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Was mein Leben reicher macht

Ratsch, klirr, schepper. Vielleicht hätte ich doch nicht die Tüten mit Einwegflaschen an den Radlenker hängen sollen. An der Ampel warten etwa fünf Autos, deren Insassen nun sicher den Lacher des Tages haben. Ich fange an, die Scherben aufzusammeln. Eine Fahrerin aber entleert während der Rotphase in ihrem Auto eine Tüte und reicht sie mir. Bei Grün fährt sie weiter. Ein Engel!

Joachim Hendel, Jena

 

Eierschalensollbruchstellen: Mein Wort-Schatz

Vor gut zwei Jahren machte ich die Bekanntschaft eines außerordentlichen Haushaltskleingerätes Marke »Muss man aber nicht haben«. Schon den Namen zu behalten fiel mir schwer. Es handelt sich um eine Art Stahlhütchen mit einer Kugel an einem Stab, die beim Herunterfallen die Schale des Frühstückseis mit stilvollem Geräusch zum Bersten bringt. 2011 hatte ich in Paris eine tolle Stadtführerin – und irgendwann sagte sie so nebenbei mit zauberhaftem Akzent: »Ach, übrigens, mein deutsches Lieblingswort ist Eierschalensollbruchstellen verursacher.« Jetzt vergesse ich es nie wieder!

Gerlinde Winzer, Rastede, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Ich habe mit meinen 44 Jahren das Leben entdeckt. Ich bin ich, mit allen Ecken und Kanten und mit 35 Kilo zu viel auf den Rippen – aber ich werde geliebt, wertgeschätzt, mit Komplimenten überschüttet. Und ich kann Komplimente endlich annehmen. Ich bin glücklich.

Britta Brandt, München

 

Die Kritzelei der Woche

Seit über zehn Jahren fahre ich mit der Höllentalbahn vom Schwarzwald nach Freiburg zur Arbeit. Die Zeit im Abteil verbringe ich mit Kritzeleien wie dieser. Die immer gleiche Landschaft zieht im Wechsel der Jahreszeiten vorbei. Felsen, Bäume und Himmel. Momentaufnahmen, die »verkritzelt« werden. Über die Jahre ist ein hoher Stapel Kritzelblätter entstanden. Das Höllental mündet in eine Station, die immer über Lautsprecher mit »Nächster Halt: Himmelreich« angesagt wird. Ich sammle weiter …

Torsten Deigner, Feldberg, Baden-Württemberg

 

Internationale Küche

Ein Hafenbistro in der Bretagne. Die kleine handgeschriebene Speisekarte bot unter anderem Filet de Sole oder – auf Deutsch – Sohlenfilet. Gemeint war aber wohl ein Seezungenfilet. Ich habe der Bedienung die richtige Übersetzung aufgeschrieben (auch für Sohle).

Irmgard Plan-Rakow, Bernex, Schweiz

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Mann in der Küche mit einer Hand die Suppe rührt und mit der anderen sein Didgeridoo hält und spielt. Und unser eineinhalbjähriger Sohn tanzt zu Papas Rhythmen.

Katja Westhoff, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Unser Sohn war aus den USA zu Besuch. Beim Abflug in Frankfurt wird er bei der Gepäckaufgabe gefragt, was in seinem schwarzen Kasten sei. Eine Trompete. Er wird aufgefordert, etwas zu spielen. Und so ertönt mitten am Flughafen ein Blues mit Variationen.

Gerhild Dümchen, Efringen-Kirchen, Baden

 

Was mein Leben reicher macht

Seit meiner Jugend begleite ich mich beim Singen auf der Gitarre. 2006 lernte ich einen sehr versierten Gitarristen kennen: Eddie. Ich fragte ihn, ob er mir einen Lehrer in meiner Gegend empfehlen könnte. »Du kannst Unterricht bei mir nehmen« war die überraschende Antwort. Seitdem üben wir alle zwei Wochen, Eddie in Ost-Westfalen, ich in Wiesbaden – verbunden durch Skype. Und auf einmal gelingen mir herrlich schräge Akkorde, deren Namen sich wie Schachzüge anhören.

Swidbert Dohmes, Wiesbaden

 

Erdkirschen

Die Franken sind ja bekanntlich eigenwillig. Zu Bayern mögen sie nicht gehören, und wenn es Albrecht Dürer nicht gegeben hätte, dann wäre Lothar Matthäus wohl der bekannteste Franke. Aber ihre kulinarischen Spezialitäten sind etwas ganz Besonderes. In jeder Hinsicht! Gesehen bei Muhr am See.

Claudia Zill, Gunzenhausen, Franken

 

Was mein Leben reicher macht

Anlässlich des 80. Geburtstages meiner – sehr fitten – Mutter erscheint der noch rüstige 100-jährige Nachbar und gratuliert mit den Worten: »80 möchte ich auch noch mal sein!«

Stephanie Pegenau, Hagen