weg zum Annapurna-Basiscamp übernachtet hatte und den Rhododendron-Busch vor dem Annapurna-Massiv ebenfalls fotogen fand. Nur die Sitzmöbel vor der Lodge haben sich verändert…

Hermann Baldauf, Albstadt-Ebingen

 

Fraglich

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Nach stundenlanger Autofahrt von Tel Aviv durchs Westjordanland kam ich endlich an meinem Ziel an, dem Toten Meer. Doch die Beschilderung inmitten dieser Mondlandschaft sagte mir wenig. Ich habe die so ausgeschilderte Strecke vorsichtshalber doch nicht genommen.

Burkhard Riering, Inning am Ammersee