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Leerschwätzer: Mein Wort-Schatz

Jeder kennt sie. Politiker, die uns salbungsvoll Dinge erklären, die sie selbst nicht verstehen, sogenannte Experten, die höchst wissenschaftlich verpackt Banalitäten verbreiten, oder Kollegen, die meinen, zu jedem Thema den ultimativen Beitrag leisten zu können. Ich habe schon viele Bezeichnungen für diese Spezies gehört und gelesen. Heute ist mir in einer Diskussion zu diesem Thema ein Wort rausgerutscht, das im Duden wohl nicht vorkommt. Ich sagte: »Ich kann diese Leerschwätzer nicht mehr hören.« Und je mehr ich dann darüber nachdenke, umso besser gefällt es mir. Es trifft die Sache zumindest besser als »Schwätzer« (zu allgemein) oder »Dummschwätzer« (dumm sind diese Leute ja meist gar nicht). Vielleicht können Sie die Begeisterung für die Neuschöpfung ja teilen.

Norbert Sachs-Paulus, Gießen

 

Was mein Leben reicher macht

Am letzten Tag des Auslandssemesters in Florenz warte ich auf den Zug. Plötzlich kommt eine Mail: Ich bin zum Praktikum in Venedig angenommen. In einem Monat werde ich wieder in italien sein!

Maria Aresin, Leipzig

 

Wiedergefunden: Der Ehering

Nach einer Viertelstunde verzweifelten Suchens blitzt mit einem Mal der verlorene Ehering meines Mannes im hohen Schnee auf. Vorsichtig grabe ich ihn aus und stecke ihn meinem Liebsten feierlich an den Finger. Wir küssen uns und heiraten zum zweiten Mal – diesmal zwischen den Mülltonnen.

Katharina Lipskoch, Halle (Saale)

 

Zeitsprung: Nackte Provokation

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Vor einiger Zeit fand ich diese alte Postkarte aus dem Jahr 1912 auf dem Flohmarkt. Sie zeigt den im Jahr zuvor aufgestellten Brunnenknaben auf dem Aachener Fischmarkt. Seiner Nacktheit wegen sorgte das sogenannte Fischpüddelchen des Bildhauers Hugo Lederer sofort für moralische Entrüstung. Es wurde bemalt (mit Herbstblättern, um seine Männlichkeit zu kaschieren), abmontiert und – unter Polizeischutz – wieder aufgestellt. Nachdem es 1943 zu Rüstungszwecken eingeschmolzen worden war, fertigte man schließlich 1954 eine originalgetreue Nachbildung an. Sie erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit – auch bei der Aachener Polizei, die die rechte Abbildung zur Verfügung stellte.

Arthur Kaiser, Aachen

 

Straßenbild: Stufig

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Unterwegs in Paris. Am Arc de Triomphe konnte ich mir ein Bild machen von der Barrierefreiheit in Frankreich – und das nach Ziemlich beste Freunde!

Judith Weitzel, Düsseldorf

 

Was mein Leben reicher macht

Omis in den Arm piksen und dabei ihren Lebensgeschichten lauschen; bei kleinen Jungs hören, ob das Frühstück im Bauch angekommen ist; mich daran erfreuen, wenn ein Opi im Demenztest schreibt: »Life is good always!«

Svenja Hahne (Medizinstudentin im PJ), Dunedin, Neuseeland

 

Logorrhöe: Mein Wort-Schatz

Als der Latein- und Griechisch-Kollege den Begriff zum ersten Mal verwandte – Anlass war der Redeschwall eines Museumsführers – hielt ich Logorrhöe für ein Kunstwort, spontan gebildet als Parallele zur Diarrhöe. Doch ein Blick in den Fremdwörter-Duden belehrte mich eines Besseren: Es gibt den Begriff tatsächlich – als medizinischen Fachbegriff für »krankhafte Geschwätzigkeit«. Nun ist man als Lehrer am Gymnasium nicht selten mit Schülern auf Noten- und Punktejagd konfrontiert, die unter dieser Krankheit zu leiden scheinen. Man kann sie nur bestimmt, aber diskret und höflich in ihre Schranken weisen. Genervte Mitschüler sind da oft direkter. So erlebte ich, dass einem solch geschwätzigen Kursteilnehmer kurzerhand ein Schild vorgehalten wurde: »Einfach mal die Schnauze halten!«

Gerd Heimann, Wünsdorf, Brandenburg

 

Was mein Leben reicher macht

Im Dezember hatte ich die Nistkästen im Garten gereinigt. Nun überraschte mich der Frühling, und ich hängte die Kästen schnell wieder auf. Vom letzten hatte ich mich gerade entfernt, als ein Blaumeisenpärchen schon Besitz ergriff von seiner neuen Behausung.

Hartmut Liebich, Röttenbach, Franken

 

Die Kritzelei der Woche

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Einen 80. Geburtstag am Niederrhein gefeiert, zuvor die Anreise aus Berlin. Es war ein wunderbarer Abend. Nun sind die Gäste dabei, sich zu verabschieden. Unser Gastgeber braucht lange – mit jedem werden noch ein paar Worte gewechselt. Gelegentlich mündet das in ein weiteres Gespräch. Ich habe allen schon guten Weg und gute Nacht gewünscht und warte nun, dass wir ins Bett können, denn morgen geht es schon wieder nach Hause. Ich bin sooo müde. Kritzelnd versuche ich, immer schön locker zu bleiben.

Sabine von Bargen, Berlin