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Das ist mein Ding

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Kennen Sie das? Der Rücken juckt, man hat das Mittel zum Auftragen, aber – wie stelle ich’s nur an? – die Arme sind zu kurz. Es wird kein Hilfsmittel angeboten – jedenfalls nicht für diesen Zweck. Ich habe es trotzdem gefunden, und zwar im Baumarkt: eine MALERROLLE! So simpel, so effektiv, so praktisch! Auch die Hygiene kommt nicht zu kurz: Man kann die Rolle auskochen oder in der Waschmaschine mitwaschen. Das ist mein Ding, gerne auch Ihr Ding!

Eva Roth, Berne, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Erster Ausflug mit meiner neugeborenen Tochter in die Stadt. Ich habe sie im Tragetuch, nur ihr Köpfchen lugt aus meiner Jacke hervor. Wir warten auf den Bus, zwei junge Männer stellen sich rauchend dazu. Der eine guckt mich an, zieht seinen Kumpel am Ärmel ein paar Meter zurück: »Ey, da is’ n Baby bei der Frau vor’m Bauch, lass das mal nich’ vollpesten«. Danke Jungs!

Cathrin Büscher, Hamburg

 

Hagestolz: Mein Wort-Schatz

In meiner Kindheit nannte man einen unverheirateten Mann Hagestolz. Ich kann mich an einen erinnern, der mein Lehrer in der Volksschule war. Er war alt, (also vielleicht um die 50 Jahre!), alleinstehend und ärmlich gekleidet und strafte gerne mit Linealschlägen. Als ich 20 Jahre später in der großen Kreisstadt bei einer Bank arbeitete, sah ich ihn wieder. Er hatte dort ein Aktiendepot, war aber immer noch mit dem ärmlichen grauen Mantel bekleidet. Beim Nachschlagen findet man unter Hagestolz: »Ein älterer Junggeselle, ein Mann, der die Ehe verabscheut, Sonderling«. Auch wird das Wort »Geiz« erwähnt. Gibt es heute noch Hagestolze? oder sind sie im weiten Feld der »Singles« untergetaucht?

Monika Schanz, Nagold, Schwarzwald

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn meine Schülerinnen und Schüler nach der sechsten Stunde das Klassenzimmer partout nicht verlassen wollen. Wir haben gerade eine Rechtschreib- und Lesestunde (dritte Jahrgangsstufe) beendet, da rufen sie lautstark im Chor: »Es ist so schön! Wir bleiben hier!«

Otto Fenner, Berlin (Neukölln)

 

Zeitsprung: 70 Jahre nach der Schlacht

Das Foto links stammt aus dem Jahre 1942 und zeigt das Kaufhaus Univermag in Stalingrad. Es diente im Zweiten Weltkrieg als letztes Hauptquartier von Generalfeldmarschall Friedrich Paulus, der auf Befehl Hitlers die Kapitulation auch dann noch ablehnte, als seine Truppe im Januar 1943 vollständig von russischen Soldaten eingekesselt war. Knapp 70 Jahre später habe ich die rechte Aufnahme von dem Gebäude gemacht, dessen runder Eingang trotz der vielen Anbauten noch zu erkennen ist. Das Foto entstand bei einem Vorbereitungsbesuch, denn bald wird das Osnabrücker Symphonieorchester, dem ich als Geiger angehöre, als erstes deutsches Ensemble nach dem Krieg in die Stadt reisen, die heute Wolgograd heißt. Zusammen mit dem dortigen Philharmonischen Orchester gedenken wir am 3. Februar in einem gemeinsamen Konzert der Opfer der furchtbaren Schlacht. auf meine Frage, ob deutsche Musiker an diesem Tag überhaupt erwünscht seien, antwortete mir bei meinem ersten Besuch eine Überlebende: »Sie sind herzlich willkommen! Wir lieben die Deutschen, und wir hassen die Faschisten« – was mir die Tränen in die Augen trieb.

Christian Heinecke, Osnabrück

 

Was mein Leben reicher macht

Edith (92) lebt in einer Demenzwohngemeinschaft. Sie sitzt im Rollstuhl bei Tisch. Ihre Augen sind, wie fast immer, geschlossen. Kommunikation mit ihr ist nur noch über die Hände möglich. Selten gelingt ihr ein Wort, einen ganzen Satz haben wir seit Monaten nicht mehr gehört. Da sagt jemand am Tisch, auf eine Berührung bezogen: »Das hat sie jetzt aber gemerkt.« Ich belehre: »Sie merkt alles. und sie versteht auch alles.« Dennoch traue ich meinen Ohren nicht, als Edith – wie aus der Pistole geschossen – sagt: »Da bin ich mir nicht sicher.«

Brunhilde Becker, Oldenburg

 

Was mein Leben reicher macht

Zu Besuch in meiner Heimatstadt jogge ich an einem Januar Nachmittag auf dem matschig-durchweichten Elbdeich: Mir spaziert ein älteres Paar Hand in Hand entgegen. Um mir Platz zu machen, weicht der Mann aus und tritt in einen Haufen Schafsköttel – sie schauen sich an und fangen herzlich an zu lachen.

Henrike Gosemann, Glückstadt, Schleswig-Holstein

 

Was mein Leben reicher macht

Unser Sohn ist zum Studium fortgezogen. In der ersten Nacht lässt mich die Stille des Zimmers nebenan nicht schlafen. Plötzlich von dort leises Fiepen – es ist der Rauchmelder, der gerade heute mitteilen möchte, dass seine Batterie schwach wird. Und was, wenn er anderen Kummer hätte? Sorgt er sich vielleicht, dass irgendwo nun jemand schutzlos liegt, oder hat auch er Sehnsucht und ruft, so laut er eben kann? – Ich schicke ihn gleich am nächsten Morgen mit frischer Batterie zu seinem Schutzbefohlenen.

Willi Hendrichs, Aachen

 

Was mein Leben reicher macht

Meine 25 Jahre alte, eiserne Lieblingspfanne hatte einen Teil ihres Griffs verloren. Im Internet sah ich, dass der Hersteller von einem anderen Unternehmen übernommen worden war. Ich schickte eine E-Mail hin, um zu erfahren, an wen ich mich wegen der Ersatzteile wenden könnte. Kurz darauf kam ein Päckchen mit kostenlosem Ersatz. Toll!

Johannes Köder, Ellwangen, Baden-Württemberg

 

Die Kritzelei der Woche

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Seit einem Jahr wohne ich in einer WG im ehemaligen polnischen Konsulat von Leipzig. Während unseres Mitbewohnercastings für das freie Zimmer von Masaki (der mit seiner Freundin zusammenzog) entstand diese Kritzelei. Nach acht Begegnungen der unterschiedlichsten Art fiel die Wahl übrigens auf Kai – und auf Harry, sein sechs Wochen altes Kätzchen!

Rebekka Lenz, Leipzig