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Was mein Leben reicher macht

Am frühen Abend auf der belebten Frankfurter Einkaufsstraße Zeil: Juchzend kickt mein zweijähriger Sohn einen Luftballon herum. Und egal ob gestresste Banker, gelangweilt dreinblickende Teenager oder türkische Großmütter – alle bleiben für einen Moment stehen, um ihm den Ballon zurückzustupsen, und gehen danach schmunzelnd weiter.

Peter Matz, Alsbach-Hähnlein, Hessen

 

Lohntüte: Mein Wort-Schatz

Mein Wortschatz lautet Lohntüte. Das Gefühl, wenn der Vorarbeiter auf der Flender-Werft am Sonnabend in unsere Frühstückspause kam und die Löhne verteilte, werde ich nie vergessen. Voller Spannung rissen wir die in schäbigem Braungelb gehaltenen Tüten auf, fischten den Lohnstreifen raus, auf dem die Stunden eingetragen waren (mit Bleistift, oft mit Korrekturen). Der erste Blick galt dem Endbetrag. Und dann: Stimmen die Stunden? Mussten wir am Dienstag wegen des Stapellaufs nicht Überstunden machen? Danach schüttete man die Tüte aus: den Lohn in Scheinen und Münzen. Was ist dagegen schon ein Bankbeleg!

Bernd Januschke, Ratzeburg

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Handy ist kaputt. Das Leihgerät fühlt sich fremd an. Da entdecke ich die SMS meines Vorbesitzers, die wohl niemand gelöscht hat. Ich lese von Berni und seiner Band, von seiner Mama, die ihm zum Geburtstag gratuliert, und von dem Mädchen, das ihn gerne mal wieder treffen möchte. Überall seh ich ihn jetzt. Und auf einmal ist Straßenbahnfahren nicht mehr so langweilig.

Anna Lehner, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Ich steige in mein Auto, das mein Mann die letzten Tage benutzt hat. Zwischen meinem ganzen Kruschel in der Mittelablage liegen meine Lieblingsbonbons für mich bereit!

Julia Stern Hegazi, Hamburg

 

Zeitsprung: Fußball

Als mein Vater (Jahrgang 1949) zehn Jahre alt war, schenkte ihm meine Großmutter einen Fußball aus echtem Leder (links) – ein wahrer Schatz für ein fußballbegeistertes Kind. Damit der Ball sich nicht mit Wasser vollsog (was ihn unbrauchbar gemacht hätte), musste er regelmäßig gefettet werden. Als mein Vater zum Wehrdienst eingezogen wurde und schließlich meine Mutter kennenlernte, wanderte der Fußball in den Keller. Trotz der sich lösenden Nähte brachte meine Großmutter es nicht übers Herz, ihn wegzuwerfen. Den Ball rechts daneben schenkte mir meine Mutter, als wiederum ich etwa zehn Jahre alt war, und zwar zur Fußball-Weltmeisterschaft 1994. Er ist bereits aus modernem Kunstleder, allerdings sind die einzelnen Stücke auch hier noch mit der Hand zusammengenäht. Anders als die heutigen Bälle haben beide weder aufwendiges Design noch hochtrabende Namen, dafür aber die Spuren von vielen glücklichen Momenten auf dem grünen Rasen.

Stefanie Mayer, Reichertshausen, Bayern

 

Die Kritzelei der Woche

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Als ich im Dezember 2009 eine neue Arbeitsstelle antrat, kaufte ich mir ein Notizbuch, um darin alle Abläufe aufzuschreiben. Und auf den ersten beiden Seiten des Buches deponierte ich jeweils den Aufkleber meines täglichen Pausensnacks. Das Ergebnis sehen Sie hier: die vielleicht größte Apfel-Bananen-Kiwi-Orangen-Aufkleber-Sammlung der Welt :o)

Ich möchte noch erwähnen, dass ich in diesen Jahren keinen einzigen Tag wegen Krankheit gefehlt habe; somit bewahrheitete sich der Satz »An apple a day keeps the doctor away«. (Na gut – weil Sie es vermutlich sowieso entdecken – es darf auch mal eine Kirschpraline sein…)

Rainer Tremmel, Veitsbronn, Bayern

 

Lindentraum

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Welch schöne Idee, diese Rubrik zum Juni vorzuschlagen, denn wer geht dieser Tage nicht mit schnuppernd erhobener Nase an einer LINDE vorbei? Dieser wunderbare Duft! Regelmäßig im Juni starte ich im schönen Bad Godesberg meine Streifzüge durch die zahlreichen Lindenalleen, beseelt von der Frische und Zartheit des Blütendufts, begleitet von meinem Hund und – immer öfter – meinem Mann. Haben wir viel Zeit, machen wir eine Pause unter Bäumen im Café LINDENtraum. Ein weiteres Highlight im Juni: der Geburtstag meiner Herzensfreundin. Sie heißt: GerLINDE.

Jutta Hurtig, Bonn

 

Was mein Leben reicher macht

Oma aus Polen mit Enkel an der Eisdiele. Verkäuferin: »Was hätten Sie gern?« Oma überlegt, dann: »Eis, bitte!« Verkäuferin: »Welche Sorte?!« Oma grübelt und strahlt: »Zwei Eis!!« Die Verkäuferin gibt nicht auf: »Gut, aber welche Sorte? Vanille, Nuss, Erdbeer, Malaga, Schokolade…?« Oma meint nun zu verstehen: »Ja!« Verkäuferin lässt nicht locker: »Nein, nein, welche Sorte?!«

Oma zeigt auf sich und den Enkel: »Eis beide!« Verkäuferin wird ungeduldig: »Ja, hab verstanden! Hier viel Eis, welches Eis?!?« Oma grübelt wieder, dann hat sie’s: »Eis in Becher und Waffel.« Verkäuferin resigniert und schreitet zur Tat: »Okay, ich gebe Ihnen Vanille und Schokolade, im Becher mit Waffel.« Oma nickt und gibt dem Bub einen Becher. Der betrachtet ihn und sagt im Weggehen enttäuscht: »Oooh – kein Erdnuss!!«

Peter Dresen, Viernheim