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Was mein Leben reicher macht

In der Innenstadt werfe ich einem Straßen- musikanten Münzen in seinen Geigen- kasten. Anstatt sich einfach zu bedanken, wünscht er mir viel Glück. Woher wusste er nur, dass ich Glück gerade sehr gut ge- brauchen kann?

Farina Lennartz, Rostock

 

Was mein Leben reicher macht

In Kindheitstagen las ich von Witwe Bolte, die das Kraut aus dem Keller holte. Nun habe ich mit meiner eigenen Kraft sieben große Kohlköpfe gehobelt, gesalzen und eingestampft, auf dass daraus Sauerkraut werde. Harte Arbeit, aber – ein Wunsch ist erfüllt.

Matthias Riedel, Musberg, Baden-Württemberg

 

Selbst gemacht

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Dieses Siebenbrett – ein chinesisches Legespiel – habe ich aus Holz nachgebaut. Die Anregung dazu gab mir der Roman Nagelprobe in Peitscho von Robert van Gulik, der durch eine ZEIT-Edition historischer Kriminalromane den Weg in mein Bücherregal gefunden hat. Motive aus dem Buch klebte ich zur Anregung auf die Rückseite. Ich habe sieben Exemplare hergestellt und in der Farbe meines Holzhauses lackiert. Nur wirklich gute Freunde erhalten es als Geschenk.

Harold Klein, Niddatal, Hessen

 

Die Kritzelei der Woche

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In unserem Mehrgenerationen-Bauprojekt diskutierten wir viele Stunden lang mit einem Fachmann für Telekommunikationsnetze. Die Sache war sehr kompliziert, was zu meiner gedankenverlorenen Protokoll-Skizze führte …

Peter Haas, Teningen, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Die Sonne kriecht über die Gipfel des Nordbadischen Odenwaldes. Sie wärmt die Trauben noch einmal, bevor wir sie ernten. Aus der Schere trieft Zuckerwasser. Meine Finger sind klamm und blau vom Spätburgunder. Alles an mir riecht tatsächlich genau so, wie ich es mir vor mehr als 50 Jahren als Jugendlicher eingeprägt habe: leicht nach Essig, etwas bitter-würzig und nach frischem Most. Immer wieder führe ich die Finger an die Nase. Jaaa! Waschen werde ich sie mir erst mal nicht!

Hartmut Wild, Marburg

 

Lied der NSA

(nach Johann Wolfgang von Goethe, »Lynkeus der Türmer«)

Zum Lauschen geboren,
Zum Spähen bestellt,
Dem Terror geschworen,
Beschatt’ ich die Welt.
Ich blick’ in die Ferne,
Doch auch in der Näh
Speich’re ich gerne
Was ich so erspäh.
Ob Deutsche, Franzosen,
Es kommt nicht drauf an,
Sie sind zwar Mimosen,
Doch mir untertan.
Wisse, Angie, ich kenne
Was je du gesimst,
Und ich wein’ keine Träne,
Wenn du’s persönlich nimmst.

Brigitte König, Ingolstadt

 

Mit der Wurst nach dem Schinken werfen: Mein Wort-Schatz

Als Kind prägte sich mir diese auf der Insel Fehmarn geläufige Redewendung ein: Mit der Wurst nach dem Schinken werfen. Wir nutzen diesen Ausdruck bis heute, um zu verdeutlichen, dass man mit Einsatz, Ausdauer und Geduld etwas Großes erreichen kann. So lernten auch meine Kinder, dass nur der im Leben Erfolg hat, der bereit ist, Eigeninitiative zu zeigen: Von nichts kommt nichts! Gerade heutzutage erscheint mir diese Kombination von »Fördern« und »Fordern« in der Pädagogik aktueller denn je.

Bärbel Evers, Kronshagen, Schleswig-Holstein

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Laufschuhe! An einem frühen Herbstmorgen loslaufen. Links des Feldweges ist Nacht, der Vollmond steht noch am Himmel, rechts über den Hügeln kündigt ein dicker gelbroter Streifen den Sonnenaufgang an. Nach einer knappen Stunde geht es ein letztes Mal bergauf. Da kommt mir meine Freundin in Laufschuhen entgegen!

Stefanie Kasper, Uttenreuth, Bayern

 

Faltenambulanz

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Als ich am Hamburger Gänsemarkt mit einem Kaffee in der Hand aus der Bäckerei kam, entdeckte ich am Haus gegenüber diese Reklame. Ebenso verwundert wie die schwer tragenden Herren studier- te ich das Angebot des Hautarztes. Mit einer (Lach-)Falte mehr setzte ich meinen Stadtspaziergang fort.

Anne Geißelmann, Kressbronn, Baden-Württemberg

 

Das erste Mal

Zum Anfang des neuen Jahres möchten wir in der ZEIT Geschichten von Anfängen erzählen. Dafür brauchen wir Sie. Berichten Sie uns von einem ersten Mal in Ihrem Leben. Ihre Geschichte sollte ungewöhnlich sein: Sagen wir, Sie haben ein neues Herz bekommen – wie waren die ersten Monate nach der Transplantation? Oder Sie sind Polizist – wie war es, zum ersten Mal auf einen Menschen zu schießen? Vielleicht sind Sie auch Pfarrer – wie haben Sie die erste Beichte erlebt, die Sie abgenommen haben?

Schreiben Sie Ihre Erlebnisse auf (3000 bis 7000 Anschläge) oder skizzieren Sie sie kurz, um sie von einem unserer Redakteure protokollieren zu lassen. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften per E-Mail an anfang@zeit.de oder auf dem Postweg an:

DIE ZEIT, Dossier, Stichwort »Anfang«, Buceriusstraße/Eingang Speersort 1, 20095 Hamburg.