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Was mein Leben reicher macht

Wenn meine Frau mit mir nach einem gemeinsamen Arbeitstag in der Abendsonne ein Feierabendbier trinkt und mir dabei so tief in die Augen sieht, dass mir ganz schwindelig wird.

Peter Kramer, Kaisertal, Österreich

 

Die Kritzelei der Woche

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Dieses Werk ist während eines ganz besonders langweiligen Vortrags über gesunde Ernährung in meiner Schule entstanden. Während die Dame erzählte, sind wir Schüler beinahe eingeschlafen. Außerdem wussten wir selbst schon genug über das Thema. Die Konversation am Rand stammt von mir und einer Freundin, der genauso langweilig war. im Laufe des Tages hat sich das Bild vervollständigt, bis zu seinem jetzigen Zustand. Das war allerdings auch das erste Mal, dass mir eine Schulveranstaltung in meiner Kreativität geholfen hat, aber so hat sich der Vortrag doch gelohnt, denn jetzt habe ich Freude am Ergebnis.

Sara Stöllinger, Salzburg, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Jedes Mal, wenn ich mein Fahrrad aus dem Schuppen hole, fällt mein Blick auf zwei kleine Fußabdrücke auf dem Boden. Obwohl es verboten war, hat mein Sohn damals den frisch betonierten Boden betreten und heimlich dort seinen Ball geholt. Max hat heute Schuhgröße 43 und studiert in Dortmund.

Annette Jakob, Borken

 

Nachdenklich

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Vor einiger Zeit habe ich dieses Bild an einem Straßenrand in Kochel am See in Bayern aufgenommen. Auf dem Pappschild steht: „Dies ist der Nachdenkplatz von Maxi. Bitte nicht kaputt machen.“

Heribert Engemann, München

 

Was mein Leben reicher macht

Jedes Wochenende zwei Tage Urlaub machen zu können – im Ferienhaus auf der Insel Rügen. Dieses Wochenende: verblühende Fliederhecke, herrliche Wolken, Holz gemacht für die kalten Winterabende am Kamin, Amselgesang bis in die späte Nacht, leichter Wind von der Ostsee. Mein Mann räuchert Heilbutt, Forelle und Lachs für uns. Der nächste Urlaub für zwei Tage ist in Sicht. Diesmal per Fahrrad.

Christine Husmann, Stralsund

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Zugfahrten zur Arbeit mit Petra! Es beginnt schon am Bahnsteig: Wir erzählen uns vom normalen Familienalltagswahnsinn und stellen fest, dass man zumindest im Nachhinein über fast alles lachen kann. Gut gelaunt und schwungvoll betrete ich später mein Büro und bin glücklich, dass wir uns vor einem Jahr über den Weg gelaufen sind.

Barbara Demmer, Rösrath

 

Verpimpeln: Mein Wort-Schatz

Wer kennt heute noch das schöne Wort verpimpeln? Als Kinder trugen wir Brüder kurze Lederhosen, die waren praktisch und widerstandsfähig. Kamen im Herbst die ersten kühlen Tage, trugen wir zunächst lange Strümpfe bis unter die Knie statt der üblichen Söckchen. Mutter achtete besorgt darauf, dass den lieben Kleinen die Luftkühle nicht zusetzte, sie sich nicht erkälteten. Wenn sie dann unseren Vater fragte, ob wir nicht von nun an lange Hosen tragen müssten, antwortete er: „Du musst die Jungs doch nicht verpimpeln. Die sollen abgehärtet werden! Lange Hosen können sie anziehen, wenn es Schnee gibt.“ Tatsächlich wurde so verfahren, und wir beiden Jungs hatten, so lange ich denken kann, das ganze Jahr über nie eine Erkältung oder überhaupt ernstere Erkrankungen. Meine Enkel tragen heute keine Lederhosen mehr, und ich staune immer wieder über die Vermummungen, in denen sie dem Wetter trotzen müssen. Haben sich die Jahreszeiten so verändert? Oder werden die Kinder frühzeitig verpimpelt?

Hans-Henning Kubusch, Beverungen, nordrhein-Westfalen