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Die Kritzelei der Woche

Diese Kritzelei entstand während eines Telefonats mit meiner Oma. Sie lebt im Bergischen Land, ich wohne mittlerweile in München. Wir stellten fest, dass es an beiden Orten regnete. Ich saß an meinem Schreibtisch am Fenster, beobachtete die Regentropfen und fing an zu kritzeln. Im Bergischen Land gibt es einen Ort namens »Schloss Burg«, so wurde irgendwann das Wort »Regen« zu »Regensburg«. Und das Wetter heute in Regensburg? REGEN!

Nina Gerlach, München

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich als Exil-Bayerin in Frankfurt meine türkische Änderungsschneiderei betrete und auf meine Begrüßung anstatt des üblichen »wenn ich ihn sehe« ein herzliches »Grüß Gott« zurückerhalte.

Eva Segner, Frankfurt/Main

 

Was mein Leben reicher macht

Frühmorgens in der Arztpraxis. Außer mir sind noch keine Patienten da. Zwei Assistentinnen arbeiten am Bildschirm. Eine dritte legt mir ein Gerät an, das ich einen Tag später zurückbringen soll. »Wieder um halb acht?«, frage ich. Ich muss einen recht kläglichen Eindruck gemacht haben, denn sie sagt mitleidsvoll: »Es kann auch erst gegen neun sein.« Da entfährt mir erleichtert der Ausruf: »Küsschen-Küsschen.« Alles lacht.

Günter Apsel, Münster

 

Lengen: Mein Wort-Schatz

Lengen. Ich musste ein Lexikon zu Hilfe nehmen, um dieses Wort und die wunderbare in Oldenburger Platt verfasste Erzählung von Edmund Wilkens zu verstehen. Ich erzähle das alles am Telefon meinem 16-jährigen Enkel. Bisher fand er das von mir so geliebte Plattdüütsch: »Na ja, Oma …« Nun überlegte er: »Vielleicht hat Lengen ja mit Verlangen zu tun.« Ick glöv, nun verstaht he mi, min Enkeljung.

Edelgard Wilms, Eddigehausen, Niedersachsen

 

Appetitlich

Als ich in Bad Schwartau diesen Baum mit dem eingewachsenen Zaun entdeckte, musste ich spontan an Sonntagsbraten denken, an die knusprige Kruste, die leckere Soße und den Duft … Mir lief bei diesem Anblick das Wasser im Munde zusammen. Ihnen auch?

Matthias Puck, Lübeck

 

Was mein Leben reicher macht

Der ICE am Samstagmorgen nach Frankfurt – ein blindes Pärchen tastet sich elegant durch den Waggon – meine Nachbarn und ich, wir zwinkern uns zu: RESPEKT!

Gunther Ruettiger, Frankfurt/Main

 

Was mein Leben reicher macht

Der Schuhhändler im süditalienischen Lecce, der mir weiche, handgefertigte Ledersandalen über die pflastermüden Füße streift und mir erklärt, wie die billige Ware aus China ihm das Leben schwer mache. Er lächelt stolz: »Du erwirbst mit diesen Schuhen ein Produkt höchster Qualität. Sie werden dich tragen, egal wie weit. Und wenn du das nächste Mal nach Lecce kommst, dann besuch mich und erzähl mir, wie es dir ergangen ist.«

Cornelia Hickmann, Dresden

 

Was mein Leben reicher macht

Nach dem Abstieg vom Huayna Picchu kehren wir in der Dämmerung ins Ausgangslager zurück, setzen uns ans Bachufer und tauchen unsere geschundenen Füße ins Wasser. Unter dem Eindruck der Erlebnisse stimme ich – mitten in Peru – ein deutsches Volkslied an: »Abendstille überall.« Da erklingt vom anderen Ufer die Fortsetzung des Lieds: »Nur am Bach die Nachtigall.« Überraschung! Leider haben wir die Sängerin nicht kennengelernt, denn inzwischen war die Sonne ganz untergegangen.

Werner Göpel, Kaufbeuren

 

Hamburger Staatsangehörigkeit

In einem Lederköfferchen meiner verstorbenen Eltern fand ich eine für mich zunächst rätselhafte Urkunde. Mit dem Dokument aus dem Jahre 1927 wurde meiner in Hamburg geborenen Mutter bescheinigt, die »Staatsangehörigkeit« der Stadt erworben zu haben. Fünf Mark hat sie dafür bezahlt, ein damals nicht ganz unerheblicher Betrag. Da drängen sich Fragen auf!

Warum »Staatsangehörigkeit in der freien und Hansestadt Hamburg«? Warum nicht »deutsche Staatsangehörigkeit«? Und warum hatte sie diese nicht von Geburt an? Des Rätsels Lösung: Mutter war 1906 als uneheliches Kind auf die Welt gekommen. Nicht eheliche Kinder bekamen aber erst ab 1914 automatisch die Staatsangehörigkeit ihrer Mutter. Und eine einheitliche deutsche Staatsbürgerschaft gab es erst 1934!

Günther Feller, Adendorf, Niedersachsen

 

Gongeln: Mein Wort-Schatz

Gongeln. Ich verwende den Ausdruck seit Kindertagen. Doch meine Frau kannte ihn nicht. Es handelt sich dabei um einen Zustand zwischen wachen und schlafen. Aber dösen ist es eigentlich auch nicht. Beispiel: Hast du heute Mittag gut geschlafen? Ach, ich hab nur ein bisschen gegongelt. Übrigens: Das Computer-Korrekturprogramm schlägt alternativ gondeln und gängeln vor, aber damit ist es völlig auf dem Holzweg!

Peter Haas, Teningen, Baden-Württemberg