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Was mein Leben reicher macht

Nach einem anstrengenden Bürotag nach Hause zu kommen, eine Geschenktüte vorzufinden, die ein Tuch in meiner Lieblingsfarbe birgt. Auf der Tüte in der Schrift meiner 20-jährigen Tochter: »Einfach so, weil Du die Mami bist! Hab Dich lieb! Bussi!« Und schon sind Druck und Müdigkeit wie weggeblasen.

Franziska Messerschmidt, München

 

Mein Foto des Jahres


März 2011: Das Phänomen war ungefähr zehn Minuten lang sichtbar, dann war der Himmel wieder klar, und die Aura um die Sonne war verschwunden. Von den vielen Menschen in der Nähe schien sich niemand dafür zu interessieren. Ich aber hatte so etwas noch nie gesehen und war fasziniert. Also hielt ich die linke Hand ins Zentrum und drückte mit rechts den Auslöser.

Tina Wagner, Koblenz

 

Mein Foto des Jahres


Mein Foto zeigt das Bibermädchen Josephine, das ich im Sommer besucht habe. Zwei tierliebe Menschen haben den Findel-Biber vor zwei Jahren aufgenommen und liebevoll aufgezogen. Über das Internet bin ich auf sie gestoßen, und da ich Biber schon immer toll finde, habe ich gefragt, ob ich zu ihnen kommen darf. Und dann saß ich fast zwei Stunden neben diesem wunderschönen Tier und durfte es an der Kehle kraulen, während es an meinen Fingern knabberte: Der schönste Moment meines Jahres!

Katrin Bürkle, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Bei unserem letzten Besuch bei der englischen Verwandtschaft in London gingen meine Frau und ihre Schwester noch kurz in eine kleine Bäckerei, um einzukaufen. Ich wartete so lange vor dem Laden und sah mir das Treiben auf der Straße an. Jemand stellte sich neben mich, und noch einer, und noch einer … Bis ich merkte, dass sich eine kleine Schlange vor dem Bäckerladen gebildet hatte. Ist diese britische Disziplin nicht bewundernswert?

Wieland Rauh, Solingen

 

Mein Foto des Jahres


Im April dieses Jahres, zur Zeit des Arabischen Frühlings, haben mein Mann und ich während unseres obligatorischen Tunesienurlaubs spontan zwei Tage lang in einem Flüchtlingscamp an der libyschen Grenze gearbeitet. Bilder, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde!

Ella Klenner, Bad Oldesloe

 

Heidewitzka: Mein Wort-Schatz

Heidewitzka! Dieses Wort verbinde ich mit meinem Kronshagener Elternhaus. Mein Vater, heute 80 Jahre alt, fügte als Kapitän zur See gern hinzu: »Heidewitzka, Herr Kapitän!« Das bedeutete für uns vier Kinder stets, dass er etwas Angenehmes oder Unangenehmes entdeckt hatte und dies in einem laut vernehmbaren Selbstgespräch kundtat. Ich eignete mir diesen Ausruf des Erstaunens an und ertappe mich bis heute dabei, leise oder laut auszurufen: »Heidewitzka!« Eine sprachlich wohltuende Weise, andere an der eigenen Gefühlswelt teilhaben zu lassen.

Felix Evers, Ratzeburg

 

Mein Foto des Jahres


Ich finde, dieses Bild aus Athen fasst die letzten (Krisen-)Jahre und die ungewisse Zukunft geradezu perfekt zusammen. Trotz all der negativen Schlagzeilen und der gravierenden Probleme musste ich schmunzeln, als ich diesem Motiv begegnet bin. Und das hatte der Künstler (ein stadtbekannter Obdachloser) wohl auch im Sinn: Leute, kann’s eigentlich noch beschissener werden

Steven Norman Bichat, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Samstag im Herbst. Beim Joggen durch die Felder fand ich einen schlaffen Luftballon, daran ein durchnässtes Stück Papier. Sicher eine Botschaft, dachte ich, die Kinder losgeschickt haben. Ich wollte ihnen zu einem Erfolgserlebnis verhelfen und steckte den Zettel ein. Als ich ihn zu Hause vorsichtig auseinanderfaltete, kam ein mit Buntstiften gemaltes Bild zum Vorschein: zwei Blumen auf grünem Boden, dazwischen wohl ein Großvater, zu erkennen an seinem Schnurrbart. Über ihm zwei lila Wolken und am oberen Bildrand ein Streifen blauer Himmel, in dem kaum sichtbar »Opa« stand. In die Mitte des Blattes aber war mit kindlicher Schrift geschrieben: »Von Ann-Sophie. Für Opa. Ich vermisse dich.« Wie auch an jenem Samstag kommen mir beim Betrachten dieser lieben Botschaft die Tränen.

Dietmar Finger, Rödermark

 

Mein Foto des Jahres


Im März dieses Jahres führte mich eine Reise nach Norwegen und für zwei Tage auch  auf die Lofoten. Von dort stammt das Bild, das für mich so sehr dieses bewegte Jahr 2011 symbolisiert: unsere verschneiten, idyllischen Ferienhäuschen dort, kurz darauf die Nachricht vom Erdbeben, dem Tsunami und der Atomkatastrophe in Japan – Schönheit und Schrecken, ganz dicht beieinander.

Eva Hauser, Darmstadt

 

Mein Foto des Jahres


Mein Foto entstand Anfang Oktober, während einer Reise durch Zentralanatolien im alten Basar von Ankara. Es zeigt so etwas wie lebendige Nachbarschaftshilfe. Und doch trügt es. In Wirklichkeit waren wir sehr beeindruckt von der modernen Infrastruktur im Inneren der Türkei – und von den liebenswürdigsten Gastgebern, die man sich vorstellen kann.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim