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Dräuen: Mein Wort-Schatz

Dunkle Wolken am Himmel, der Wind nimmt zu, fernes Donnergrollen. Es scheint ein Gewitter aufzuziehen, mehr noch, zu dräuen. Für mich schwingt bei diesem Wort etwas Unheimliches mit, eine drohende Gefahr. Wenn sie dann doch nicht eintritt, ist Erleichterung angesagt.

Sigrid von Swieykowski, Bad Homburg

 

Was mein Leben reicher macht

Als Winzer bei strahlendem Sonnenschein im schwäbischen Wengert Trauben zu ernten, sich dabei zu unterhalten – unter anderen mit vier deutsch-rumänischen Helferinnen – und festzustellen, dass eigentlich alle »ausländische« Wurzeln haben.

Mathias Hertner, Nordheim-Nordhausen, Baden-Württemberg

 

Wiedergefunden: Zeugnis aus dem Lager

Wegen der Einberufung zum Afrikafeldzug hat mein Vater 1942 sein Studium an der Staats- bauschule in Aachen unfreiwillig unterbrochen. Nach der Kapitulation folgten noch drei Jahre Kriegsgefangenschaft, zuletzt als Dolmetscher in einem Lager für Offiziere im Hohen Atlas in Marokko. Als mein Vater vor kurzem fast 92jährig starb, schrieb der Direktor seines langjährigen Arbeitgebers in seinem einfühlsamen Kondolenzbrief auch über dessen für die Kriegsjahre typischen unorthodoxen Ausbildungsweg: mit einem »zweisemestrigen Aufbaulehrgang in Bautechnik« nebst Abschlussprüfung, organisiert von Offizieren im Lager Ouarzazate. Zur Vervollständigung unserer Familienchronik stellte mir das Unternehmen die 67 Jahre alte »Teilnahme-Bescheinigung« zur Verfügung.

Armin Homburg, Raeren, Belgien

 

Was mein Leben reicher macht

Nachdem ich im Mai den Strong-man-Run am Nürburgring abbrechen musste, wollte ich den Lauf unbedingt komplett bewältigen. Nach einem trainingsreichen Sommer war es jetzt in Holland so weit. Und das Beste: Meine Freunde, versierte Läufer und schneller als ich, haben am Ende gewartet, mich in die Mitte genommen, und so sind wir gemeinsam ins Ziel gelaufen. Danke Jörg, Anita und Holger!

Ulrike Ostrzinski, Köln

 

Hör, sie plagt die Nachbarn wieder

(Nach Clemens Brentano, »Hör, es klagt die Flöte wieder«)

Hör, es klagt die Flöte wieder,
Irgendjemand ist am Üben.
Sonaten spielt man und auch Lieder:
Die Töne kommen aus dem Trüben!

Holdes Bitten, mild Verlangen,
Dieses Tun bald zu beenden,
Erfleh’n die Nachbarn, voller Bangen.
Doch tönt es weiter aus den Wänden.

Wolfgang Teubner, Herrenberg

 

Was mein Leben reicher macht

Wir sitzen beim Abendessen. Tochter Anne (10) will das Tischgebet sprechen. Sohn Uli (4) wehrt ab, er will beten. Erwartungsvolle Stille. Uli hebt an: »Lieber Gott, (Pause) zum Geburtstag wünsche ich mir von dir: ein Bobbycar, ein Kettcar und einen Bauarbeiterhelm.«

Gerhard Evers, Göppingen

 

Was mein Leben reicher macht

Ferien in Frankreich. Im Restaurant eine reizende junge Bedienung. Sie bedauert, dass sie nicht deutsch kann. Nur einen einzigen Satz: »Lass misch in Ruhe!«

Karin Klopfer, Dürnau, Baden-Württemberg

 

Darben: Mein Wort-Schatz

Darben ist aus unserem Wortschatz fast verschwunden. Kein Wunder angesichts des Überflusses in unseren Läden. Zum Glück fehlt es hierzulande nicht an Essbarem! Vielmehr erleben viele Menschen einen Mangel an Wertschätzung, Zuwendung und Achtsamkeit. Angesichts der steigenden Zahl an Essstörungen hat für mich Darben eine andere Bedeutung erlangt.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Das ist mein Ding

Der gemeine Schweinehund: Dieses weitverbreitete und doch selten künstlerisch dargestellte Tier erstand ich nach einigem Feilschen im Suk von Marrakesch. Still, aber unerbittlich ermahnt der Schweinehund mich nun seit der Rückkehr aus Marokko, ihn nicht nur zu tolerieren, sondern auch ein wenig zu mögen – und manchmal überliste ich ihn sogar… Es würde mich freuen, die Spezies, über deren Haltung und Zähmung nur wenig bekannt ist, auf diesem Wege auch anderen ZEIT-Lesern näherzubringen.

Susanne Prüfer, Bad Homburg

 

Was mein Leben reicher macht

An einem verregneten Herbstmorgen ein Päckchen meiner Mutter zu bekommen und beim Öffnen den Duft frischer Birnen zu riechen. Aus der beigelegten Karte erfahre ich, dass unser alter Birnbaum nach Jahren wieder getragen hat.

Christina Rogler, Freiburg