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Steckenpferd: Mein Wort-Schatz

Den Ausdruck habe ich von meinem Vater übernommen. Nie hätte er für seine Lieblingstätigkeit das Wort »Hobby« benutzt. Viel zu neumodisch! Eher schon Leidenschaft oder Liebhaberei. Er sprach von seinem Steckenpferd. Für mich bedeutet es, etwas spielerisch zu machen und ganz darin aufzugehen. Kinder leben es uns vor, wenn sie im Spiel versinken und die Welt um sich vergessen. Als Erwachsene kann man es am besten mit seinem Steckenpferd.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Aus meinem Garten

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Endlich wärmer! Die Frösche versammeln sich nach und nach in meinem Teich. Es sind zwölf. Sie schauen mit ihren Glotzaugen aus dem Wasser und tauchen ab, sobald sich etwas regt. Sie knarren auch am helllichten Tag. Herrlich! Nach ein paar Tagen ist wieder Ruhe eingekehrt, aber der Teich ist voller glibberiger Laichklumpen. Die Eltern werden dann auswandern, Hunderte Froschkinder werden allein groß werden müssen.

Sabine Gehnen, Großheide, Ostfriesland

 

Stuttgart 21

(nach Friedrich Hölderlin, »Hyperions Schicksalslied«)

Ihr wohnet droben im Licht
Auf halben Höhen, ihr
Stadtplaner, Investoren!
Frisch umsäuseln euch
Lüfte leicht,
Ihr fahrt Mercedes.

Schicksalhaft, weil sie wissen,
Atmen die Mächtigen.
Blind bewahrt
In edelen Villen,
Erträumen sie
Zukunft.
Und ihre Augen
Blicken am Unheil
Immer vorbei.

Doch uns ist gegeben,
An keiner Stätte zu ruhn
Es fahren tief unten
Die einfachen Menschen,
Blindlings wie Rohrpost
Von Bahnhof
Zu Bahnhof geworfen,
Atmen Tunnelluft
In tiefer Station.

Siegfried Busch, Mössingen, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Die beiden erwachsenen Söhne leben in einer entfernten Großstadt und haben viel zu tun. Ich telefoniere mit dem einen und erfahre, dass er gerade auf dem Rückweg von der Wohnung seines Bruders ist, wo er den Kühlschrank etwas gefüllt hat. Der andere Sohn kommt nämlich am Sonntagabend erst spät von einer mehrwöchigen Auslandsreise zurück. Ich sage ihm, wie sehr ich mich freue, dass er trotz  allem Stress so an seinen Bruder denkt. Und höre: »Aber Mama, wir sind doch eine Familie!«

Rosmarie Bolm, Goslar

 

Mitbringsel: Mein Wort-Schatz

In unserer Familie wird oft Englisch gesprochen, weil durch Heiraten etliche Mitglieder es als Muttersprache haben und andere es durch Beruf oder Leben im Ausland wie eine Muttersprache beherrschen. Trotzdem scheiterten wir, als wir in der Gruppe versuchten, für das Wort Mitbringsel eine englische Übersetzung zu finden, die diesen Austausch netter Kleinigkeiten unter Freunden adäquat wiedergibt.

Mechtild Becker, Pritzwalk, Brandenburg

 

Kritzelei der Woche

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Diese Kritzelei ist während meiner vielen Telefonate entstanden, die ich für ein Marktforschungsinstitut geführt habe. Bei jedem Telefonat kam ein neues Ornament hinzu, und nach ein paar Stunden war das Blatt dann voll. Ich kann beim Telefonieren die Hand einfach nicht vom Stift lassen und deswegen auch nicht aufhören zu kritzeln.
Cora Gebel, Mainz

 

Stanniolpapier: Mein Wort-Schatz

Ein echtes Früherwort und schwer vom Aussterben bedroht ist Stanniolpapier. Allen Älteren von uns wurden von Müttern, Vätern oder Großeltern liebevoll zubereitete Stullen darin eingewickelt, und sie schmeckten einfach gut. Die heutige, etwas technokratisch klingende Variante »Alufolie« hat nicht das gleiche Aroma. Das Butterbrot mag gleich schmecken, aber die Welt drum herum war bei Stanniolpapier eindeutig leichter, sorgenfreier und fröhlicher.

Ansgar Book, Kleinmachnow

 

Was mein Leben reicher macht

Abends um zehn erschreckt mich ein Anruf. »Hier Polizei Stuttgart. Ein blauer VW, auf Ihren Namen zugelassen, behindert eine Einfahrt. Sie haben 15 Minuten Zeit, dann wird er abgeschleppt.« – »Danke, danke!« Das ist der Wagen meiner Tochter, doch sie geht nicht ans Handy. Immer wieder versuch ich’s. Da, endlich! »Lauf, Mädle, du hast noch fünf Minuten!« Sie schafft’s. Dank der Freunde und Helfer muss der Geldbeutel der Referendarin nur einen Bußbescheid über 15 Euro verkraften. So geht Service!
Gerhard Landauer, Kirchheim unter Tec

 

Papas Muttertag

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Unsere Tochter Julienne, damals acht Jahre alt, überreichte ihrer Mami zum Muttertag 1986 ein hingebungsvoll gemaltes Bild. Ihr  angeborener Gerechtigkeitssinn muss sie offenbar angespornt haben, ihren Papa an diesem Tag nicht leer ausgehen zu lassen. So entstand dieser Scherenschnitt, der kürzlich beim Entrümpeln wieder ans Licht kam.
Ursula und Dieter Heiss, Remseck am Neckar