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Kritzelei der Woche

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Diese Skizze entstand auf der Rückseite meines College-Blocks, an einem sonnigen Tag in Dresden, wo ich damals studierte. Sie zeigt die wunderschönen Gebäude in der Altstadt und auf der anderen Elbseite. Dennoch erinnert mich die Skizze an eine sehr schwierige Zeit. Kurz zuvor war meine Mutter an einer spontanen Hirnblutung verstorben – dass sie im Koma lag, hatte mir mein Vater zunächst verschwiegen, um meine Vorbereitung aufs Physikum nicht zu gefährden. So musste ich in der Fremde plötzlich mit ihrem Tod  fertigwerden. Inzwischen bin ich dank eines Studienplatztausches nach Düsseldorf zu meiner Familie heimgekehrt, aber ich denke bis heute oft an Dresden.

Sueng-Cheol Shin, Düsseldorf

 

Was mein Leben reicher macht

Meine drei Monate alte Tochter Klara, die auch mal friedlich auf der Couch neben mir liegt und mir die Chance gibt, meine Wochenzeitung zu lesen. Und sich dann auch noch über das raschelnde Papier freut.
Martin Lorenz, Mittelbrunn, Rheinland-Pfalz

 

Schwimm- und Tauchkurs

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Diese Schwanenfamilie beobachtete ich im vergangenen Jahr an einem Baggersee in Ingolstadt. Die linke Aufnahme entstand im Juli, als die Jungen noch ganz klein waren. Auf dem rechten Bild – im Dezember – inspizieren die Eltern voller Stolz die Tauchkünste ihrer schon herangewachsenen Kinder. Rund 60 Schnappschüsse waren nötig, bis ich den Moment erwischte als wirklich alle sieben Köpfe unter Wasser waren. Wahrscheinlich habe ich die Geduld aufgebracht, weil mein Sohn berufsmäßiger Taucher ist – da sind meine  Mutterinstinkte durchgekommen. Aber das ist eine eigene Geschichte. Die Schwanen-Mami jedenfalls sitzt inzwischen wieder an  derselben Stelle auf einem neuen Nest.
Sylvia Jung, Ingolstadt

 

Umweg

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In Bamberg fand ich diesen Wegweiser. Er soll zum Eingang einer der zahlreichen Kirchen der Stadt führen. Doch irgendwie scheint mir die Umleitung nicht ratsam…
Andreas Beier, Altena/Sauerland

 

Was mein Leben reicher macht

Eine rote Fußgängerampel und weit und breit kein Auto in Sicht. Ein Jugendlicher mit tief hängender Hose, die Ohren mit Kopfhörern zugestöpselt, kaugummikauend und obercool, hat seinen Fuß schon auf der Fahrbahn, als er neben sich meine kleine Tochter mit ihrem Fahrrädchen bemerkt. Im letzten Augenblick hält er inne und bleibt brav stehen, bis das grüne Ampelmännchen leuchtet. Danke!
Agnes Fink, Darmstadt

 

Selbstgemachte Sandalen

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Was macht eine Vierjährige, Tochter eines Schuhdesigners, wenn sie von ihren Eltern ausnahmslos Sandalen mit WMS (Weitenmaß-System) Gütesiegel bekommt? Sie schleicht sich in Papas Büro und zaubert sich selbst ihren Mädchentraum aus pinkfarbenen Leder und Neon- Tüll! Diese Erinnerung an einen Sommer vor etwa zehn Jahren geriet mir jüngst wieder in die Hände, während ich selbst sehnsüchtig auf die sockenfreie Zeit des Jahres wartete.

Simone Paust, Münster

 

Was mein Leben reicher macht

Gerade will der Busfahrer losfahren, da jagt eine schwer bepackte Frau heran. Hastig sucht sie das Fahrgeld. In den Manteltaschen, den Plastiktüten, aber umsonst. »Mein Portemonnaie! Um Gottes willen?«  – »Nur die Ruhe bewahren«, versucht der Fahrer die Frau zu beruhigen. »Zwei fünfzig «, dienstlicht er dann. »Ich find mein Geld nicht!« Sie bittet ihn, die Tür zu öffnen um auszusteigen. »Lassen Sie’s gut  sein«, brummelt der Fahrer, »und nehmen Sie endlich Platz!« Während er nach links schaut, ob die Fahrbahn frei sei, meinte er lakonisch: »Ich fahre auch immer schwarz.«
Holger Hartenstein, Salzatal, Sachsen-Anhalt

 

Was mein Leben reicher macht

Wien. Restaurant Zum Schwarzen Kameel. Wir bekommen einen Ecktisch und bestellen bei einem freundlichen Ober. Man merkt, ihm macht sein Beruf große Freude. Die Sandwiches & Weine sind wunderbar. Die Rechnung, bitte. Der Abschied verbunden mit einem Dankeschön für den freundlichen Service. Die Antwort: »Besten Dank. Ich habe nur reflektiert!«

Werner Rüb, Bietigheim-Bissingen, Baden

 

Polyamant: Mein Wort-Schatz

Was für ein schöner Ausdruck, über den ich da gestolpert bin: Endlich können wir Männer unsere Lebensverhältnisse mit dem nach viel abendländischer Kultur klingenden Wort Polyamant umschreiben. Nach Jahren der Suche können wir behaupten, »Vielweiberei«, »Ehebruch« oder unsere so oft von den Frauen verteufelte »Triebgesteuertheit« zeugten nun doch von einer Art Intelligenz. Danke an den Wortschöpfer! Endlich können wir befreit sagen, wir lieben alle Frauen!

Alexander J. Mühlhans, Erlangen

 

Was mein Leben reicher macht

Tagesreise nach Paris: Morgens mit dem Thalys aus Köln hin, Ausstellung sehen, Metro fahren, Pflaster treten, im Bistro essen, an der Seine träumen – einfach so. Ich brauche nur meine kleine Handtasche, un peu de monnaie et voilà. Und abends bringt mich der letzte Zug zurück in mein eigenes, gemütliches Bett.

Angelika Belgrath, Köln